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M Y T I L E N E. 13

aufserhalb der Stadt liegenden Distrikt erhalt eine weitere Bestätigung durch die von Fabricius (Mitth. d. arch.
Inst. IX S. 88fg.) publicirte Inschrift; in dieser ist von einem zu Mytilene gehörenden Grundstücke iv Maloevri
die Rede; sicherlich lag dieses wie die sonst in der Inschrift angeführten Weinberge und Anpflanzungen
aufserhalb und wie schon der Herausgeber angenommen hat in der Umgegend von Mytilene.

In der herangezogenen Inschrift wird auch ein Weinberg angeführt, welcher in Maksiq lag; wir dürfen
dies wohl mit dem von Thukydides angeführten Malca identificiren, das ebenfalls in der Nähe der Stadt, nach
Norden hin, gebucht werden mufs. So bietet sich von selbst die Vermuthung dar, dafs unter Malea das kleine
Vorgebirge verstanden werden mufs, welches den ersten Küstenvorspruno- nördlich von Mytilene bildet und
mit der Stadt durch einen flachen Küstenstrich, den alten Maloeis, verbunden ist. Diese kleine Küstenhöhe
scheint der geeignetste Punkt für die Anlage einer Verschanzung, welche die Nordseite der Stadt und den
Strandweg zu bewachen hatte; ihre; schmalen Ufereinbuchtungen waren ganz vorzüglich geeignet, die hier
stationirten Schiffe ans Land zu ziehen.

Was jetzt endlich den Südhafen betrifft, so sind für diesen folgende Worte Strabons (p. 617) von grofser
Bedeutung: "E/ei d° i\ Mur'/./li>>l li/itfvag dvo, tvv u vonog xkeiordg + rQi'qQei xal iv vaval ntvir\xovxa, u de
(ioQfios fityag xal ßalHig, ywuan oxmatyfuvog- nyoxeirai <)" äpifdiv vtjaiov, fifpog u]~ nulswg r/j>r aviofrt
ovvoixovfjevov xr/Ttaxivaaua <)V rotg näoi xaldig. Die auch in einige Handschriften eingedrungene Lesung
der corrupten Stelle TQi^eai xal vaval stellt sich als eine unglückliche Conjectur dar; die: Lesung Plehns
(Lesbiacorum liber S. 13) TQirjQixbg vaval mvit/.nria scheint sich durch ihre Einfachheit zu empfehlen, doch
ist der Ausdruck geschraubt; willkürlich und der Gröfse des Südhafens widersprechend ergänzt Grofskurd (in
einer Anmerkung zu seiner Übersetzung) xksiarug hQidxovra iy.cn'<'>~ iari] iou'.ohji xal vaval nfvr^xovra; so
scheint mir der Hinweis Wesselings (zu Diodor XIII 79) auf die Parallelstelle p. 656, in welcher von den
ganz analogen Verhältnissen in Knielos die Hede ist, und auf p. 955, wo es von Chios heilst ndliv iV fyti svli-
fifvov xal vcroio,'),:,,,' vaval mvir\X0VT.a, sowie sein Vorschlag auch an unserer Stelle die für Knidos ge-
brauchten Worte TQirjQixbg xal vavara&fiov vaval .iw,,'/.<„■ ra einzusetzen, das beste Auskunftsmittel zu
sein; zwar entfernt sich diese Lesung ziemlich weit von der Überlieferung des Textes, stellt aber jedenfalls
einen erträglichen Sinn her und stimmt zugleich mit dem überein, was wir an Ort und Stelle über den
Sudhafen feststellen konnten; denn die bereits oben erwähnten Mauerzüge im nordöstlichen Theile des süd-
lichen Hafenbeckens, welch«; ein Viereck bilden sollen, legen den Gedanken nahe, dafs auch hier wie in Knidos
(daselbst der kleine: nach NW. geöffnete Haien) eine: Anlage geschaffen war, welche das eine, in Mytilene
das südliche' Ende des Euripos schützend halb umschlofs; es war dies der Hafen des t'ianXovg, wie Diodor
sich ausdrückt.

ERKLÄRUNG DER TAFELN ZU MYTILENE.

Tafel 1 u. 2,1: Plan der Stadt Mytilene in ihrem heutigen Zustande.

Die Vermessung des Planes beruht auf einer gebrochenen Basis, die vom Zollamt am Süelhafen
elureh den Basar bis zur Tenis-Dschami am Nordhafen reicht und mit Teodolit und Stahlband unter
Kompafscontrole aufgenommen ist. Von dieser Hasis aus sind alle höheren, weiterhin sichtbaren Puncto durch
mehrfaches Vorwärtseinschneiden festgelegt. Solehe Puncte sind: die Minaret's fast sämmtlicher Moscheen,
dir Glockenthurm der Metropolis, die Wasserthürme, die beiden Leuchtfeuer des Südhafens und die Säule
auf dem Ende des antiken nordöstlichen Hafendammes, der Schornstein der Fabrik des Herrn Jeorjädis, ehe
Mühle auf dem höchsten Punct des Terrains und elie Kamaros .

Auf diese Fixpuncte bezogen ist das Übrige durch Kompafs-Triangulation eingetragen. Die antiken
Hafendämme des Nordhafens sind mit Kompafs und Handmaafs besonders vermessen. Nur elie Strafsen der
Stadt sind mit Kompafs und Schrittzählen aufgenommen.

Die östliche Küstenlinie der Halbinsel vom kdeinen Strandfort bis zum Beginn des antiken Hafen-
dammes ist aus der englischen Karte (No. 1665 Mytilene Islanel by R. Copeland. 1860) übernommen, ebenso
ist elie Festung nicht neu aufgenommen, um unnütze Schwierigkeiten mit der türkischen Regierung zu ver-
meiden. Für Beides erscheint elie englische Karte ausreichend. Abweichungen, die ich bemerkte, sind aus
freier I [and eingetragen.

Die Hohen sind trigonometrisch bestimmt. Die magnetische Declination ist gemäfs den Angaben
auf der jüngsten englischen Karte (von 1877) zu 5'., " W. für [886 angenommen.
2: Restaurirter Plan der antiken Stadt, in fünffacher Verkleinerung des grofsen Plans.

Die Stadtmauer ist an denjenigen Puncten mit Sicherheit nachzuweisen, wo sie in breiter rother
Pinie dargestellt ist, — wo in Doppellinien, ist ihre Lage unsicher.
Tafel 3, t: Ansicht der Stadt Mytilene von Süden her, gezeichnet nach einer Photographie in drei Aufnahmen vom Puncte
der .verfallenen Mühle« beim Friedhof des Patelei'mon her.
2: Grundrifs von einem Stück eles kürzeren antiken Hafendammes mit dem, von Westen her ersten Wasser-

durchlafs. — Material: Trachyt, innen 1 landsteine in Mörtel.
3: Ansicht einer Leere für eine doppelschwalbenschwanzförmige Klammer an den Quadern des Hafendammes
(Tafel 3, 2).
 
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