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WACHTTTTURME AUF ERKSHISCITKM GERIET.

fvE.

Der Thurm bei Apothike ist von einem modernen Pferch überbaut und läfst sich daher nicht
messen. Die vielen Quadern aber, die hier an einer isolirten Stelle beisammen liegen und die Eigenthümlichkeit
der übrigen Thürme zeigen, lassen keinen Zweifel an der Bedeutung der Trümmer; zwei oder drei Quadern
ragen vor dem Pferch aus dem Boden hervor. — Der Thurm liegt nicht auf der Spitze des Hügels, nur
wenig oberhalb des alten Heiligthums und läfst nicht mehr übersehen als die Bucht von Apothike, deren
Bewachung also hier Zweck des Thurms gewesen sein könnte.

Gut erhalten ist den-Thurm auf dem mittleren Hügel von Makara (Taf. 27,5). Die Mauern bestehen
aus einer äufseren Schicht von grofsen und einer inneren von kleineren nicht so genau aneinanderschliefsen-
den Quadern; beide Schichten sind durch durchgreifende Binder hier und da mit einander verbunden; die
äufsere Seite ist ganz rauh gelassen, die innere eben abgestockt in Vorbereitung für Verputz. Ein gröfserer
Block in der Mitte der einen Seite scheint die Unterlage für die Thürschwelle gebildet zu haben. — Der
Thurm beherrscht die kleine Strandbucht von Makara und das anschliefsende nördliche Flufsthal; das südliche,
das sich am Fufse des Hügels, auf dem der Thurm liegt, mit dem nördlichen vereinigt und bis in die Gegend
von Agra hinaufreicht, wird von einem zweiten Thurm gedeckt, dvr grofsentheils von einer Hütte überbaut
ist, aber doch noch ein gutes Stück ursprünglichen Mauerwerks (Taf. 27, 3) der bekannten Art aufweist. Die
Anlage weicht insofern von den übrigen ab, als sich auf der einen Seite ein weiteres Gebäude derselben
Construction anschlofs.

Geht man in dem Thale hinauf, so überschreitet man bei Agra die Wasserscheide nach einem
anderen Thal, dessen schöne hügelige beider von einem Thurm beobachtet wurden; seinen Standort nennt
man Lapediä. An die der Hauptausdehnung nach mefsbare Ruine (Taf. 27,6) schliefst auf der einen Seite
eine moderne 1 lütte an. Die Quadern in der bekannten Fassung sind zum Theil den Abhang hinuntergestürzt,
zum Theil weiter unten in ilvr Gegend Kudicha« in ein Kirchlein der A. Kiriaki verbaut. Unter diesen
Blöcken in »Kudicha finden sich mehrere, die auf vier Seiten rauh gearbeitet auf den zwei Schmalseiten.
wie die beistehende Abbildung zeigt, mit Dübeln versehen sind; es sind die' Fensterpfeiler des
Thurms, dessen Grundriss in einer gewissen Höhe von Öffnungen durchbrochen war. Von diesen
Fensterpfeilern sah ich fünf, von denen vier heute die Thür der genannten Kirche bilden.

Der Thurm in Kampos Krusos') (Taf. 27.4), dem ersten Thal östlich an der Eresei-
schen Ebene, erhebt sich kaum über die Thalsohle. Das Mauerwerk hat das Eigenthümliche
einiger nicht vertikaler Stofsfugen. — Die Stelle beherrscht das Thal, besonders aber die Bucht,
die mit ihrem flachsandigen Ufer zwischen vortretenden Felsen eine bequeme Landestelle bietet, von der aus
ein gedecktes Vorgehen bis fast unter die Mauern von Eresos möglich gewesen wäre.

Die Bewachung der Bucht von Sigri geschah von dem Thurm auf einer östlichen
Höhe aus. Der Thurm ist ganz vernichtet, seine Quadern meist zu einem Stall »Kusu-
Mandrassi verbaut. Merkwürdig ist unter den Quadern eine hierneben abgebildete, die
mit einem Gefäfs in flachem Relief geschmückt ist.

Der Hügel des KusuAlandrassi liegt in der westlichen Höhenkette des Thaies
Tschiglunda«, in dessen Quellgebiet zwei weitere: Thürme die Pässe von Antissa be-
wachen. - Der erste (Taf. 27,1) am Hauptthal enthält noch einige Innenmauern aus kleinen unregelmäfsig
in Erde verlegten Steinen sowie das Bruchstück seiner Thürschwelle, welche besser an dem zweiten, in einem
kleinen Nebenthaie gelegenen, sonst aber mehr zerstörten Thurm erhalten ist (Taf. 27,2). Die Schwelle zeigt
die Leeren i'üv Thürpfosten und die Angelpfanne einer einflügligen nur 87 Centimeter breiten Thür.

Das Quaderwerk sämmtlicher Thürme stimmt mit demjenigen der Erweiterungsmauer von Eresos
überein und zeigt die Bauart hellenistischer Zeit.

Für die Bedeutung dieser Thürme hat Weil (»Von den griechischen Inseln« in den Mitth. des Arch.
Instituts in Athen 1X77 S. 62") auf C. I. Gr. 2338 verwiesen, wonach die iayariai aus mit Mauern eingefassten
Grundstücken, Wohnhause und dem Thurm bestanden, welcher dann, wie schon Ross vermuthete (Reisen
1,43), als Schutz gegen gelegentliche Überfälle durch die Seeräuber diente.

1 )ie Bezeichnung oly.lai für die mit diesen Thürmen verbundenen Wohnungen aber haben sich an
der Stelle der Wachtthürme im Thal der Tschiglunda bis auf den heutigen Tag erhalten in der Ortsbezeich-
nung ora olxia, die im Neugriechischen überhaupt ungebräuchlich und namentlich von jenen Feldarbeitern,
die mir die Bezeichnung gaben, völlig unverstanden war.

') Vergl. Newton, Travels J S. IOI. Vielleicht sind die Fundamente einer antiken Mauer , die Newton a. a. O. S. loo, ''., Stunde von

Mesotopo nach Knisos zu in der Kirchenruine »Miltane« erwähnt, die Reste eines Thurms, den ich jedoch nicht gefunden habe, eben-
sowenig wie die lateinische Inschrift dort.
-) Ähnliche Anlagen Z.B. auf TenOS (Rofs, Reisen auf den griechischen Inseln 1 S. 10; Weil, Athen. Mitth. a.a.O.), Keos (Rofs, Reisen 1 S. 132),
Thasos (i'onze, Reisen s. 31). — Runde Thürme, die vielleicht dieselbe Bestimmung hatten wie die genannten viereckigen, finden sich auf
Naxos Rofs, Reisen I S. 4;), My-konos (Rofs II S. 29), Andros (Weil, Athen. Mitth. 1876 S. 243: I ,e Bas, Arehit. III 2; Rofs II s. 12,,
Kythnos (Rots l S. 120).
 
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