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Die verschiedenen Illustrationsverfahren

gleichmäßig aus. Das liegt eben im ganzen Arbeitshergang begründet,
bei dem mit unzuverlässigen Materialien gearbeitet werden muß. Ist
aber die Schrift nicht ganz genau gleichmäßig tief in die Platte geätzt, so
druckt sie auch nicht gleichmäßig. Sowenig derartige Mängel in einer
bildlichen Darstellung auffallen, so sehr stören sie beim Schriftdruck, und
das Unangenehme dabei ist, daß man nicht die geringste Möglichkeit hat,
diese Mängel beim Druck auszugleichen. Schrift, die zu flach geätzt
ist, druckt eben zu hell, und Schrift, die zu tief geätzt ist, druckt viel zu
dunkel und sieht trotzdem unscharf aus. Kleinere Schrift, etwa von Petit
abwärts, ist in Tiefdrude überhaupt nicht einwandfrei zu reproduzieren,
weil hier die Bildzerreißung durch den Raster zu sehr stört. Man sieht
daher auch sehr selten Tiefdrucke, bei denen die Schrift, d. h. fort-
laufender Text, absolut gleichmäßig sauber erscheint. Der mangelhafte
Schriftdruck und die Rakelstreifen sind es denn auch, die die anfänglich
große Begeisterung für das schöne Verfahren nach und nach ganz er-
heblich abgekühlt haben. Aus den Abbildungen 181—183 geht hervor,
daß sich die Tiefdruckschrift in der Schärfe mit dem Buchdruck oder
gar mit dem Stahlstich nicht messen kann. Der Schnellpressentiefdruck
eignet sich vorzüglich zur Reproduktion von Bildern, zum Druck von
Umschlägen, illustrierten Prospekten, Zeitschriften usw., überhaupt zu
allen Drucksachen, die in der Hauptsache Abbildungen enthalten. Hier
ist er ganz am Platze, denn außer der Heliogravüre ergibt mjt nur ein-
maligem Druck kein anderes Reproduktionsverfahren so wirkungsvolle
Darstellungen als der Schnellpressentiefdruck. Um leichtere Rakelstreifen
möglichst wenig auffallen zu lassen, wird zum Druck meist ein ziemlich
unschön wirkendes gelbliches Papier verwendet. Dagegen wird der Druck
von Schrift immer nur ein Notbehelf bleiben, der aber mit in Kauf ge-
nommen werden kann, wenn es sich um Drucksachen handelt, an die
bezüglich der Schärfe der Schrift keine besonders hohen Ansprüche ge-
stellt werden, also z. B. bei billigen Zeitschriften, Prospekten und der-
gleichen, bei denen in der Hauptsache die Abbildungen wirken sollen.
Wo aber neben den Bildern auch der Schriftdruck völlig einwandfrei und
klar ausfallen soll, da kann der Schnellpressentiefdruck kaum in Frage
kommen. Das Verfahren ist daher für den feineren Katalogdruck und für
solchen, der viel kleine Schrift enthält, durchaus ungeeignet. Wenig ge-
eignet ist der Schnellpressentiefdruck auch, wenn es sich um die Repro-
duktion von Maschinenabbildungen und dergleichen handelt. Das glatte,
geleckte Aussehen, das die außerordentlich effektvoll retuschierten auto-
typischen Darstellungen dieser Art zeigen (siehe die Tafeln 13 und 32),
 
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