I.
Hekate und Apollon
Verbindungen in Kult und Mythos
Das älteste Zeugnis des Hekate-Kultes ist bis heute der archaische Rundaltar
geblieben, der im Heiligtum des Apollon Delphinios zu Milet stand.1 Seine
bustrophedon geschriebene Inschrift
Εόθρας
.. Λεωδάμας
Όνάξο πρυτ[α]
νεύοντες α¬
νέθεσαν τή-
κάτηι
ist leider nicht sehr beredt. Weder der Anlaß der Weihung ist genannt, noch gibt
der Text Kunde von irgendwelchen Kulttatsachen oder religiösen Vorstellungen.
Aber da es Prytanen waren, die den Altar stifteten, dürfte Hekate eine gewiß
nicht unbedeutende Rolle im offiziellen Kult Milets gespielt haben, und zwar
schon sehr früh: nennt G. Kawerau doch den Altar „das älteste erhaltene Stück
aus dem früheren Bestände des Heiligtums“.2
Bis in späte Zeit hat Hekate im Delphinion Kult genossen. Noch zu Beginn
des ersten vorchristlichen Jahrhunderts stellt Pausanias, der Sohn des Metrodor,
der 78/77 v. Chr. das Amt des Stephanophoren bekleidete, der Göttin einen
Rundaltar auf.3 Hekates Name ist nicht erhalten, doch deutet der Beiname
Φώσφορος mit ziemlicher Sicherheit auf sie, die ja nicht nur in Milet, sondern
auch in Didyma bezeugt ist.4 Interessant ist dabei vor allem, daß Pausanias sich
als προνοήσας τής οίκοδομίας των τείχων bezeichnet: Apollon selbst, in dessen
Heiligtum der Altar stand, ist der mythische „Mauerbauer“.5 Wenn Pausanias
1 Milet III 153 Abb. 41 (Kawerau); 275 f. Nr. 129 Abb. 71 (Rehm). Wilamowitz,
GdH. I 169. Nilsson, GGRel. I2 722. C. G. Yavis, Greek Altars 137 § 53,1.
2 Milet III 153 (Kawerau).
3 Milet III 392 Nr. 172 (Rehm).
4 Liste von Geschenken des Seleukos I. von Syrien, GIG. 2852 = Dittenberger,
OGIS. I 214: Z. 37 άλλη ακτινωτή 'Εκάτης μία. Zum Kultgesetz der Molpoi vgl.
S. 12 f. Für Didyma s. auch die Inschrift auf einer Sitzstatue, in der Hekate und
Apollon genannt sind — der gesamte Zusammenhang ist nicht ganz klar: Didyma II
Nr. 16 (Rehm - Harder).
5 Solders, ARW. 32, 1935, 152 f. mit Belegen.
Hekate und Apollon
Verbindungen in Kult und Mythos
Das älteste Zeugnis des Hekate-Kultes ist bis heute der archaische Rundaltar
geblieben, der im Heiligtum des Apollon Delphinios zu Milet stand.1 Seine
bustrophedon geschriebene Inschrift
Εόθρας
.. Λεωδάμας
Όνάξο πρυτ[α]
νεύοντες α¬
νέθεσαν τή-
κάτηι
ist leider nicht sehr beredt. Weder der Anlaß der Weihung ist genannt, noch gibt
der Text Kunde von irgendwelchen Kulttatsachen oder religiösen Vorstellungen.
Aber da es Prytanen waren, die den Altar stifteten, dürfte Hekate eine gewiß
nicht unbedeutende Rolle im offiziellen Kult Milets gespielt haben, und zwar
schon sehr früh: nennt G. Kawerau doch den Altar „das älteste erhaltene Stück
aus dem früheren Bestände des Heiligtums“.2
Bis in späte Zeit hat Hekate im Delphinion Kult genossen. Noch zu Beginn
des ersten vorchristlichen Jahrhunderts stellt Pausanias, der Sohn des Metrodor,
der 78/77 v. Chr. das Amt des Stephanophoren bekleidete, der Göttin einen
Rundaltar auf.3 Hekates Name ist nicht erhalten, doch deutet der Beiname
Φώσφορος mit ziemlicher Sicherheit auf sie, die ja nicht nur in Milet, sondern
auch in Didyma bezeugt ist.4 Interessant ist dabei vor allem, daß Pausanias sich
als προνοήσας τής οίκοδομίας των τείχων bezeichnet: Apollon selbst, in dessen
Heiligtum der Altar stand, ist der mythische „Mauerbauer“.5 Wenn Pausanias
1 Milet III 153 Abb. 41 (Kawerau); 275 f. Nr. 129 Abb. 71 (Rehm). Wilamowitz,
GdH. I 169. Nilsson, GGRel. I2 722. C. G. Yavis, Greek Altars 137 § 53,1.
2 Milet III 153 (Kawerau).
3 Milet III 392 Nr. 172 (Rehm).
4 Liste von Geschenken des Seleukos I. von Syrien, GIG. 2852 = Dittenberger,
OGIS. I 214: Z. 37 άλλη ακτινωτή 'Εκάτης μία. Zum Kultgesetz der Molpoi vgl.
S. 12 f. Für Didyma s. auch die Inschrift auf einer Sitzstatue, in der Hekate und
Apollon genannt sind — der gesamte Zusammenhang ist nicht ganz klar: Didyma II
Nr. 16 (Rehm - Harder).
5 Solders, ARW. 32, 1935, 152 f. mit Belegen.