Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 80.1930

DOI Artikel:
Laube, Otto von: Die Leipziger Messe und ihre Bedeutung für das Kunstgewerbe
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.7097#0035
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Keramiken. Hermann Btoxncr, München

Der Warenhandel ging in den früheren Jahrhunderten fo
vor (ich, daß Kaufleute mit hochbepackten Wagen, meift von
Reifigen begleitet, in Karawanen von Land zu Land zogen.
Aus alten Chroniken und zahlreichen Dokumenten wiffen
wir, daß fchon im Mittelalter Waren aus Afien, aus dem öft-
lichen Rußland, Felle, Pelzwaren, Hanf, Tee u. a. bis nach
Spanien gehandelt wurden! Die berühmten Seiden aus dem
Orient fanden ihren Weg bis nach dem äußerften Norden,
Konftanzer Leinwand ging bis in die fernften Gegenden. Es
bildeten fich Handelswege und Straßen: von Paris nach Mos-
kau, eine andere, die Kaiferftraße, von Leipzig über Nürnberg,
Augsburg nach Rom, eine dritte über Regensburg, München
nach Mailand und Venedig. Ebenso führten nach dem Norden
zahlreiche Straßen, die faft durchwegs mit den jetzigen Eifen-
bahnlinien zufammenfallen.

Schon damals war Leipzig ein wichtiger Kreuzungspunkt aller
dieferHandelswege, es gab keine Hauptftraße,die nicht durch
Lypsk, wie Leipzig damals hieß, führte. Die natürliche Folge
war, daß Leipzig felbft fich zu einem wichtigen Umfchlagplatz
und zu einer Stätte des Austaufches für die verfchiedenartig-
ften Waren aus Nord und Süd, Wefi und Oft entwickeln
mußte; die Kaufleute vereinbarten unter fich die Zeitpunkte
für ihr künftiges Zufammentreffen. Sie bevorzugten hiefür
die Tage kirchlicher Fefte, da an folchen Tagen viel Volk von
weit und breit zufammenftrömte. Von diefen Kirchenfeften
her wird auch das Wort »Meffe« abzuleiten fein, ebenfo der
erft in jüngeren Jahren abgekommene Brauch, die Meffe ein-
und auszuläuten! So entwickelten fich im Mittelalter deutfehe
Warenmeffen zu Frankfurt a.M., Leipzig und Frankfurt a.O.
Für Leipzig kam als befonders günftiger Umftand hinzu, daß
die Stadt ichon damals der Mittelpunkt eines bedeutenden
Produktionsgebietes war und fpäter die Vertriebsftelle für
die Erzeugniffe des fächfifchen Silberbergbaues wurde.

Als früheftes Dokument, in welchem der Leipziger Meffe Er-

Links oben: W. Boffe, Kufftein, Keramifche Werkftätten

Links mitte: Monftranz handgefchlagen, Silber vergoldet, Silber mit Feingold belötet.

Max Olofs, Gotdfchmiedewerkftätte, München
Links unfen: Madonna. Prof. Rieh. Langer. Ausführung: Staatl. Porzellan-Manufaktur Meißen

29
 
Annotationen