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Kromayer, Johannes [Editor]; Veith, Georg [Editor]
Schlachten-Atlas zur antiken Kriegsgeschichte: 120 Karten auf 34 Tafeln ; mit begleitendem Text (1. Lieferung, Römische Abteilung 1): Älteste Zeit und Punische Kriege bis Cannae — Leipzig, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.7153#0015
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Rom. Abt. Blatt 4.

an der Stadtmauer entlang eine Abteilung vorzuschicken,
während er zugleich mit allen Kräften vom Isthmus her
einen Scheinangriff machte. Die Umgehung gelang, in
der Nähe der heutigen Puerta de Murcia wurde die
Stadtmauer erstiegen und die Stadt genommen.

3. Meinungsverschiedenheiten.

Trotz Polybios' irrtümlicher Angabe über die Insel
Escombrera — s. unser Nebenkärtchen — welche die
Bucht von Cartagena bis auf zwei schmale Einfahrten
schließen soll (vgl. Strachan-Davidsons Anm. zu Polyb.
X, 10, 2, S. 316), und trotz seiner falschen Orientierung
— er nimmt nämlich Norden im Nordosten an; s. den
Pfeil auf unserer Karte — (Pol. X, 10), ist doch Lage
und Umfang der Stadt durch Strachan-Davidson bis
hinab auf Einzelheiten eindeutig festgestellt. Auch über
den Angriff Scipios herrscht Einigkeit: nur nimmt Kahr-

stedt den Punkt, wo die Mauer erstiegen wurde, zwischen
Hügel 1 und 2 an (Sp. 223"). Das steht aber in Wider-
spruch zu den Angaben des Livius (XXVIII, 36, 5f.) bei
dem späteren Wiedereroberungsversuch der Karthager,
wo es heißt, daß die Karthager „ad eam partem muri"
geführt wurden, „qua capta Carthago ab Romanis fuerat",
und daß die Verteidiger sich sammelten, „intra portam
ad stagnum ac mare versam", womit nur die Puerta
de Murcia gemeint sein kann (Cuntz, S. 19).

Laqueur glaubt (S. 190), daß die Eroberung nicht
durch Umgehung, sondern durch Verbreiterung der An-
griffsfront erfolgt sei, indem Scipio zugleich mit der
Flotte von der See und mit dem Landheere von Isth-
mus tind Lagune aus angegriffen habe. Das hat sach-
lich manches für sich.

Oehler und Kromayer.

Schlacht am Trasimenischen See.

L Apenninübergang.

1. Quellen und Literatur.

Hauptquellen: Polyb. III, 77—82, LiviusXXII, 2—3.

Nebenquellen: Zonaras VIII, 25, Strabo V, 1, 11. 2, 9,
Nepos, Hann. 4, Oros. IV 15,2.

Die Literatur, 38 Abhandlungen, ist Schlachtfelder
III 1, S. 104 ff. aufgezählt, wo auch die ausführliche Be-
handlung des Problems unter Beifügung der Belegstellen
zu finden ist.

2. Hergang der Ereignisse.
Nach der Schlacht an der Trebia hatten die Römer

Norditalien geräumt und sich an den beiden Hauptein-
marschstraßen über den Apennin nach Mittelitalien, näm-
lich bei Ariminum (Rimini) und Arretium (Arezzo) auf-
gestellt, um Hanuibal zu erwarten. Letzterer war nach
der Schlacht wahrscheinlich bis in die Gegend von
Bononia (Bologna) vorgegangen und überschritt mit
Frühlingsanfang von dort aus den Apennin. Er ging
ohne Zweifel das Tal des Reno, dann das seines Neben-
flusses Limentra aufwärts und über den Paß von Collina
(932 m), der ihn nach Pistoja hinunterführte. Daselbst
trat er in das damals versumpfte Gebiet zwischen Pistoja
und Faesulae (Fiesole) ein, das er in seinem berühmten
Marsch durch die Sümpfe des Arno in drei Tagen durch-
querte. Von hier aus ist der Weitermarsch nach Cortona
und dem Trasimenischen See wohl über Greve und
Fojano erfolgt. Der Zweck dieses Marsches war die
Umgehung der römischen Heere; denn Hannibals Ziel
war die Erreichung von Mittel- und Süditalien, durch
dessen Schilderhobung er sich die Kräfte schaffen
wollte, um sein bis dahin viel zu schwaches Heer zur
Niederwerfung Roms tauglich zu machen. Diesen Zweck
hat er auch vollkommen erreicht; denn er stand am
Trasimenischen See bereits im Rücken der Römer.

3. Meinungsverschiedenheiten.
Nicht über den Zweck Hannibals, sondern nur über

seinen Weg bestehen Meinungsverschiedenheiten. Man
bat ihn, statt ins mittlere Arnotal, ins obere, das Ca-
sentino, über den Paß Mandrioli, oder ins untere über
den Paß la Cisa hinabsteigen lassen. Man vergleiche die
Karte. Indessen sind beide Richtungen unmöglich. Im
Casentino gibt es kein Sumpfgebiet und Hannibals Weg
hätte zudem gerade auf die römische Armee unter
Flaminius bei Arezzo hingeführt, statt ihn zu umgehen:
7 km von ihm bei Giovi vräre er aus dem Tale heraus-
getreten. Es hätte hier zum Zusammenstoß kommen
müssen. Am unteren Arno sind allerdings Sümpfe, aber
so gewaltige, daß ein Heer sie im Altertum, ehe sie

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(Rom. Abt. Blatt 4.)

durch die Drainagearbeiten der Neuzeit z.T. ausgetrocknet
sind, nicht durchqueren konnte. Dazu kommt, daß dieser
Weg mehrere Tagemärsche lang am Meere hinführt,
während wir aus Polybios (III, 87,4) wissen, daß Hannibal
in Italien das Meer zuerst nach der Schlacht am Trasi-
menus zu Gesicht bekommen hat. So bleibt nur die
Richtung auf das mittlere Arnotal übrig, wo ein noch
eben passierbares Sumpfgebiet vorhanden war, dessen
Lage zwischen Pistoja und Fiesole den Paß von Collina
als den wahrscheinlichsten Übergangspunkt erscheinen
läßt, da die benachbarten Pässe aus geographischen Grün-
den nicht in Betracht kommen (s. Schlachtf. S. 133 f.).
Dies Sumpfgebiet wird man sich übrigens nur als ein
Inundationsgebiet vorstellen müssen, etwa wie heute die
Muzakja in Albanien, wo nach den Augenzeugen (Veith)
die Österreicher 1916—18 im Winter ganz der Schilde-
rung des Polybios entsprechende Verhältnisse vorfanden.

IL Die Schlacht am Trasimenischen See.

1. Quellen und Literatur.

Hauptquellen: Polyb. III, 82 — 85, Liv. XXII, 3—7.
Nebenquellen: Appian, 'Awiß. 9, Zonaras Vtll, 25.
Die Literatur bis 1911, 56 Abhandlungen, ist aufge-
zählt Schlachtf. III 1, S. 148 ff., wo auch die ausführliche
Begründung der folgenden Darstellung gegeben ist. Dazu
kommen jetzt noch:

57: Gärtner, Schlacht am Trasim. See. Diss., Berlin
1911.

58: Lehmann, Konrad, Das Schlachtfeld am Trasim.
See. Jahresberichte d. phil. Vereins Berlin XXXXI,
S. 81 ff., 1915.
59: Kahrstedt-Meltzer, Bd. III, S. 403ff., 1913.
60: v. Massow, W., Das Schlachtfeld am Trasim.
See. Die Saalburg, Mitteil. d. Vereinigung d. Saal-
burgfreunde, 1917, S. 544 ff.

2. Hergang der Ereignisse.
Nach geglückter Umgehung der Römer zog Hannibal

am Nordufer des Trasimenischen Sees entlang in der
Richtung auf Perugia, hitzig gefolgt vom Konsul Fla-
minius, der, von Hannibal durch rücksichtslose Plünderung
des reichen Chianatales gereizt, sofort von Arezzo auf-
gebrochen war. Hannibal beschloß, dem unvorsichtig
nachdrängenden Gegner in dem langgestreckten Strand-
passe am Nordostufer des Sees zwischen Montigeto und
Montecolognola einen Hinterhalt zu legen. Er besetzte
verdeckt die ganze Länge des Passes mit Reiterei und
Galliern und hielt sein afrikanisch-spanisches Fußheer

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