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Fünftes Buch.

Uebersicht der iieuerii Malerei.

Erstes Capitel.

Classische Periode.

§. 340. Unter den seit Mitte des vorigen Jahrhun-
derts sichtbar werdenden Vorzeichen einer neuen Ordnung
der Dinge nimmt eine neue Entwicklung in der Malerei
nicht die letzte Stelle ein. Gleichzeitig mit dem Beginn
der Aufklärungsperiode, mit den sehr beträchtlichen Refor-
men in vielen Staaten Europa’s, mit einem neuen Aufblü-
hen der Literaturen verschiedener Länder, geht auch die
Malerei einer gänzlichen Metamorphose entgegen; sie wen-
det sich mit aller Macht den Formen des classischen
Alterthums zu, welches sich später, um die Zeit der
Revolution, auch in mehrern andern Beziehungen, von der
Staatsform bis zur Kleidertracht als Ideal geltend machte.
Mit Entschiedenheit, selbst mit Leidenschaft suchte man
an eine ferne Yorzeit anzuknüpfen, welche jenseits des
Mittelalters lag, und einen absolut vollkommenen, nicht
eklektischen und bedingten Styl zu verheissen schien. Nur
so hoffte man, aus dem Meere von Manieren sich zu ret-
ten, welche als caput mortuum der grossen Schulen frühe-
rer Zeit übrig geblieben waren.

Bevor jedoch diese neue Richtung sich entfaiten konnte,
musste das Alterthum gleichsam neu entdeckt und der wahr-
 
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