neu Werkstu-
ben unsere
hübschen,
farbenfrohen
Erzeugnisse
für kunstge»
werbliche und
ßekleidungs-
zweckezuver-
wenden. Der
Versuch ge-
lang, unsere
Stoffe wur*
den, bestidu
mit bäuer-
liehen Moti»
ven,oderauch
unbestickt für
Kunstgewer»
be und Mode
verarbeitet.
Wallachklei-
der, Decken, Kissen, galten bald als Marke und fanden
in Deutschland und Neutralien dankbare Abnehmer.
Während des Krieges konnte das Vorhaben, ein ei-
genes Anwesen, ausschließlich den Zwecken des Un-
ternehmens einzurichten, greifbare Gestalt annehmen.
Das Haus an der Ludwigstraße wurde erworben, und
trotz schwieriger Zeiten gelang es im Jahre 1920, den
durchgreifenden Umbau auszuführen. Unser Werk,
das Volkskunsthaus Wallach, steht nun vollendet da,
es birgt in museumartiger Form aufgebaut, eine Aus-
lese von Erzeugnissen der Volkskunst Europas."
Die Notwendigkeit, die große Nachfrage zu regeln,
hat das Volkskunsthaus Wallach veranlaßt, eine eigene
Handweberei in der Umgegend von München zu
schaffen, die heute bereits im Betriebe ist und über
die uns Herr Julius Wallach folgendes mitteilt:
Während die „bayerische Handweberei" seit langer
Zeit in Oberfranken heimisch und entwicklungsfähig
war und eine außerordentliche Blüte erreidit hatte, kam
durch den Kriegein gewaltiger Rüd<schlag. DieTücher-
und ShawLWeber, deren Erzeugnisse über England
nach Indien gingen, wurden fast brotlos. Die Leute
wendeten sich der aufblühenden Porzellan-Industrie
zu und der Rest von „Hauswebern" mußte einen har-
ten Kampf gegen den mechanischen Stuhl bestehen.
Es ist ein Unding, Stoffe auf Handstühlen herzustel»
len, die fabrikmäßig schneller und dadurch billiger ge-
arbeitet werden können. Der „Leinen weberei" in Ober-
und Niederbayern droht das gleiche Schicksal und un-
aufhaltsam ging auch in diesen Bezirken das Weben
INNERES eines Webesaales
glatter Stoffe
zurüd<,- wenn
sich auch die
staatliche
Fadischule in
Münchberg
bemühte,
Kriegsaufträ-
ge für die noch
tätigen Hand-
weber zu be-
schaffen.
Die ersten
Schritte der
notleidenden
„Handwebe -
rei" wieder
aufzuhelfen,
gingen aber
von München
aus. Das
Volkskunst^
haus Wallach, das seit fast 25 Jahren Heimatkunst
pflegt, fand zuerst neue Wege, die allerdings vor dem
Kriege in Deutschland kaum gewürdigt wurden. Die
Berliner Modehäuser lehnten die buntblumigen, ge-
streiften und karrierten Stoffe durchweg ab. Als aber
Pariser führende Firmen, wie Poiret, Fayriland und
Lanvin die von Wallach aus München bezogenen Stoffe
zur großen Pariser Mode erhoben, fand man auch in
Deutschland Gefallen an der Farbenfülle und kaufte.
Auf Grund vieler Studienfahrten nach Spanien und
Skandinavien, nach Holland und dem Balkan, nach
Italien und Rußland, ergab sich eine Sammlung von
Vorbildern, die derart befruchtend auf die Hand-
weberei in Bayern einwirkte, daß heute in Südbayern,
ganz besonders in München, eine Kunst=Textil=Indu-
strie entstand, die Weltruf besitzt. Das Haus WaL
lach besdiäftigte wohl eine große Anzahl von Heim-
webern, konnte aber schließlich allen Anforderungen
nicht mehr gerecht werden, weil in den Sommermoria-
ten der „Webstuhl" die geringere, der Acker die grö-
ßere Rolle spielte. So mußte schließlich der Gedanke
der eigenen großen Werkstätten reifen. Nach vielem
Suchen in der Nähe der Stadt fiel schließlich die Wahl
auf Dachau. Einesteils wegen der im weiten Moos be-
triebenen Schafzucht, andererseits wegen der ganz be-
sonders durch Professor Ignatius Taschner und heute
durch Professor Stodcmann wieder geförderten Volks^
kunst und letzten Endes fand sich auch noch der win-
zige Betrieb einer Wollspinnerei und Weberei. Es war
nicht leicht, aus einer alten und recht verwahrlosten
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ben unsere
hübschen,
farbenfrohen
Erzeugnisse
für kunstge»
werbliche und
ßekleidungs-
zweckezuver-
wenden. Der
Versuch ge-
lang, unsere
Stoffe wur*
den, bestidu
mit bäuer-
liehen Moti»
ven,oderauch
unbestickt für
Kunstgewer»
be und Mode
verarbeitet.
Wallachklei-
der, Decken, Kissen, galten bald als Marke und fanden
in Deutschland und Neutralien dankbare Abnehmer.
Während des Krieges konnte das Vorhaben, ein ei-
genes Anwesen, ausschließlich den Zwecken des Un-
ternehmens einzurichten, greifbare Gestalt annehmen.
Das Haus an der Ludwigstraße wurde erworben, und
trotz schwieriger Zeiten gelang es im Jahre 1920, den
durchgreifenden Umbau auszuführen. Unser Werk,
das Volkskunsthaus Wallach, steht nun vollendet da,
es birgt in museumartiger Form aufgebaut, eine Aus-
lese von Erzeugnissen der Volkskunst Europas."
Die Notwendigkeit, die große Nachfrage zu regeln,
hat das Volkskunsthaus Wallach veranlaßt, eine eigene
Handweberei in der Umgegend von München zu
schaffen, die heute bereits im Betriebe ist und über
die uns Herr Julius Wallach folgendes mitteilt:
Während die „bayerische Handweberei" seit langer
Zeit in Oberfranken heimisch und entwicklungsfähig
war und eine außerordentliche Blüte erreidit hatte, kam
durch den Kriegein gewaltiger Rüd<schlag. DieTücher-
und ShawLWeber, deren Erzeugnisse über England
nach Indien gingen, wurden fast brotlos. Die Leute
wendeten sich der aufblühenden Porzellan-Industrie
zu und der Rest von „Hauswebern" mußte einen har-
ten Kampf gegen den mechanischen Stuhl bestehen.
Es ist ein Unding, Stoffe auf Handstühlen herzustel»
len, die fabrikmäßig schneller und dadurch billiger ge-
arbeitet werden können. Der „Leinen weberei" in Ober-
und Niederbayern droht das gleiche Schicksal und un-
aufhaltsam ging auch in diesen Bezirken das Weben
INNERES eines Webesaales
glatter Stoffe
zurüd<,- wenn
sich auch die
staatliche
Fadischule in
Münchberg
bemühte,
Kriegsaufträ-
ge für die noch
tätigen Hand-
weber zu be-
schaffen.
Die ersten
Schritte der
notleidenden
„Handwebe -
rei" wieder
aufzuhelfen,
gingen aber
von München
aus. Das
Volkskunst^
haus Wallach, das seit fast 25 Jahren Heimatkunst
pflegt, fand zuerst neue Wege, die allerdings vor dem
Kriege in Deutschland kaum gewürdigt wurden. Die
Berliner Modehäuser lehnten die buntblumigen, ge-
streiften und karrierten Stoffe durchweg ab. Als aber
Pariser führende Firmen, wie Poiret, Fayriland und
Lanvin die von Wallach aus München bezogenen Stoffe
zur großen Pariser Mode erhoben, fand man auch in
Deutschland Gefallen an der Farbenfülle und kaufte.
Auf Grund vieler Studienfahrten nach Spanien und
Skandinavien, nach Holland und dem Balkan, nach
Italien und Rußland, ergab sich eine Sammlung von
Vorbildern, die derart befruchtend auf die Hand-
weberei in Bayern einwirkte, daß heute in Südbayern,
ganz besonders in München, eine Kunst=Textil=Indu-
strie entstand, die Weltruf besitzt. Das Haus WaL
lach besdiäftigte wohl eine große Anzahl von Heim-
webern, konnte aber schließlich allen Anforderungen
nicht mehr gerecht werden, weil in den Sommermoria-
ten der „Webstuhl" die geringere, der Acker die grö-
ßere Rolle spielte. So mußte schließlich der Gedanke
der eigenen großen Werkstätten reifen. Nach vielem
Suchen in der Nähe der Stadt fiel schließlich die Wahl
auf Dachau. Einesteils wegen der im weiten Moos be-
triebenen Schafzucht, andererseits wegen der ganz be-
sonders durch Professor Ignatius Taschner und heute
durch Professor Stodcmann wieder geförderten Volks^
kunst und letzten Endes fand sich auch noch der win-
zige Betrieb einer Wollspinnerei und Weberei. Es war
nicht leicht, aus einer alten und recht verwahrlosten
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