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Krischen, Fritz; Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Milet: Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre 1899 (Band 3 Heft 2): Die Befestigungen von Herakleia am Latmos — Berlin, Leipzig: Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co., 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.51765#0024
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IO

II. Die Bauweise der Befestigungen.

Stärke beträgt etwa 30—40 cm, die Länge durchschnittlich 1 m, die größte gemessene Länge 2,50 m.
Das Material ist stets an Ort und Stelle von dem Felsboden gebrochen, auf dem der ganze Mauerzug
gegründet ist; hier und da sind auch noch geringe Spuren solcher Tätigkeit der Steinmetzen neben
dem Mauerzug zu erkennen; immerhin ist es verwunderlich, daß nur sehr wenig davon trotz der un-
geheuren Masse der verwendeten Quadern zu sehen ist. In den Stoß- und Lagerfugen sind die Steine
glatt und durchweg rechtwinklig, doch kommen auch schräge Stoßfugen vor; ausgeklinkte Steine und
Wechsel in den horizontalen Schichtungen sind nicht selten. Die Außenseite ist rauh bossiert. An den
Turm- und Mauerecken ist fast durchweg die richtige Kante in der Breite von einigen Zentimetern aus
dem Bossen herausgearbeitet, um als Lehre zu dienen.

DIE MAUERN.

1. Die Kurtinen. Da im Deutschen ein Fachausdruck für die Mauerstücke zwischen zwei Türmen,
die gecroTtupYia, fehlt, muß zu dem Fremdwort Kurtine gegriffen werden.
Die Kurtinen (Taf. 8, 20—23, 24, 25) haben nicht durchweg dieselbe Stärke, sie schwankt zwischen
etwa 2 m bis 3,30 m (vereinzelt beträgt sie sogar nur 1,85 m); zwischen 2 m und 2,50 m kommt sie in
allen Abstufungen vor, bleibt aber meist in der Nähe von 2,25 m, so daß wir wohl eine Stärke von 5 Ellen
als normal ansehen können (5 Ellen = 7x/2 Fuß, dieser wohl zu 296 mm, was auf 2,22 m führen würde);
namentlich in den jüngeren Partien ist dies das übliche Maß. Im großen Ring hat man an mehreren
Stellen, die alle zu den besser zugänglichen gehören, die Stärke bis auf 3 m, 3,10 m, auch 3,30 m ge-
steigert (also rund 7 Ellen), und zwar auf der Westseite direkt am Seeufer (40 und 41), in der Ostfront bei
dem nächsten Tor nördlich der Seeburg (26) und zwischen den beiden Toren, kurz vor dem südlichen
Anschluß der jüngeren Mauer (21 und 19), ferner bei einem Tor in der Nähe der Bachquelle (57). Wenn
der Felsen jäh und tief abstürzte, hat man sich die Ringmauer überhaupt gespart und lediglich den
Felsen hergerichtet, um eine Schicht als Wehrgang aufzusetzen. Die Breite eines solchen Wehrgangs
entspricht dabei derjenigen einer gewöhnlichen Kurtine. Für die Höhe läßt sich ebenfalls eine gewisse
Norm aufstellen. Abgesehen werden muß dabei von besonderen Lösungen, die eigenartige Gelände-
verhältnisse mit sich brachten; sei es, daß man, wie geschildert, auf die Mauer verzichtete, sei es, daß
man tiefe Spalten mit höheren Aufmauerungen zu füllen hatte. Im allgemeinen ist die Höhe der Kurtine
in Übereinstimmung mit derjenigen des unteren Turmgeschosses; bei Berücksichtigung einiger Fundament-
schichten, die den nach außen abfallenden Boden gegen das innere Niveau abgleichen, ergibt sich außen
eine Höhe von etwa 9—10 Schichten, also 5,50 m, wozu noch 30 cm für die Deckschicht kommen, im
ganzen also 13 Ellen. Dies Maß zeigt z. B. eine sehr gut erhaltene längere Mauerpartie der zweiten
Ostfront (6). Es ist hervorzuheben., daß auf dieser Strecke gerade ein verhältnismäßig sanft abfallendes
äußeres Gelände dem Feinde gestattet hätte, Fuß zu fassen und wohl auch Maschinen aufzustellen (Abb. 6).
Es scheint also, daß man eine doch recht geringe Höhe für ausreichend hielt, und darin stimmt auch
die Befestigung des nahen Priene, die überhaupt viele verwandte Züge aufweist, mit Herakleia überein.
Eine größere Höhe wird man aber immer noch bei den stärkeren Mauerpartien erwarten wollen.
Zwar sind die in Frage kommenden Stellen alle nicht vollständig erhalten, doch läßt sich mit Hilfe des
Geländeprofils und der Geschoßhöhen der zugehörigen Türme die Höhe zuverlässig genug rekonstruieren;
dabei kommt ein größeres Durchschnittsmaß als 13 Ellen aber nicht heraus (s. Abb. 3). Eine besondere
Ausbildung dieser Kurtinen anzunehmen, geben die Reste ebenfalls keinen Anhalt.
Eine Regel für die Länge der Kurtinen läßt sich bei dem besonders starken Zwang, den das zer-
 
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