ebenfo zur Hervorbringung einer künftlichen wie einer künftlerifdien Leiftung in den Aufruhr des leben-
digen Schaffens geraten muß. Oder vielmehr, es treten zweierlei Erfindungsarten zufammen, um das Künft-
lerifche möglich zu machen. Das Kunftgewerbe oder auch die Kunftinduftrie repräfentiert nun in ausgefpro-
chenfter Weife die Verbindung des Künftlerifdien mit dem Künftlichen. Und zwar auf verfchiedene Art muß
die auf das Künftlerifche gerichtete Erfindungskraft mit der anderen auf das Künftliche gerichteten Erfin-
dungskraft einen Zufammenhang fuchen. So muß die Kunftinduftrie z. B. die Eigenfchaften der Stoffe, welche
diefe zum Teil durch neuerfundene Bearbeitungsweifen mittelft diefer oder jener Mafchine annehmen, für
ihre Zwecke benützen. Man denke nur daran, wie viele Menfchen auf Veränderungen und Verbefferungen
der Mafchinen fortwährend finnen, um den Stoffen ein befonders gewünfchtes Maß von Härte, Sprödigkeit
oder Gelchmeidigkeit, Weichheit, Feinheit, Glätte, Elaftizität ufw. zu verleihen, alfo Eigenfchaften, welche
bei einer ftilgerechten kunftgewerblichen Arbeit berückfichtigt werden müffen. Aber auch dadurch können
die oben näher bezeichneten verfchieden gearteten Erfindungskräfte fich in Verbindung fetzen, daß die
künftlerifdieTätigkeit dem künftlichen Bau der Mafchinen felbft Motive entnimmt, um fie ftilgemäß dem
fdiönen Rhythmus ihrer eigenen Schöpfung einzuverleiben. Und dann noch wäre der künftliche Bau man-
cher Mafchinen im Ganzen des künftlerifchen Schmuckes bedürftig, fo z. B. die Nähmafchinen, welche nach-
gerade einen Beftandteil des Hausrates bilden .... »Eine Lokomotive befitzt fomit Stil« .... »Es gibt
keinen anderen Stil als den für den Gegenftand geeigneten«. (Viollet-Le-Duc »Entretiens sur l'architecture.«)
Aus: Bemerkungen zu Jakob Falkes Buch: »Die Kunftinduftrie auf der Wiener Weltausstellung« von Dr. Lichtenftein, iS74-
•
Wohlfeilheit an fich ift gewiß nichts tadelnswertes. Aber das ift tadelnswert, wenn das Publikum wohlfeile
Produkte der Kunft und des Kunftgewerbes verlangt, die wie koftbare ausfehen follen, und wenn der Pro-
duzent diefem Verlangen nachkommt. Diefe Art von Wohlfeilheit ift es, welche dem reinen guten Gefchmack
tiefe Schäden zufügt. Sie ift einem entarteten Luxus entwachfen, einem Luxus, welcher glänzen will, ohne
daß es viel koftet.
Wohlfeil darf der Luxus fein - aber nur dann, wenn er nicht auf Täufchung, auf falfchen Prunk berechnet ift.
Die Kunft ift da, um die Wirklichkeit zu verfchönen, nicht aber um das Wohlfeile teuer erfcheinen zu laffen.
Aus »Die Kunft im Zufammenhange mit dem Volkswohlftand« von Dt. Max Haushofer, 1S77.
Bügeleifen mit Roft,
digen Schaffens geraten muß. Oder vielmehr, es treten zweierlei Erfindungsarten zufammen, um das Künft-
lerifche möglich zu machen. Das Kunftgewerbe oder auch die Kunftinduftrie repräfentiert nun in ausgefpro-
chenfter Weife die Verbindung des Künftlerifdien mit dem Künftlichen. Und zwar auf verfchiedene Art muß
die auf das Künftlerifche gerichtete Erfindungskraft mit der anderen auf das Künftliche gerichteten Erfin-
dungskraft einen Zufammenhang fuchen. So muß die Kunftinduftrie z. B. die Eigenfchaften der Stoffe, welche
diefe zum Teil durch neuerfundene Bearbeitungsweifen mittelft diefer oder jener Mafchine annehmen, für
ihre Zwecke benützen. Man denke nur daran, wie viele Menfchen auf Veränderungen und Verbefferungen
der Mafchinen fortwährend finnen, um den Stoffen ein befonders gewünfchtes Maß von Härte, Sprödigkeit
oder Gelchmeidigkeit, Weichheit, Feinheit, Glätte, Elaftizität ufw. zu verleihen, alfo Eigenfchaften, welche
bei einer ftilgerechten kunftgewerblichen Arbeit berückfichtigt werden müffen. Aber auch dadurch können
die oben näher bezeichneten verfchieden gearteten Erfindungskräfte fich in Verbindung fetzen, daß die
künftlerifdieTätigkeit dem künftlichen Bau der Mafchinen felbft Motive entnimmt, um fie ftilgemäß dem
fdiönen Rhythmus ihrer eigenen Schöpfung einzuverleiben. Und dann noch wäre der künftliche Bau man-
cher Mafchinen im Ganzen des künftlerifchen Schmuckes bedürftig, fo z. B. die Nähmafchinen, welche nach-
gerade einen Beftandteil des Hausrates bilden .... »Eine Lokomotive befitzt fomit Stil« .... »Es gibt
keinen anderen Stil als den für den Gegenftand geeigneten«. (Viollet-Le-Duc »Entretiens sur l'architecture.«)
Aus: Bemerkungen zu Jakob Falkes Buch: »Die Kunftinduftrie auf der Wiener Weltausstellung« von Dr. Lichtenftein, iS74-
•
Wohlfeilheit an fich ift gewiß nichts tadelnswertes. Aber das ift tadelnswert, wenn das Publikum wohlfeile
Produkte der Kunft und des Kunftgewerbes verlangt, die wie koftbare ausfehen follen, und wenn der Pro-
duzent diefem Verlangen nachkommt. Diefe Art von Wohlfeilheit ift es, welche dem reinen guten Gefchmack
tiefe Schäden zufügt. Sie ift einem entarteten Luxus entwachfen, einem Luxus, welcher glänzen will, ohne
daß es viel koftet.
Wohlfeil darf der Luxus fein - aber nur dann, wenn er nicht auf Täufchung, auf falfchen Prunk berechnet ift.
Die Kunft ift da, um die Wirklichkeit zu verfchönen, nicht aber um das Wohlfeile teuer erfcheinen zu laffen.
Aus »Die Kunft im Zufammenhange mit dem Volkswohlftand« von Dt. Max Haushofer, 1S77.
Bügeleifen mit Roft,