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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 80.1930

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Laube, Otto von: Die Leipziger Messe und ihre Bedeutung für das Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.7097#0037
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Leuchter in Meffing. A. G.Bunge, Emmering b. Bruck
Mit Genehmigung von Verlag Otto Beyer, Leipzig

Teilftück aus einem Relief. Carl Kahl, München

wundern, waren Markt- und Stapelplätze der Waren, die
hier an Ort und Stelle gehandelt und verkauft wurden. In
der Hauptfache wurden Textilien auf der Leipziger Meffe
gehandelt, ferner Rauchwaren und Leder, Material und Ko-
lonialwaren, verfchiedene Rohftoffe, fodann eine Reihe ge-
werblicher Erzeugniffe aus dem Erzgebirge und ausThüringen,
Glas aus Böhmen, Spiel- und Galanteriewaren aus Nürnberg
u.a.m. Auch Bücher wurden auf denMeffen rege gehandelt,
man fand alles vor, was an neuefter Literatur auf den Markt
kam. Die berühmteften Schaufpielertruppen zogen zu den
Meffen, was Rang und Namen hatte, ftrömte herbei, der Adel;
des Geiftes und der Geburt!

Die Glanzzeit der Leipziger Meffe war die Regierung Auguft
des Starken, 1694-1733, des prachtliebenden Kurfürsten von
Sachfen und Königs von Polen. Mit feinem glänzenden Hof-
ftaat und geradezu märchenhaftem Aufwand zog Auguft der
Starke zu jeder Meffe nach Leipzig und bot damit taufenden
vornehmen Fremden Anreiz und Beifpiel, ebenfalls die Pleiße-
ftadt zu befuchen. Die Berichte aus jener Stadt entrollen ein
anfehauliches Bild vom Leben undTreiben während der Meffe,
die nicht nur eine Warenfchau allergrößten Stiles, fondern
auch Jahrmarktsveranftaltung war. Gaffen und Plätze waren
mit Fracht- und Marktwägen, mit Menfchen aller Stände und
Nationen angefüllt. Befucher aus allen Gauen Deutfchlands
vermifchten (ich mit Ausländern, Ungarn, Türken, Armeniern,
Perfern, Ruffen, die mit ihren malerilchen Trachten Staunen
erregten. Allerhand Weltwunder für die damalige Zeit gab
es zu fehen, ftarke Männer und merkwürdige Tiere.

Die Warenmeffen ftanden am Ende des 18. Jahrhunderts, ja
felbft zu Beginn des 19. Jahrhunderts in höchfter Blüte. Zu
manchen Meffen kamen mehr Fremde als die Stadt Einwoh-
ner zählte, alle Geiftesgrößen befuchten die Leipziger Meffe.
Goethe ift wiederholt zur Meffe in Leipzig gewefen und hat
perfönlich feine Studien im Auerbachshof, dem damals bedeu-
tendften Handelshaus und in Auerbachskeller gemacht. Der
Ausfpruch: »Mein Leipzig lob ich mir! Es ift ein klein Paris

Taufkleidchen. Tullfpitze. Ktiemhilde Lohr, München

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