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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Schlachten-Atlas zur antiken Kriegsgeschichte: 120 Karten auf 34 Tafeln ; mit begleitendem Text (4. Lieferung, Griechische Abteilung 1): Von Marathon bis Chaeronea — Leipzig, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.7179#0009
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Oriech. Abt. Blatt 3.

tische Siege. Dadurch wurde auch das Zentrum er-
mutigt, wieder vorzugehen, erlitt dabei aber durch die
feindliche Reiterei noch eine Teilniederlage (s. Kärtchen
die roten und blauen Bewegungslinien auf Hügel 2—4).
Trotzdem stürmten die Griechen noch an demselben Abend
das feste Lager der Perser.

3. Meinungsverschiedenheiten.

Festen Boden über den Verlauf der Operationen hat
man erst seit Grundys Geländeaufnahme unter den Füßen.
Trotzdem sind die Ansichten über den Verlauf der Schlacht
im einzelnen auch heute noch sehr mannigfaltig und zum
Teil von den wildesten Hypothesen erfüllt. Die quellen-
mäßige Begründung unserer Ansicht gegenüber all diesen
Versuchen ist Schlachtfelder IV a. a. 0. bis in die Einzel-
heiten hinein gegeben. Hier mag nur gesagt sein, daß
unsere Lokalisierungen sich eng an Herodot anschließen,
dessen Bericht in allen taktisch wesentlichen Punkten
durch Grundys Aufnahme glänzend bestätigt worden ist.
Die Hauptpunkte, in denen unsere Aufstellungen von
den meisten bisherigen Annahmen abweichen, sind:.

1. Anmarschstraße und erste Stellung der Griechen
nicht am Dryoskephalaepaß, sondern am Portaespaß.

2. Ausdehnung der zweiten griechischen Stellung nicht
bloß auf dem Asoposhügel, sondern bis zum Pyrgoshügel.

3. Ansetzung des Heratempels auf Hügel 5.

4. Ansetzung der Kampfplätze in den Entscheidungs-
treffen, die, wenn auch zum Teil nur mit kleinen Ab-
weichungen, vielfach anders angenommen werden.

III. Mykale.

Kärtchen 7 und 8.

1. Quellen und Literatur.
Hauptquelle: Herodot IX 96—106.
Nebenquellen: Diodor XI 34—36.

Literatur s. Schlachtfelder Bd. IV, Abhandl. Mykale,
S. 171, wo die hier vorgetragene Ansicht näher begründet ist.

Die Kärtchen sind nach einer mir von Herrn Geheim-
rat Wiegand freundlichst überlassenen, noch nicht publi-
zierten Karte des südlichen Joniens in 1 :100000 her-
gestellt. Alle anderen Karten, auch die in Wiegands Priene
selber, sind dadurch überholt.

2. Hergang der Ereignisse.

Eine griechische Flotte von 110 Schiffen (Herod. VIII
131) ging im Sommer 479 von Griechenland nach Asien,
um die Jonier zum Aufstande zu bewegen. Die bei Samos
stehende Flotte der Perser fühlte sich ihr nicht gewachsen

und zog sich in den Schutz des am Südufer der Mykale-
halbinsel, wahrscheinlich bei dem heutigen Ak-Bogaz,
etwa 6 km westlich von Priene stehenden Landheeres
zurück (s. Kärtchen 7: „Ak-Bogaz"). Diese Stellung war
deshalb besonders günstig, weil hier der bequemste Paß
nach Norden über das Mykalegebirge führte (Wiegand,
Priene S. 17 und Kärtchen 8: „Weg nach dem Mykale-
paß"). Die Schiffe wurden aufs Land gezogen und mit
einer Verschanzung aus Pfählen (axöXorcsc) umgeben.
An der Stelle lag später ein Dorf mit Namen 2xoaotu6sic,
das, wie man mit Recht vermutet, diesen seinen Namen
von dem Pfahl werke erhalten hat; ein Bach, der hier ins
Meer ging, der jetzige Bach von Ak-Bogaz, trug den
Namen Gaison (Herodot) und bildete in dem Teile, in
welchem er durch das gebirgige Gelände floß, eine Schlucht
(XapaSpKj). Hinter diesem Bach hatten die Perser Auf-
stellung genommen (Herod. IX 97. 102). Die Griechen
folgten, landeten ungehindert südwestlich des persischen
Lagers und griffen die Perser an, indem sie mit Front
nach Nordosten gegen sie vorgingen, und zwar die Athener,
Korinther, Sikyonier, Troezenier am Meere entlang und
in ebenem Gelände, die Spartaner und die anderen Kon-
tingente über hügeliges Gelände und die Schlucht (s. Kärt-
chen 8 die vermutliche Angriffsrichtung). Der Kampf
entspann sich zuerst auf dem südlichen Flügel, die Perser
wurden geschlagen, ins Lager zurückgetrieben, Lager und
Schiffe verbrannt. Teile der flüchtigen Perser, welche sich
über das Gebirge retten wollten, wurden von den Milesiern,
die hier von den Persern zum Schutz des Passes auf-
gestellt waren, aber zu den Griechen abfielen, vernichtet
(Herod. IX 99. 104. 107). Diese sog. Schlacht von Mykale
ist ein verhältnismäßig unbedeutendes Gefecht gewesen.
Die griechische Flotte hatte nur 110 Segel, also kaum
ein Drittel der Flotte von Salamis. Die Landtruppen
standen damals bei Plataeae dem Mardonios gegenüber.
So wird wohl auch die Besatzung der Flotte nicht allzu
stark an Epibaten gewesen sein, wenn auch die Zahl von
2—3000 Mann, die Beloch (Gr. Gesch. IP 1, S. 60) an-
nimmt, etwas gering erscheint. Natürlich sind die Zahlen
von 60000 (Herod. a. a. O. 96) oder gar 100000 (Diod.
XI 34) für die Perser wie immer maßlos übertrieben.

3. Meinungsverschiedenheiten.

Die Begründung für die Lokalisierung, welche auf
den beiden Kärtchen gegeben ist, findet sich in Bd. IV
meiner Schlachtfelder, wo ich mich mit entgegenstehenden
Auffassungen, besonders mit Wiegand, auseinandergesetzt
habe. Kromayer.

Pelopomiesischer Krieg.

(Griech. Abt. Blatt 3.)

I. Pylos — Sphakteria 425 v. Chr.

Kärtchen 1—3.

1. Quellen und Literatur.
Hauptquelle: Thukyd. IV 2—6. 8—23. 26—41.
Nebenquellen: Diod. XII 61—63. Paus. IV 36.
Literatur: 1. Über die topographischen Fragen:
Grundy, Journ. Hell. St. XVI 1-54 (1896). XVHI
232 (1898).

— Class. Rev. 1896, 370 f. 1897, 155 f. 448.
Burrows, Journ. Hell. St. XVI 55—77 (1896). XVIII

147 f. 345 f. (1898). XXVIII 148 f. (1908).

— Class. Rev. 1897, lff.

Awdry, Journ. Hell. St. XX 14 f. (1900).
Awdry u. Compton, ibid. XXVII 274f. (1907).
— 11* —

Die ältere, jetzt überholte Literatur findet sich in
diesen Veröffentlichungen erwähnt.

Ferner E. Schwartz, Das Geschichtswerk des Thuky-

dides 1919, S. 290 ff.
U. v. Wilamowitz- Moellendorf, Sphakteria in
Sitzungsber. d. preuß. Akad. 1921, S. 307 ff.
2. Uber die Beurteilung der Vorgänge:
E. Meyer, Forsch, z. alten Gesch. II 333ff. (1899).
H.Delbrück, zuletzt Gesch. d. Kriegsk. I3 114ff.

(1920). Ältere Literatur hier erwähnt.
Die Karten beruhen auf meiner (Grundy's) Aufnahme
1:15840 in Journ. Hell. St. XVI, pl. III u. pl. II.
— 12* —
 
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