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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 78.1928

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Vereinsnachrichten / Ausstellungen / Verschiedenes
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https://doi.org/10.11588/diglit.7095#0075
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Mefiamt eine fehr beachtenswerte Unterfuchung ihres
Direktors Paul Vofj, der als Dozent für Meffe- und
Ausftellungswefen an der Leipziger Handelshodi-
fchule wirkt. Es wäre fehr zu wünfchen, dab die klaren
Ausführungen über dieWefensunterfchiede von Meffe
und Ausftellung in recht weiten Kreiien, vor allem
bei denen Beherzigung fänden, die fich beruflich oder
doch verantwortlich mit der Veranftaltung und Be-
fchickung von Meffen oder Ausftellungen befaffen.
Der Verfaffer weift leider mit Recht darauf hin, dab
die gedankenlofe Vermifchung foldier Unterfchiede
zum Schaden aller Beteiligten fich ausgewirkt hat. dab

vielfach die fogenannten Meffen keine Meffen, viele
Ausftellungen keine Ausftellungen mehr, fondern
charakterlofe Zwitterunternehmungen geworden
find, die zwangsläufig unter möglichfter Ausbeutung
der Wirtlchaftskreife alljährlich aus dem Boden ge-
ftampft werden müffen. den Ausfteller fchädigen. den
Befucher langweilen, dem Käufer auch nichts bieten.
Nur klare Trennung nach Zweck, Wefen und Gc-
ftaltung kann dazu führen, dab wieder Ganzes, Grob-
zügiges entfteht, und fowohl die Meffe, wie auf der
anderen Seite die Ausftellung ihren Aufgaben wieder
gerecht wird.

BESPRECHUNGEN

Ein Grabmal von Profeffor Knut Akcrberg. Das auf
Seite 37 (H.1-2) abgebildete Grabmal war Januar 1028
ln der Abteilung für Gewerbekunft des Bayerifchen
Nationatmufeums wenige Tage hindurdi öffentlich
ausgeftellt. Sein Urheber ift Prof. Knut Äkerfcerg,
geboren zu Stockholm, der von 1007 bis 1011 als Mit-
arbeiter Adolf von Hildebrands in deffen Meifter-
fdiule für Steinplaftik an der Münchener Akademie
der Bildenden Künfte wirkte. Wir besitzen von
Akerb erg bereits die Marmorftatue Ludwigs I. im
Lidithof der Univerfität, das Grabmal der Prinzeffin
Mathilde von Bayern in Rieden bei Mühltal und
zwei Puttengruppen im Ausftellungspark. Für die
von O. O. Kurz gefchaffene neue Bamberger Kirche
fchuf Akerberg einen Heil. Chriftophorus. Das hier
abgebildete Grabmal aus geflecktem dunklen Mu-
fchelkalk (Unterfranken) greift trotz des formal
w'e pfychologifch ganz und gar modern empfundenen
Darftellungsgedankens auf die altertümliche Form
der Tumba zurück und diefe Kühnheit rächte fich nidit.
denn die echte und ftarke Empfindfamkeit, die dem
Bildhauer das Werkzeug führte, vermag in der Tat
die Zeiten zu überbrücken. Äkerbergs Kunft hat den
Menfchen von heute würdig und ohne Prätention,
ohne die Prätention des Hiftorifch-Bedeutenden, in
das gefährliche Bereich der fepulcralen Repräfen-
tation hinübergenommen: durch kluges Vermeiden
aufdringlich draftifcher Züge der Portraithaltung bei
dem Manne, durch die rührend anfehmiegfame. völlig
anonyme Gefte der Frau, durch die Entkörperlichung
des Steins und die Schräglage der Platte, die das
füfse ftille Fliehen und Entgleiten der Linien fördert.

Der gliederlöfende feiige Tod. Entfchlafenfein. Ent-
fchwebtfein wird fühlbar und. das ift wohl die ftärkftc
Legitimation des Künftlers. nidit fentimental. fondern
herb fühlbar. Das fchöne Werk wird dem Mufeum durch

einen getönten Gipsabgub erhalten bleiben. b. c.


Grab und Friedhof der Gegenwart. Herausgegeben von
Stephan Hirzcl.Verlag Georg D.W. Callwey,München 1927.
Es gibt in Deutfchland einen »Reidisausfchuß für Fried-

Leipzigcr Meffe / A. G.Bunge / Leuchter, Mcffing

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