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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 80.1930

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Hanfstaengl, Eberhard: 80 Jahre "Kunst und Handwerk"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7097#0009
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Herrfcher über künftlerifche Form und künftlerifchen Ausdruck
machen; individuelle Formung, perfönliche Erfindung fordern
heißt nicht, neue Herftellungsmethoden, neue Möglichkeiten
der Materialbezwingung überfehen.

Zwifchen diefen Tendenzen wird eine Zeitfchrift nicht in
ftändig geradliniger Richtung gehen können. Sie wird einmal
mehr nach der einen, einmal mehr nach der anderen Seite
ausbiegen, je nachdem auch das einzelne Thema geftellt ift.
Man kann die einzelnen Waren nicht immer unter beftimmte
Gefichtspunkte faffen. Es ergeben lieh, wenn man fo fagen
will, foziale Unterfchiede. Was für ein Einzelmöbel zu be-
ftimmtem Zweck richtig ift, kann für ein Gebrauchsglas, für
eine Taffe falfch fein.

Durchblättert man die Jahrgänge der Zeitfchrift »Kunft und
Handwerk«, fo wird ohne weiteres fichtbar, wie die Mittel
der Wirkung nach außen fich gewandelt haben. Waren ur-
fprünglich die theoretifch -akademifchen Erörterungen, das
Wort überhaupt, die Möglichkeit dem Leferkreis nahe zu
kommen, fo hat fich heute die Abbildung an diefe Stelle ge-
fchoben. Der moderne Menfch läßt fich durch das Bild viel
ftärker beeindrucken wie durch das Wort. »Kunft und Hand-
werk« legt daher den Nachdruck auf bildhafte Deutlich-
machung, auf eine möglichft klare Herausarbeitung feiner
Abfichten durch gute photographifche Aufnahmen der Ob-
jekte. Was gefagt werden foll, wird in kurzer, faft mehr
aphoriftifcher Formulierung vorgebracht. Das Eigentliche foll
am Bild abgelefen werden. Eine Zeitfchrift, die im Dienfte der
Qualität arbeitet, muß in der äußeren Form, in Anordnung
und Druck diefe Forderung erkennen laffen. Wir glauben,
innerhalb der Grenzen, die uns gefteckt find, weitgehende
Wünfche erfüllt zu haben.

Wefentlicher aber, als alle diefe mehr formalen, äußeren Be-
mühungen werden die ideellen, geiftigen fein, die auch in
Zukunft beftimmend fein müffen. Die allgemeine Richtung
ift durch Tradition,durch die innere Ueberzeugung und einen
unbeirrbaren Glauben an das Ziel gegeben, der Weg muß
durch die fich ftändig ändernden Verhältniffe unferer Zeit
gefunden werden — die Hauptfache wird fein, daß wir mar-
fchieren. E. Hanfftaengl.
 
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