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MVTIL E N E.

Spur hinterlassen, welche den ursprünglichen Standort der Stadtmauer an diesen Stellen nicht verkennen läfst, —
das werthlose Füllmaterial in Gestalt eines Walles aus kleinen Steinen liegt immer noch an Ort und Stelle
und aus den Gräben sehen die Spitzen der noch nicht geraubten Blöcke hier und da hervor (bei F im Plan).

So eroiebt sich heute der beistehende Ouerschnitt.

Erste Spuren der beschriebenen Art finden sich auf der Höhe
(C) im Südwesten der Stadt, wo die Häuser aufhören. Nicht weit von
dieser Stelle mündet die moderne Wasserleitung-, die von den Abhängen
des »Amali« von dem Dorfe Varia herkommt. Diese Wasserleitung
ist früher zur Anlage einer Mühle benutzt worden; das Wasser war auf einigen Bögen (D—E) horizontal
weiter geleitet, um den nöthigen Fall zu gewinnen und stürzte von dem Ende jener jetzt »Kamäres« genannten
und weithin sichtbaren Bögen auf das treibende Rad. — Die Mühle ist eingegangen und das Wasser geht
jetzt direct zur Stadt hinunter.

Die Spur der alten Stadtmauer zieht sich von diesem Punkte zunächst dem Höhenrande folgend in
geraden Zügen bis zu der westlichen Spitze, biegt hier scharf um nach Norden und zieht sich weiter fort bis
zu der Windmühle, welche den höchsten Punkt (131 m. über Meer) der ganzen Stadt bezeichnet.

Westlich von dem letztbezeichneten Mauerzuge tritt unterhalb der Mauerlinie ein mit dieser etwa
parallel laufender Felsrücken zu Tage, den man jedoch, so günstig er dazu zu liegen scheint, nicht in die
Befestigungslinie hineingezogen hat; es wurde vorgezogen die höchste Linie des Stadtterrains nicht zu verlassen

Unmittelbar bei der Mühle selbst ist die Mauerspur nicht sichtbar. Es liegen aber da noch einige
Blöcke, nach welchen man die Mauer doch in unmittelbarer Nähe ansetzen mufs. Diese Blöcke sind recht-
winkelig im Gegensatz zu den übrigen polygonalen. Die Bildung einer vorspringenden, rechtwinkeligen Ecke
aus polygonalen Blöcken ist immer besonders schwierig, und es pflegt daher an den Ecken entweder die
polygonale Schichtung in Ouaderschichtung überzugehen, wie an den Mauern von Xerokastron (Taf. 14, 7),
oder es werden die Ecken überhaupt vermieden durch Anlage von runden Thürmen, wie bei der kleinen
Feste zwischen Nauplia und Epidaurus (Abb.: Le Bas, Itinerairc T. 32). Das erstere Mittel ist hier zur
Verwendung gekommen.

Die Stelle an der Mühle mufs in der Befestigung eine so bedeutende Rolle gespielt haben, dafs hier
ein Thurm kaum zu entbehren gewesen sein wird. Die; Mauer biegt hier nach Osten hin um, folgt dem
steilen Abhang und läuft dann hinab zu jenem Rücken, der zwischen dem nördlichen und dem südlichen Theil
des grofsen Doppelhügels liegt. Die Wälle aus kleinen Steinen, also die Spur der einstigen Stadtmauer,
bilden hier (G im Plan) dicht bei einem Heiligthum des Propheten Ilias ein Rechteck, offenbar von einer
grofsen Thoranlage herrührend.

Für gröfsere Thore ist überhaupt nur an drei Stellen Raum, nämlich im Süden und Norden an den
Stellen, wo die Mauer dem Meere sich nähert, also etwa an dem heutigen Gümüsch-Kapu einer- und dem
Pavlä-Kapu anderseits, und dann drittens liier in dieser Einsenkung, wo das Thor von den nach beiden Seiten
hin ansteigenden Mauern aufs beste gedeckt wurde.

Aufserhalb des Thores fällt der grofse Hügel nach Norden hin ziemlich steil und tief ab. An
diesem Abhang hin und über die sich an den Stadtberg anschliefsende Höhenkette gieng noch bis vor wenigen
Jahrzehnten der I Iauptverbindungsweg nach dem Inneren der Insel, dem Golf von fera zunächst und dann
weiter nach Kalloni und Molivo; das mufs auch die alte Verbindungstrafse zwischen Mytilene und Methymna
gewesen sein, die von den Mytilenaeern bei der Athenischen Belagerung noch längere Zeit offen gehalten
wurde, und die bei guter Bewachung schwer abzuschneiden ist. Der Weg ist erst durch die neuere Fahr-
strafse überflüssig geworden, die man in der Langäda dem Bett der Alissi'da folgend gebaut hat.

Die Mauer steigt von dem grofsen Thor, welches man das Methymnäische nennen könnte, hinauf
zu dem kleinern, nördlichen Theil des Doppelhügels, erreicht bald den höchsten Punkt bei der Ruine einer
»Wardia«, wie man die alten türkischen Wachthürme in Anschlufs an italienischen Sprachgebrauch hier nennt,
und tritt von da ab in gut erhaltenen Stuckern zu Tage.

I )ie von der Warclia aus ersten Stücke (A und B im Plan) sind auf Tafel 3 unter 5 und 6 abgebildet.
Die Schichtung hat das Eigenthümliche, dafs öfter die oberen Flächen mehrerer nebeneinander liegender Steine
zu einer zusammenhängenden, wenn auch gebrochenen Linie, abgeglichen sind, das heifst: es kommen durch-
gehende Eugen vor, welche sich der Horizontale nähern. Einspringende Winkel, welche zu Gunsten eines
oberen Steins in den unteren eingehauen sind, sind selten. Heide; Eigentümlichkeiten finden sich auch beim
Ouaderbau, bei welchem die Horizontale zur Norm erhoben wird, und Ausklinkungen beim Uebergang
ungleichhoher Schichten in einander vorkommen. Bei anderen Denkmälern, zum Beispiel der grofsen Stützmauer
von Apothike (Taf. 15,4) sind solche Anklänge an Ouaderbau nicht zu bemerken.

Die Fugenflächen sind an den Rändern mit dem Flachmeifsel sauber abgeglichen und in ihrem
inneren Theile mit dem Spitzhammer vertieft, die sichtbaren, äufseren Flächen der Blöcke bossirt, jedoch ohne
Randbeschlag.
 
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