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DÖRFER UND GEHÖFTE. 33

Neben der Ereseisch-Antissaeischen Grenze mufs die zwischen Mytilene und Methymna die wich-
tigste auf der Insel gewesen sein. Es ist anzunehmen dafs beide langjährigen Gegner nur eine ganz markante
Trennungslinie ihrer Gebiete anerkannt haben. Dafs diese innerhalb des Dreiecks Mandamados-Messa-My-
tilene gelegen habe, ist sicher. Die Flüfschen, die zwischen Mandamados und Mistegna dem Meere zustreben,
sind samt ihren Höhen unbedeutend; sie kommen aber von dem Hauptstock, der wie eine zusammenhängende
Wand aufsteigenden nördlichen Höhe des Thals von Thermi, das bis in die Nähe von Ajia Paraskewi hinan-
reicht. Diese nördlichen Höhen des Thals von Thermi bilden die einzige grofse, klare Scheidewand, die
man m dieser Gegend findet, und zugleich die einzige, die von Mytilene und Methymna in den Zeiten der
Ruhe anerkannt worden sein kann.

2. DÜRFER UND GEHÖFTE.

Die Ruinen, die wir jetzt zu betrachten haben, sind an sich so unbedeutend, dafs sie nur dem auf-
merksamen Reisenden nicht entgehen, zumal sie bei den heutigen Landbewohnern selbst meist unbeachtet
geblieben sind.

Quadern oder andre Werkstücke; mit architectonischen Formen sind, bei dem vorauszusetzenden
Mangel an Monumentalbauten in einem Dorfe, selten zu erwarten. Die Häuser bestanden ja selbst in Städten
wie Mytilene vielfach nur aus Mauern von kleinen Steinen, die in Erde oder Lehm verlegt waren und bei
ihrem Zusammensturz ein unscheinbares Geröll ergeben, das aber doch nicht verkannt werden kann. Es unter-
scheidet sich häufig von einer natürlichen geologischen Formation schon durch eine Mischung verschiedeneu-
Gesteinarten, die in der Natur selten vorkommt, bei zusammengetragenem Material ebenso selten fehlen kann.
Unverkennbar aber wird dieses Geröll durch die Beimischung von Resten des alten Dachdeckungsmaterials,
der bekannten, in antiker Zeit fast immer roth, schwarz oder braun gefirnifsten Dachziegel; denn selten war
vielleicht eine Stätte so verwahrlost wie das spätere Ilion, von welchem Demetrios von Skepsis (Strabo
"^W P- 594) sagte, es habe zu seiner Zeit nicht einmal Ziegeldächer gehabt. — Dazu kommen dann noch die
Scherben irdener Gefäfse.

Nach Form und Art der Scherben, besonders aber der Dachziegel, ist es fast immer möglich die frag
lene I rümmerstätte als antik, mittelalterlich oder modern zu bezeichnen. Hervorragende Güte, beziehungsweise
1 »o-keit der Waare wirft ein Streiflicht auf die Vermögensverhältnisse der Einwohnerschaft und läfst, zu-
mmen mit der Ausdehnung der Trümmerstätte, auf die relative Bedeutung der einstigen Ansiedelung schliefsen.
Diese Resultate beziehen sich naturg-emäfs zunächst immer auf den Zustand des Ortes am Ende seiner
s enz' das mit seltenen Ausnahmen in die Zeit des Verfalls der antiken Cultur oder auch noch in die ihrer
a|lt; Spuren prähistorischer Ansiedelungen, wie sie heute wieder in den Vordergrund der Forschung
1 Slnc' mir nicht bekannt geworden, und sie zu finden wird eingehenderen Studien, namentlich Tief-
grabungen, vorbehalten bleiben müssen.

, Wundern und Marmorblöcke sind immer ein gesuchtes Material, und es ist möglich, dafs ein grofser

,T talbau im Lauf der fahre vom Erdboden spurlos verschwindet; Ziegel und Scherben aber, die ihrer

keine Habsucht reizen, bleiben, und der Pflug, der die Trümmer einer alten Wohnstätte durch-
1 virit m jedem Jahr eine Fülle davon wieder auf die Oberfläche der Erde.

Wo allerdings ein modernes Dorf genau auf der Stätte eines antiken steht, wird man jene Spuren
• cnwer nachweisen können. Öfter läfst sich die Verlecninsj eines Dorfes erkennen, wie in Mistemia oder
& ■ Oft auch ist auf viele Stunden im Umkreis keine Spur modernen Lebens zu entdecken.

Die Beschreibung der einzelnen Komen mag mit dem Methymnaeischen Gebiet beginnen, weil hier
° e eines der am meisten bezeichnenden und zugleich auch wichtigsten Beispiele begegnet. Es ist der Platz
«in der Scala von Mistegna, der wahrscheinlich mit dem antiken Namen Aigeiros zu belegen ist.
Über Aigeiros schreibt Lolling:
Von den bei den alten Schriftstellern genannten unbedeutenderen lesbischen Örtlichkeiten und Komen1)

') Gewöhnlich wird dazu auch Tiara gezählt, aber nicht mit Rocht. Der Platz ist bekannt aus Athen. II 62b: 'Ev yovv 7m alyiuhn reo»
MoTUrjVta-iov ov <jcta, (nämlich Theophrast) nQÖUQOV eh'ai (sc. StSva, welche aiiOftaTa ünö y!j(, tiukiaia nnn iois upuwdaf linovs
entstehen) »(>)? .') ytropivris inoftßqlas 70 anfQftn xnuvtxtf ,Ijto TtagtSv iovto <T tau X<oq(ov (v $ noih't ytvttai. ytvittti öl tv
ii toi; alytakoTt uälinia x,d ünuv -/man vnn/jftoc xn). yug „l TittQttt totavtm; ein kurzer Auszug davon'ist l'lin. XIX 3 (13). Dies
Tiara ist sicher identisch mit dem, welches Plin. V 30 (33) 126 als Tiare unter den Orten des J.csbos gegenüber liegenden Teuthraniens
auf/, äli lt.

KOLDEWEY, LKSBOS.


 
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