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42 D Ö R F E R U N D G E 11 Ö F T E.

Wenn man von Apano-Chalikas über die Höhe des Gaidaroani'foros nach Lutra geht, so kommt
man kurz nach jenem Puncte, wo die Höhe einen prachtvollen Blick zugleich auf Mytilene und den Busen von
Hiera gestattet, an eine Schlucht. Folgt man derselben links nach oben, so gelangt man auf eine kleine
von Hügeln rings geschlossene Ebene, Plati Choraph«, deren Felder mit antiken Ziegeln bedeckt sind.
Die kleine Korne zeigt aufser der merkwürdigen Lage in dieser versteckten Hochebene Nichts Eigen-
thümliches.

Unmittelbar hinter Achlea, nördlich von der Stadt am Strande, sind die Felder ebenfalls bedeckt mit
Gefäfsscherben, die, wenn sie überhaupt antik sind, auf eine sehr arme Bevölkerung dieses Platzes schliefsen
lassen; er gehörte auch zu den kümmerlichen Orten, deren Häuser keine Ziegeldächer "halten, wie der gänz-
liche Mangel an Ziegelfragmenten erkennen läfst.

Der Badeort Thermi gehört zu den besuchteren Ruinen der Insel. Die Trümmer, deren ansehn-
lichste Stücke, zumeist in unmittelbarer Nähe der heutigen Bäder, sichtbar sind, zeugen von grofsen vielge-
staltigen Marmorbauten, mit Giebeln, ionischen Säulenstellungen, Reihen architectonisch wirksamer Statuen auf
hohen Basen und vielräumigen Innenbauten. Die Felder sind weithin mit Ziegeln bedeckt. Nach den Resten
fällt die Blüthe des Ortes in die römische Zeit. - - Der kurze Hafendamm schien mir nicht antik.

Thermi vereinigte mit den Vorzügen der heilenden Quelle die unmittelbare Nähe des Meeres und
der 1 lauptstadt Mytilene, so dafs sich die hohe Frequenz des Badeortes im Alterthum zwanglos erklärt.
Immerhin mufs es auffallen, dafs die übrigen gleichartigen mineralischen Quellen der Insel, die alle ihren Ge-
halt an Salzen unterirdischer Infiltration von Meerwasser verdanken1), in antiker Zeit gar nicht benutzt gewesen
zu sein scheinen. Am Golf von Jera liegt heute ein oft besuchtes Bad Ludscha und eine warme Quelle
bei der Panajia Melani, unterhalb Pyrgi; merkwürdig sind auch die Wasser bei Polichnito, die fast siedend
an mehren Stellen, zum Theil im Flusse, emporsprudeln-), aber nirgends findet sich eine Spur antiken Lebens.
Es wäre nicht unmöglich, dafs die Quellen, mit Ausnahme der von Thermi, neueren Ursprungs sind, während
anderseits die fons calida des Plinius auf der Insel Gydonea jedenfalls versiegt ist.

Auf den an den Küsten von Lesbos liegenden Inseln fand ich antike \\ ohnungsreste zunächst auf
der am Eingang zum Golf von Kalloni liegenden Insel Garbiä. — Die Ruinen, die schon Pococke (a. a. O.
II. 2. IV.) bekannt waren, bestehen in dicht aneinander liegenden Häuschen, deren untere Schichten vorhanden
sind, über deren Erbauungszeit aber nicht mit Bestimmtheit zu urtheilen ist. Der äufsere Rand der Insel ist
durch eine mittelalterliche dünne Mauer befestigt. Antik schelnen nur die Abarbeitungen auf dem westlich
vorspringenden Felsgrat und ein kleines Stück einer polygonalen Mauer gegen Süden. Auch antike Ziegel
sind häufigf. — Plehn hat auf die Insel, wie mir scheint mit Recht, in Anhalt an die Gestalt, den antiken
Namen Sandaleon:;) bezogen.

Sicherer scheint mir indefs die Benennung der vor Kydona liegenden kleinen Insel, die heute keinen
Namen führt, wenig über das Meer hervorragt und ganz unbewohnt ist. Cydonea nennt Plinius (V, 39) eine
bei den leucae insulae (heute: »Tokmak ) gelegene Insel, die eine warme Quelle haben solle. Die Quelle
habe ich nun zwar auf ihr ebensowenig wie auf irgend einer anderen Insel gefunden. Da aber die Er-
wähnung der Quelle auch auf ihre Benutzung, beziehungsweise ein dazu dienliches Gebäude schliefsen läfst
und die Reste eines solchen sich in der That auf dieser Insel finden, so darf man wohl auf sie die Benen-
nung Cydonea beziehen, zumal der Name in dem gegenüberliegenden Kydona wieder erscheint und die;
leucae insulae nahe liegen.

Die grofse Insel vor Sigri, die nach Stephanus Byzantius Nesope hiefs und bewohnt sein sollte, ent-
hält keine Spur antiker Besiedelung'); da die einzige altbewohnte Insel Sandaleon ist, so möchte vielleicht
eine Verwechselung mit dieser vorliegen.

') .Nach De Launay, Revue Archeologique 1888 S. 248.

-j Weitere heifse Quellen sind bei: Kutschuk-Ludscha, Moria, Molivo, dann im Meere »Ta Koth l>ei Kedro, und bei der Panajia Krypnti

unweit Plumari.
■■'■) l'lin. V 39.
') Wie auch Conze a.a.O. S. 25 ausgesprochen hat.
 
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