Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Koepplin, Dieter
Cranachs Ehebildnis des Johannes Cuspinian von 1502: seine christlich-humanistische Bedeutung — 1973

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9938#0056
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
51

Albrecht Dürer (14o), Burgkmair (141) und Barbari (142). Aus
München wurde 15o4 der Leipziger Buchdrucker Wolfgang Stockei
(Molitoris) nach Wittenberg geholt (143).

Dass Cranach in der Zeit zwischen seinem Wegzug aus Wien und
seiner Ankunft in Wittenberg noch schnell in Gotha geheiratet
habe, ist eine falsche Konstruktion, die sich während über hun-
dert Jahren in der Cranach-Literatur gehalten hat. Wir haben an
anderem Ort die Argumente dafür zusammengestellt, dass Cranach
erst um 1512 die Gothaer Ratsherrentochter Brengbier geehelicht
hat (144).

Wo sich Cranach im Lauf des Jahres 15o4 aufgehalten hat, weiss
man nicht sicher; einiges spricht für Regensburg und Nürnberg.
Die Frage ist für den Kunsthistoriker nicht müssig, weil die
Werke Cranachs, die die Jahreszahl 15o4 und jetzt zum ersten
Mal auch die Initialen L.C. tragen, gegenüber denjenigen von
15o2/o3 stark verfeinert, lyrischer, weniger leidenschaftlich,
in Stil und Thema idyllisch erscheinen. Erst von hier aus geht
eine ununterbrochene Linie weiter zu den frühen Wittenberger
Werken. Die von Altdorfer ausgeführte, an Cranach sich anlehnen-
de Zeichnung eines Liebespaares in der Landschaft von 15o4 (145)
und Cranachs Martinszeichnung von 15o4, deren Weisshöhungstech-
nik die unmittelbare Vorstufe zu den frühen Zeichnungen Altdor-
fers bildet, legen die Vermutung nahe, dass der lyrische Stil
Cranachs entweder an Altdorfer in Regensburg vermittelt oder
gar von diesem angeregt worden ist. (Es ist freilich eine lyri-
sche Verfeinerung, die genau gleichzeitig auch in Dürers Graphik

(140) Gurlitt, Zur Lebensgeschichte Albrecht Dürer's, in: Rep.f.
Kunstwissenschaft XVIII, 1895, 113, Vgl. oben Anm. 85.

(141) Siehe Anm. 138.

(142) Gurlitt a.a.O. Barbari war festbesoldet und lebte 15o3 in
Torgau.

(143) Bauch, in: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Alter-
tumskund XVIII, 1897, 3o2 f.Stockei ist bald wieder wegge-
zogen.

(144) D. Koepplin 1966 (zit. in Anm. 77). Cranachs Heiratstermin
15o8 oder Winter 15o8/o9 versucht zu begründen U. Steinmann,
in: Staatliche Museen zu Berlin (Ost), Forschungen u. Be-
richte, Bd. XI, Kunsthist. Beiträge, 1968, 124-133.

(145) S. oben Anm. 34.
 
Annotationen