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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1845 (Nr. 1-12)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1496#0050
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Hrrr vvn Wittgenstein nahm NamrnS de» aiwestnden PrLfidentm
daS Wort und btmerkt«, daß «r sich freue, der Bersammlung anzrigen zu
können, daß der Herr Ober-R»g!erungsrath RvlShausen in der AuS-
schuß-Si'Hung vom 3. d. M. auf den «instimmigen Wunsch de« Derwal-
tungs-AuSschusse- erklärt habe: „daß, in so fern drr Vorstand nach seinem
letzten Beschlusse auf einer neum Prästdentenwayl nicht bestehe, er dem an
ihn gerichtrten Wunsche nachgeben und denselben ermächtigen wolle, seine
Annahme der Wahl auszusprechen, jedoch unter dem Vvrbehalte, den Vor-
stand auch im Laufe des Jahres um seine Entlassung aus diesem «hren-
vollen Amte und um nene Anordnungen zu «rsuchen, wenn die Machl der
Umständ« und die Last der DienstgeschLsre dies sür ihn noch dringender,
als gegenwärtig schon, erheischen möchte".

Der Vorsitzende gab nunmehr dem Vorstande anheim, zu einer neuen
Wahl zu schreiten oder in Folge dieser Erklärung dts Hrn. Rolshausen
diesen als seinen Präsidenten fort füngiren laffen zu wollen, und gewärtig«
er, ob Jemand dagegen etwas zu erinnern hade. Der Vorstand adstrahirt«
mit Freude von einec vsrzunehmenden neuen Wahl.

Drr Dorsitzende gab demnächst folgendrr Maßen Auskunst über den
Stand drr Einnahmen seit der letzten Vorstands-Sitzung:

„Nach dem unterm 24. Juni c. vrröffentlichten 35. Gaben-Verzeichnisse
betruq dir Gesammk-Einnahme an dem genannten Tage 135298„12„ 8
„BiS heule find ferner eingegangen ...... 1392,, l3„ 4

sworunter n. 3>) Thlr. alszweitr Einzahlung dcs freund-
fchaftlichenDombau-Vereins hierund d. 50Thlr.
als drikte Einzahlung deS brüderlichen Dombau-
Vereins hier).

Summa. . 136690„2ü„-
„Der diSponible Bestand der Vereinscassa beträgt gegenwärcig 49,912
Tblr. 16 Tgr. 7 Pf., wovon jedoch 30,000 disponirt sind i>ro 1845 und
10,000 Thlr. Bei'trag zum nördlichen Thurmbau xro 1844."

Der Vorsitzende theilte hirraus einen Bericht des Herrn Dombau-
meisterS Awirner üder den Fortbau mit, welcher also lauket:

„Achter Baubericht über den Dombau zu Köln,
vom 1. Januar bis Ende Juni 1845.

„Jn dem letzten Bauberichte vom 10. Januar d. I. ist das Resultat
der Leistungen während des vorigen Jahres ausführlich dargetban worden
und im AUqemeinen der Verwendungssumme Erwähnung geschehen; eine
specielle Nachweisung ist hierauf in der Jahres-Bauabrechnung erfolgt
und aus dem unterm 4. April d. I. adgeschloffenen Revifions-Protocvllr
eine tabellarische Uebersicht der auf die einzelnen Bautheile verwendrten
Kosten durch die hohe rrzbischöfliche Brhörde dem Central-Dombau-Ver-
eine mitgetheilt worden, derm Veröffinllichung durch das „Domblatt" nun-
mehr zu erwarten sein dürste*). Hicdurch, so wie durch den am 27. Mai
d. I. in der General-Versammlung des Dombau-Vereins erstatteten Be-
richt ist der Stand der Dombau-Angelegenheit genau übersichtlich darge-
legt wordm. ES wird demnach hier nur nökhig sein, der diesjährigen Bau-
thäügkeit selbst zu erwahnen, welche im Verlause deS erstcn Semesters
ausgeübt wordm ist.

„Der sehr starke und ungewöhnlich kang' anhaltende Wl'nter hat zwar
die Bauthätigkeit am Dombaue nicht unkerbrochen, da die Steinmetzm
fortwährend in den Werkhütten beschästigt werden konnten, dagegm aber
den Betrieb der meisten Steindrüche sehr lange gehemmt, und erst im Mo-
nat Mai konnie mit Ler Gewinnung der Werkstein« für den Dombau vsr-
geschritten werden; diese Verzögerung war um so störender, als bereils im
vorigcn fthr nassen Jahre eine verhältnißmäßig nur geringe Ausbeute von
Weristeinen in den Steinbrüchen erfolgm konnte. Die Lieserungen gehen
gegmwärtig gut von Statten, die Bearbeitung der Steine ab:r erfordert
vicle Zeit, und dadcr erscheinm die Fortschritte drm Auge nicht so sichtbar,
als sie cS in der That sind.

„Die südlichm Seitenschiffsgcivölbe mit den zugchörigm Neben-Eonstruc-
tionen zur Fortfttzung des ÖderdaueS sind im Laufe des Frühjahres ganz
vollendek und mik «imm Dache üderdcckt worden; im Jnnern wurdm die
Pftiier und Wandflächm in ihren schadhasten Theilen restaurict, und na-
mentlich im Querschiffe die lvsgetrmn.en Säulen abgmommen und mit-
tels neucr Bindcisteine b-ftstigk.

„Nebrn der Ausbessemng des Plattenbodens geschah die Ergänzung der
provisorischkn Glaeftnster im südlichen Seitenschiffe und dessm Abschluß
vom Miktetschiffe durch Bretterwande, um dadurch den Raum für gottcs-
dienstliche Zwecke einstweilen brauchdar zu machm.

„Am sütlichm Krcuzgiebelbaue erfolgte der Aufbau nach Maßgabe der
Skemvorräihe; die Baldachine zu den Eingangshallen wurden meistens
vollendet; die Einwölbung der Hallen wird noch im Laufe dirfts Som-
mers erfolgm.

„Für den Bau des nördlichen Kreuzgiebels auf Rechnung des Cmtral-
Dombau-VereinS sind viele Werksteine zugehaum und eine große Anzahl
derselbm, namentlich an der innrrn Fläche, aufgebaut worden; das Ein-
wolben der nvrdwestlichen Eingangshalle hat bereits begonnm und wird
eben so, wie an de» beiden anderm Hallen, noch im Laufe des Baujahres
vollendet werdcn. Der Sockel drs nördlichen Thurmes ist vvn neum nie-
»ermendiger Hausteinm aufgeführt worden; die Materialien jum Weiter-
baue werden käglich crwarlet.

„Eine größere Thätigkeit berrscht« ftdoch für den G-wökbebau de« nörd-
lichen Quer- und Seitmschiffes; es sind dazu die Pftiler- und Bogmsteine
großentheils schon bearbeitet worden; mik ihrem Aufbaue wird gleich nach
dem nahe bevorstchenden Abbruch der nördlichm Seikenschiffsdächcr voiyeschrit-

*) Diese Uebersicht wird nächstens mitgelheilt werden.

ten werden. Bekanntlich werdm diese Arbeiten hauptsächlich auf Rechnung
der baierischen VereinSfonds bewerkstelligt.

„Durch di- Vertheilung der Arbeitskräfte auf die verschiedenm Bau-
theile wird der Betrieb des Baues fthr erschwert; theils ist diefts Ver-
fahren durch Lie Eigmthümlichkeit des Gebäudes selbst bedingt, theils aber
Folge der getrmnten Rechnungsführung, welche der Verein fordert.

„Jm Ganzen sind nahe an 400 Arbriter beim Baue thätig.

„Die Frescomalereien im hohen Chor« bieten die erfrculichsten Fort-
schrittr dar und «erden noch im Laufe drescs Sommers ganz vollendet
werdm.

„Kökn, 1. Zuli 1845. Der königliche Regierungs- und Bau-Rath,

»(gez.) Zwirner."

Herr Zwirner bemerkte erläuternd zu dem PaffuS, betreffend die ge-
trennte Rechnungsführung, auf die Bemerkung des Vorsttzenden, daß nicht
nur sür die Nord- und Südseite getrmnte Rechnung gelegt werden müsse,
sondern auch für dm Thurmbau, und er rrst noch in dieftn Tagm dem
Herrn Erzbischofe eine solche Nachweift gegeben habe. Auch ftien die baie-
rischcn Vereinsfonds gewiffer Maßen getrmnt zu verrechnen, sofcrn der da-
hin zur Ausführung kommmdeTheil nachgewiesen werden solle. Der Vor-
sitzende bemerkte hierauf, daß ihm eine abgesonderte Rechnung über die
Beiträge diefts Vereins nicht nothwendig und den Absichten der Schenk-
geber nicht gemäß erscheine.

Hrrr Zwirner setzte die Schwierigkiitm ciner besondernRechnungnäher
aus einander, indrm eine solche Auseinanderhaltung besonders bei der Be-
schaffung des Materials und der gleichzejtigm Betreibung des Baues bei-
der Portale und des Thurmcs fast unmöglich fti. Nach den fcrnrrn Be-
merkungen des Vorsitzenden, daß vielleicht eineVereinfachung derRech-
nungen zu bewerkstelligen, ging derselbe auf einen andern Gegenstand von
besonderS erfreulicher Nakur übcr. Es sei diefts die bevorstehende Ankunst
Sr. Majestät deS König - Protectors in der Rheinprovinz, m welcher Be-
ziehung er Namms des Ausschujfts der Versammiung vorkrug: „daß von
Seitcn des Dombau-Vereins bei der nächsten Anwesmheit deS hohen Pro-
tectors Merhöchstdemselbm eine Huldigung durch cine Deputation dcs Vor-
standeS mit dem Verwaltungs-Ausschuff« in einer Adresse und einem Be-
richte über die bisherige Wirksamkeit drs Veceins, nebst ei'ner Einladung
zur Besichtigung des Domes überreicht werdm möge, und fti dieser Ankrag
dahin näher zu bestimmen, daß dec Vorstand flch an die Spitze eineS von
dm Vereins-Mitgliedern unter Zuzrehung der verschiedenen Dombau-Ge-
sellschaften zu veranstaltmden FackelzugeS oder einer andern geeignet schei-
nenden Festlichkeit stelle".

Auch trug der Vorsitzende darauf an, aus der Mitte des Vorstan-
des eine Deputation an Seine Majestät abzuftnden, welche gleichzeitig
als Comite diese Angclegenheit besonders mit dem Verwaltungs-Ausschusse
zu beLarhen habe.

HerrHardung äußerte, daß er mit dem Hrn. Obrr-Prästdenten vonBo-
nin über dieft Angelegenheit bereits Rücksprache genommsn und daß cS
ihm am zweckmäßigsten dünke, wenn während der Anwrftnheit Sr. Maj.
bei der Bestchkigung dcs Domes die Mitglicder der hicstgen Dombau-Ge-
ftllschasten mit "dem Vocstande des Central-Dombau-Vereins an dec Spitze
ihre Huldigungen darbrä'chtm. Dieses scheine um so unerläßlicher, alS Se.
Majestät eine Nacht in Köln nicht zubringm werde und ein Fackelzug
nach Brühl, besonders wegen der Rückfahrt, seine besondercn Tchwierigkei-
ten habe, wenn nicht unaussührbar sei.

Der Dorsitzende bemerkt«, daß bis heran noch keine Gelegmheit ge-
wesen, ins Einzelne dieser Anqelegenheit einzugehen, zumal übcr di« de-
vorstehende Anwesmheit Sr. MajestLt noch nichts Weiterrs ihm bekannt
fti, als daß Allerhöchstderftlbe am 28. disscs Monats in der Rheinpro-
vinz eintreffen und Jhre Maj. die Königin von England nicht vor dem 11.
künftigen Mvnats London verlassen werde. Er beantrage demgemäß, daß
der Vorstand znr Wahl von fünf Mitqliedern schrcike, welche in Verbin-
dung mit dem Ausschusse über die Ausführung in nähcre Berakhung treken.

Herr Haass äußerke, daß bei der Kürze der Zeit es vielleichl wünschens-
werth sei, daß dem Ausschusse und der zu wählenden Deputation dcs Vor-
standeS sofort eine unbedingte Vollmacht über die Empfangs-Feierlichkeittn
gegebm werde.

Herr Berghaus bemerkte, daß seiner Ansicht nach der Ausschuß eine
solche Commission bilde, wclcher alle zu treffenden Bnordnungen anhei'm-

zustellm. .

Dcr Vorsitzende erwidrrtt, daß es bis heran immer Brauch gcwe-
ftn, daß der Ausschuß bei besonderen Veranlassunqm durch eine aus der
Mitte des Vorstandes zu wählmde Deputation vsrstärkr werd«, welche auch mil
dem BuSschuffe die nothwendigm und oft bedcuttndm Arbeitm theile, zu-
mal der Ausschuß allein nicht zahlreich genug zu eincr solchm Depuka-
tion sci.

Die Versammlung schritt demnächst zur Wahl von fünf Mltgliedern.
Die Scrukawrm, Herr Böcker und Bartman, verkündigten alS Re-
sultat, daß nuc die Herren von Groote, Seydlitz und BerghauS
eine absolute Majorität gehabt, und bat demnächst der Vorsitzende,
rückflchllich jwcier Mitglieder eine neue Wahl vorzunehmen. Diese fiel zu
Gunsten des Herm von H>erwegh und des Prokocollführers aus.

Dcr Vorsitzend« bemerkte darauf, daß die Zeit dränge und «S deßhalb
vielleicht zwcckmäßig sei, dem gewählken Ausschusse in Verbindung mikdem
Verwaltungs-Ausschusse unbedingte Vollmacht üder die Anordnung der
Smpfangs-Felillichkeittn zu ertheilen, daß es aber andererseits sehr wün-
schenswerth scheine, daß der Vorstand, zumal auch noch eine Adreffe zu
entwerfen und von allen Mitgkiedern des VorstandeS zu unterzeichnen sei,
vorher nochmals zusammenkomme und den getroffenen Anordnungen seine
brsondere Genehmigung ertheile.
 
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