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Körte, Gustav
Göttinger Bronzen — Berlin, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.15658#0051
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48

GUSTAV KÖRTE,

II. Griechisch-römische.

a. Figuren:

Taf. xv. 53. (M 20. H 709). Knabe, ganz in einen weiten Mantel gehüllt.
H. 0,07. Aus Sammlung Dressel. Der 1. Fuß fehlt. Gute grüne Patina. Die
Figur ruht gleichmäßig auf beiden Beinen, die Füße auswärts gestellt; der Kopf
ist nach ihrer L. hin gewendet. Er ist von kindlicher Form, groß und dick-
backig, die Haare kurz geschoren, nur am Hinterkopf ein kleines geflochtenes
Zöpfchen. Gute lebendige Arbeit, im Gesiebte ein schelmischer Zug. Man möchte
sie noch in hellenistische Zeit setzen. Mit Etruskischem (Hubo) hat sie nichts
zu tun.

Der Typus ist nicht selten. Ganz ähnlich, auch in der Haltung der Arme
innerhalb des Mantels, ist eine Statue aus italischem Marmor im Museum zu
Berlin JBeschr. d. ant. Sic. Nr. 488. „Am Hinterkopf sind die flach anliegenden
Löckchen in konzentrische Kreise geordnet, deren mittlerer ein wenig erhaben
und mit einem Ringe, um den ein Bändchen geschlagen ist, geschmückt ist".
Den im Text S. 190 nachgewiesenen Wiederholungen füge ich folgende hinzu:
Reinach, röp. II, 470,8 „Thespies. Phot. Jamot", Torso, ohne Kopf und Füße,
die Gewandung und Armhaltung gleich unserer Bronze. Ähnlich die kleine Bronze
im Louvre: de Ridder Nr. 622 pl. 43, H. 0,073. Rome 1900. R. Schulter und
Arm außerhalb des Mantels, die r. Hand macht (mit ausgestrecktem Zeigefinger)
eine zeigende Gebärde. Das Haar ist kurz geschnitten, am Hinterkopf eine
Locke, de Ridder verweist auf eine weitere Bronze im Louvre Nr. 625 pl. 44
(Reinach rep. II, 559,4), die mir im Abguß bekannt ist (Göttingen A 670). Sie
stellt einen älteren stehenden Knaben dar, ganz in einen dicken weiten Mantel
gehüllt, Kopf etwas nach seiner L. gewandt, Haar kurz und dicht, am Hinter-
kopf eine besonders starke Locke (nicht geflochten)x).

Die Deutung dieser Knabenfiguren auf Telesphoros (so auch Hubo) ist ganz
unbegründet. Die sicheren Darstellungen dieses von Pergamon stammenden, erst
im 2. Jahrhundert nach Chr. in den Kreis des Asklepios getretenen Gottes2)
tragen sämtlich den cuculkts, die Kapuze fast stets über den Kopf gezogen. Die
einzige Figur 3), zu welcher eine Weihinschrift an T. gehört, ein Knabe in der

1) Zu der eigentümlichen Haarlocke vgl. F. v. Bissing Öst. Jhh. XV. 1912 S. 78 Fig. 56:
hellenistische Bronze seiner Sammlung': „gefangener Barbar" (eher Sklave?) und „Athleten" der
Sammlung Dattari S. 80, 58. v. B. verweist ferner auf die Athleten des Mosaiks in den Caracalla-
Thermen und auf einige Knabenköpfe der Kaiserzeit. Der oben genannten Bronze des Louvre
ähnlich (durch Manteltracht und Armhaltung) ist auch eine 10 cm hohe Bronzeflgur der früheren
Sammlung Carl Anton Milani in Frankfurt a. M., die im Auktionskatalog Nr. 462 abgebildet und
als „sehr gute griechische Bronze" bezeichnet ist.

2) S. I'. Kutsch, Att. Ileügötter und Heüheroen S. 34.

3) Aus dem Asklepios-Ht. in Epidauros im 'E&v. Mova. in Athen, 1886 zusammen mit vier
anderen gefunden. Vgl. Kastriotis rXvntcc r. 'E&v. Mova. (1908) n. 277—281. Nr. 281 hat auf
der Basis die Inschrift: r& TsXsacpÖQo) \ VaCog iarga. (Kaiserzeit). Kavvadias Kar. x. 'E&v. Mova.
281. Abb. Reinach rep. II, 469,6.
 
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