Man glaubt allgemein, daß die Maffenproduktion eine echt
moderne, noch niemals dagewefene Erfcheinung wäre, die
hauptfächlich erft durch die Erfindung der Mafchinen bedingt
und ermöglicht worden ift. Nun verhält es fich Ichon einmal
mit den Mafchinen umgekehrt: man hätte fie nicht erfunden,
wenn nicht der Drang danach fchon in den allgemeinen Kul-
turverhältniffen vorhanden gewefen wäre. Aber noch mehr:
die Maffenproduktion ift nicht einmal etwas fpezififch mo-
dernes, fie ift fchon früher dagewefen, lange vor der Erfindung
der Dampfmafchinen und der elektrifchen und Gasmotoren.
Diejenige Zeitperiode aus der bisherigen Gefchichte des Men-
fchengefdilechts, deren Kunftzuftände uns noch heute, trotz
der Renaiffance, im allgemeinen als unerreichbar ideale vor-
fchweben, ift die griechifch-römifche Antike gewefen. Was
werden unfere Peffimiften zu der Beobachtung fagen, daß
in derfelben Antike bereits eine wohlorganifierte Maffen-
produktion von menfchlichen Gebrauchsgütern exiftiert hat,
- ja, daß diefe Maffenproduktion u. a. gerade folche Gegen-
ftände betroffen hat, die wir heute zu den kunftgewerblichen
zählen und in denen zuerft die bewunderte antike Kunftblüte
ihren Ausdruck gefunden hat?
An der Möglichkeit einer Kunftblüte brauchen wir alfo an-
gefichts der modernen Maffenproduktion noch nicht zu ver-
zweifeln.
Daß heutzutage wenigerKunftgewerbliches produziert würde
als im 16. und 17. Jahrhundert, wird niemand behaupten wollen.
Die viel umftrittene Frage, ob der künftlerifche Charakter der
modernen Produktion, ob der »Stil« allgemein befriedigt,
kommt dabei nicht in Betracht: genug, daß das Publikum
»Kunftgewerbliches« begehrt, alfo anfcheinend in der Tat an
dem Gebotenen Gefallen findet. Es erübrigt fich alfo nur noch
zu unterfuchen, ob das Kunfthandwerk in der hergebrachten
Form fich gegenüber der fabrikmäßigen Maffenproduktion
behaupten kann? Die »Kunft« wäre vorläufig gefichert; ift
es aber auch das diefe Kunft betreibende »Handwerk«?
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moderne, noch niemals dagewefene Erfcheinung wäre, die
hauptfächlich erft durch die Erfindung der Mafchinen bedingt
und ermöglicht worden ift. Nun verhält es fich Ichon einmal
mit den Mafchinen umgekehrt: man hätte fie nicht erfunden,
wenn nicht der Drang danach fchon in den allgemeinen Kul-
turverhältniffen vorhanden gewefen wäre. Aber noch mehr:
die Maffenproduktion ift nicht einmal etwas fpezififch mo-
dernes, fie ift fchon früher dagewefen, lange vor der Erfindung
der Dampfmafchinen und der elektrifchen und Gasmotoren.
Diejenige Zeitperiode aus der bisherigen Gefchichte des Men-
fchengefdilechts, deren Kunftzuftände uns noch heute, trotz
der Renaiffance, im allgemeinen als unerreichbar ideale vor-
fchweben, ift die griechifch-römifche Antike gewefen. Was
werden unfere Peffimiften zu der Beobachtung fagen, daß
in derfelben Antike bereits eine wohlorganifierte Maffen-
produktion von menfchlichen Gebrauchsgütern exiftiert hat,
- ja, daß diefe Maffenproduktion u. a. gerade folche Gegen-
ftände betroffen hat, die wir heute zu den kunftgewerblichen
zählen und in denen zuerft die bewunderte antike Kunftblüte
ihren Ausdruck gefunden hat?
An der Möglichkeit einer Kunftblüte brauchen wir alfo an-
gefichts der modernen Maffenproduktion noch nicht zu ver-
zweifeln.
Daß heutzutage wenigerKunftgewerbliches produziert würde
als im 16. und 17. Jahrhundert, wird niemand behaupten wollen.
Die viel umftrittene Frage, ob der künftlerifche Charakter der
modernen Produktion, ob der »Stil« allgemein befriedigt,
kommt dabei nicht in Betracht: genug, daß das Publikum
»Kunftgewerbliches« begehrt, alfo anfcheinend in der Tat an
dem Gebotenen Gefallen findet. Es erübrigt fich alfo nur noch
zu unterfuchen, ob das Kunfthandwerk in der hergebrachten
Form fich gegenüber der fabrikmäßigen Maffenproduktion
behaupten kann? Die »Kunft« wäre vorläufig gefichert; ift
es aber auch das diefe Kunft betreibende »Handwerk«?
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