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Die (zweite) Titelbordüre von Job. Wechtlin umgibt den Titel als ein einheitlich
gezeichnetes Bild. Auf beiden Seiten sind rebenumwundene Bäume emporgewachsen, die sich
oben in einem Bogen verschlingen. In ihrem Wurzelwerk krabbeln zwei Putten, die einen leeren
Schild halten. Drei andere Putten und zwei Äffchen klettern lustig in den Ästen, necken sich,
schießen mit Pfeilen aufeinander u. s. w.
Die zahllosen übrigen sehr interessanten und schönen Holz-
schnitte —• darunter auch viele von der H u p f u f f ’ sehen Ausgabe des Heiligenlebens
von 1513, welche wieder aus älteren Kistler- Drucken herrühren — sind zumeist gotischen
Charakters und stammen, nicht bloß in ihren Motiven, sondern auch in der Technik noch viel-
fach aus der Inkunabelzeit. Der Größe nach zerfallen sie in zwei Gruppen: die eine,
2 Kolumnen füllend im Format ca. 70x145 mm, die andere, zu Beginn der Kapitelanfänge
für eine Kolumne ca. 70x70 mm. — Beide Titel in Rotdruck.
Einige schadhafte Randstellen am Titelbl. u. verschiedene Textbll. sind ausgebessert, sonst
gut erhalten.
Tafel 16 37. WEIL (WYLE), NICOLAUS VON. Translation. // Oder Deütschungen,
des hochgeachten / Nicolai von Weil, den Zeiten Statschreiber der / Statt Esz-
lingen, etlicher Bücher Enee Siluij, Pogij Florentini, Doctoris / Felicis He-
merlin, Mit sampt anderen schrillten, deren achtze- / hen . . . / M.D.XXXVI. /
(Am Schluß:) Gedruckt vnd volendet inn . . . Augspurg, durch Hayn / rieh
Stayner . . . (1536.) 2°. 6 ungez., 99 gez. Bll. Mit 33 prachtvollen Holzschnitten
von Hans Weiditz, Bur gkmair, Jörg Breu etc., vielen schönen Ini-
tialen und Holzschnittleisten. Hfrzbd. 475.—
Goedeke I, 361, 3. Heyse 1794.
Eines der schönsten und kostbarsten illustrierten deutschen
Volksbücher aus dem Anfang des 16. Jahrh., das innerhalb der deutschen Literatur
dadurch eine bedeutsame Stellung einnimmt, daß ihr Autor, der um 1410 im Aargauischen
geborene Niklas v. Wyle, späterer Kanzler des Grafen Ulrich v. Württemberg, der durch Felix
Hemmerlin und Gregor Heimburg in die humanistische Richtung geleitet wurde, in diesen
Translationen durch getreue Nachbildungen des lateinischen Stiles humanistischer Schriften
eine deutsche Sprache und Literatur schaffen, d. h. für den Humanismus auf deutschem Boden
Propaganda machen wollte, so daß er mit Recht als der eigentliche Begründer der italienischen
Renaissanceliteratur auf deutschem Boden bezeichnet werden darf. Den Inhalt dieser 18 „Trans-
lationen“ bilden teils lehrhafte, teils novellistische Stoffe in Form von Gesprächen, Erörterungen,
Briefen und Erzählungen, darunter an erster Stelle die klassische Empfindsamkeitsnovelle des
15. Jahrh. von Enea Sylvio Piccolomini (Papst Pius II.): „Euriolus vnd Lucretia,“ die zum
Unterschied von den märchenhaften Motiven der übrigen Stücke eine wirklich historische
Begebenheit behandelt, nämlich die Liebe des österreichischen Kanzlers Kaspar Schlick zu
einer edlen Bürgerin von Siena. Die Novelle von „Guiscard vnd Sigismunde“, eine einzelne
Liebesgeschichte aus dem Decameron des Boccaccio, die bereits vor Wyle von Stein-
höwel übersetzt worden ist; besonders erwähnt sei noch „Der gülden Esel“ von Lucian, mit
dem Wyle den antiken Roman in die deutsche Literatur einführte. „Die Artzney der vntzym-
lichen liebe“ ebenfalls von Enea Sylvio, der Trostspruch für Cosimo von Medici des
Poggio Fiorentino, „von den Nollhärten vnd Begeynen“, „Hieronymus von Prag“,
des Enea Sylvio Traum von der Königin Frauenglück, Petrarcas „Artzney beyder
glücks vnd vnglücks“. (Salzer, Lit.-Gesch. I. 499; Mielke, Gesch. d. deutsch. Romans
p. 21.)
Besonders wertvoll wird das Buch durch die schönen Holzschnitte, von denen
16 von Hans Weiditz (Dodgson II, 156 Nr. 61: 15 Holzschnitte aus Petrarcas Trost-
spiegel, 1 aus Ciceros Officia; von Röttinger nicht erwähnt), 5 von JörgBreu (Dodg-
son II, 113 Nr. 16: Die Holzschnitte A 1 v und fol. 58 v.: Wiederholungen aus Richenthals
Konziliumsbuch, sowie a6v der Holzschnitt zu Euriolus und fol. 66 v. zum Gülden Esel),
1 von Burgkmair (Dodgson II, 63, Nr. 28, Kunstgeschichtl. Anzeigen
1904 p. 61 Anm. 2: der Holzschnitt zu der Kunigin Frawenglück), die 10 anderen sind alten
Incunabeldrucken entnommen, zum Teil dem Ulmer Boccaccio.
Sehr gut erhaltenes Exemplar.
Tafel 1738. ZASIUS, ULRICH (Stadtschreiber v. Freiburg i. B. u. ‘Professor legumj.
Nüwe Stattrechten vnd Sta / tuten der löblichen Statt Fryburg im / Pryszgow
gelegen. / (Am Schlüsse:) . . als man / zelet . . . fünffzehenhundert vnd /

26 Illustrierte Werke. Holzschnittbücher und Kupferstichwerke Teil I/II Kat. 7
 
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