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Kraus, Theodor
Hekate: Studien zu Wesen und Bild der Göttin in Kleinasien und Griechenland — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, N.F. 5: Heidelberg: Carl Winter, Universitätsbuchhandlung, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.57160#0123
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V.

Die einfachen Hekataia des vierten Jahrhunderts
Als E. Petersen seine bereits mehrfach zitierte Sammlung der Hekataia vor-
legte, gliederte er sie typologisch nach den Attributen der einzelnen Figuren.
Wie sich seine Scheidung der archaistischen Stücke von denen mit kontraposti-
schem Stand und freiem Gewandstil im großen bewährt hat, ist bekannt und
in der Literatur zu oft darauf Bezug genommen, als daß hier noch Hinweise
erforderlich wären.
Seine archaistische Gruppe aber umspannt den ganzen zeitlichen Bereich
zwischen der Spätklassik und der römischen Zeit. Petersen selbst hat für die
wenigsten Stücke eine Datierung ausgesprochen — wo er es tat, beließ er sie des
öfteren in weiten Grenzen. So war ein Problem noch weitgehend offen: Sind
gleiche Typen auch immer zeitlich benachbart? Welche prägte die klassische
Kunst, und wie ändern sie sich in späteren Jahrhunderten?
Erst vierzig Jahre nach Petersens Arbeit hatte Ed. Schmidt in seiner Unter-
suchung der archaistischen Kunst eine stilkritische Basis geschaffen, die sich trotz
der Modifizierung manches Einzelresultates574 als tragfähig erwiesen hat. Leider
sind die Hekataia, mit Ausnahme des Fragmentes der British School, dabei nur
mehr oder weniger gestreift.575
Der stilistischen Datierung der Hekataia stehen aber auch heute noch Schwie-
rigkeiten im Wege. Die eine beruht auf der archaistischen Formgebung an sich,
bei der das altertümelnde Element, die Hauptkomponente also, die Einordnung
erschwert, auch noch bei einem Vergleich mit den archaistischen Reliefs. Denn
die Hekataia, als Gattung eigentlich zwischen Rundplastik und tektonischem
Relief stehend, unterliegen weit mehr den Gesetzen der ersteren. Der Manieris-
mus kann sich hier nicht wie in der reinen Flächenkunst in den weit ausflattern-
den Gewandzipfeln ausleben, in der reichen Binnenzeichnung von sich verselb-
ständigenden Mantelsäumen, kurz, in all den Dingen, die beim Relief in ihrer
jeweiligen Ausprägung die feinsten Anzeiger der Stilstufe sind. Die Geziertheit
des Standes so weit zu treiben wie dort, hätte die Aufgabe des statuarischen
Charakters der Hekatefiguren bedeutet.
Ein anderes Hindernis aber stellt die so oft nur sehr geringe künstlerische
574 Fuchs, Vorbilder 44 ff., der 45 Anm. 1 mit Recht den Versuch von Becatti, Crd’A. 6,
1941, 32 ff., den Beginn des archaistischen Stiles erst gegen Ende des 3. Jh. anzu-
setzen, zurückweist.
575 Schmidt, AK. 47ff.; 53 f.
 
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