Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kraus, Theodor
Hekate: Studien zu Wesen und Bild der Göttin in Kleinasien und Griechenland — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, N.F. 5: Heidelberg: Carl Winter, Universitätsbuchhandlung, 1960

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.57160#0061
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
III.

Hesiod — Thrakien — Enodia
Die Verbreitung des Hekatekultes auf dem griechischen Festlande hat Wila-
mowitz in knappen Sätzen umrissen.269 Seine Worte: „Immerhin finden wir
Hekate (sc.: außer in Athen und in seiner Nähe) nur in den Städten der Ost-
küste, die dem asiatischen Einfluß am meisten offenstanden. Im ganzen Norden
von Hellas und im inneren Peloponnes fehlt sie“ lassen nur an eines denken:
an den Weg über die Ägäis, von den Griechenstädten der kleinasiatischen Küste
her. Doch bedarf dies einer Modifikation. Zwar kaum für die Peloponnes,
wenn auch in Sparta, Olympia und Messene Hekataia nachklassischer Zeit ge-
funden worden sind,270 aber für den Norden. Denn hier ist Hekate tatsächlich
vorhanden. Unveröffentlichte Denkmäler in Saloniki, Beroia und Pella künden
von ihrem Kult in Makedonien,271 in Thrakien und auf den vorgelagerten
Inseln ist Hekate sehr alt (u. S. 64 ff.). So bleibt also nur eine Lücke in Mittel-
griechenland, genauer gesagt in Thessalien, von dem später noch die Rede
sein soll.272
Westlich und östlich der Ägäis liegt somit das Hauptverbreitungsgebiet des
Hekatekultes etwa auf den gleichen Breitengraden — sowohl in Mittelgriechen-
land wie oben im Norden, wo sich der Kult der Göttin über Thrakien hinaus
bis an den Rändern des Marmarameeres findet. Es muß also ein Weg von Ost
nach West über die Kykladen führen, wenn er sich auch nicht mehr Schritt
für Schritt fassen läßt; denn auf dieser Inselbrücke ist Hekate nicht überall
belegt.272a Es läßt sich auch nicht mehr sagen, wann die karische Göttin hier
269 Wilamowitz, GdH. I 171 f.
270 Sparta: Dreiköpfige Hermen: Petersen II, Vd (= Μ. N. Tod-A. J. B. Wace, A Cata-
logue of the Sparta Museum 141 Nr. 46); Ve. Vgl. auch den in Südrußland gefun-
denen Altar mit der Inschrift Βάθυλλος Δέρκιος Έκά[τη] Σπάρτης μεδεούσ[η]:
Stephani, CRPetersb. 1869, 191 f. W. H. D. Rouse, Greek Votive Offerings 295.
Auch in der Basisinschrift IG. V 1, 599 ist Hekate genannt. — Olympia: Hekataion:
Petersen I 161, Ug. — Messene: Milchhöfer, AM. 4, 1879, 129 Nr. 6. Petersen I,
Am. — Das Zeugnis für Methydrion in Arkadien (Theopomp. bei Porphyr., de
abst. II 16) hat W. Immerwahr, Die Kulte und Mythen Arkadiens I 210 f. in
Zweifel gezogen.
271 Saloniki, Museum: Relief der dreigestaltigen Hekate, o. Nr., Fundort nicht zu
ermitteln. S. ferner Anhang II Nr. 14. Die beiden Stücke in Verria und Pella
wurden mir von Chr. Makaronas genannt. Sie sind mittlerweile (ohne Abb.) er-
wähnt BCH. 80, 1956, 316 Nr. a und BCH. 81, 1957, 598.
272 s. u. S. 77 ff.
272a Zu Hekate auf Delos jetzt H. Gallet de Santerre, Delos Primitive et Archai'que 155 f.
 
Annotationen