der Meffe zugewendet. 1929 nichts! Die Eingaben an den
Reichstag waren vergeblich, was umfomehr ärgerliche Ver-
wunderung bei den Meßintereffenten erregt hat, als doch der
Reichstag wefentlich höhere Summen, als für die Auslands-
propaganda erbeten waren, ohne weiteres für andere Zwecke
bewilligt hat, obwohl die wirtfehaftliche Berechtigung diefer
anderen Zwecke ftark angezweifelt werden kann. So hat man
zur Sanierung der Schichau -Werft einmalig 14 Millionen, lau-
fend jährlich bis zu 2,4 Millionen bewilligt. Der deutfehen
Luftfahrt werden erhebliche Zuwendungen gemacht, für die
Leipziger Meffe hat man nichts übrig, trotzdem, wie das fta-
tiftifche Reichsamt zufammengeftellt hat, mehr als 2 Millionen
gewerbliche Arbeiter, etwa der achte Teil aller deutlchen ge-
werblichen Arbeitnehmer, in den 8898 Betrieben tätig find,
die auf der Leipziger Meffe ausftellen.
Was täte wohl das Ausland, wenn es das Glück hätte, fich
des Befitzes einer Einrichtung wie der Leipziger Meffe rühmen
zu können. Mögen die Beftrebungen des Meßamtes um eine
angemeffene Unterftützung durch das Reich in diefem Jahre
von Erfolg fein.
Ich hoffe, daß es mir gelungen ift, einen Eindruck von der Größe
und Weltbedeutung der Leipziger Meffe zu vermitteln und
damit einen Ausblick nach einer Richtung möglichen Erfolges.
Wir leben in einer Zeit der Depreffion und wirtfehaftlichen
Not, die ihresgleichen nicht hat. Ein dichter Nebel freudlofen
Alltags umgibt uns, gar feiten nur durchbrochen von einem
Lichtblick auf beffere Zeiten.
Immer ift der Bauftil einer Epoche der Spiegel feiner Zeit
gewefen! Der Bauftil unferer Zeit fpricht deutlicher, als ich
es vermag. Freudlofe Fronten nüditerner Neubauten, im In-
nern höchft hygienifdie Zweckform, Stahlmöbel, fröftelnder
Operationszimmerftil! Für Kunft und Kunftgewerbe ift an-
fcheinend kein Platz mehr im deutfehen Wirtfdiaftsleben.
Für alles, was über die knappefte Zweckform hinaus geht, für
Schmuck und Augenweide ift kein Geld mehr da und was noch
mehr ift, kein Verftändnis. Diefer Erkenntnis dürfen wir uns
nicht verfchließen und müffen darnach trachten, andere Abfatz-
gebiete für das deutfehe Kunftgewerbe zu erichließen.
Die Welt ift groß und weit. Der Weg aber in die weite Welt
führt über die Leipziger Meffe.
Den 467 Kunftgewerblern, die, wie feftgeftellt wurde, die
Meffe befuchen, bedeutet jede Meffe einen Lichtblick der
Hoffnung. Nicht jedem erfüllt fich die Hoffnung, nicht jedem
ift Erfolg befchieden, wer aber den Erfolg nicht hatte, der ge-
wann doch an Erfahrung. Die Meffe ift lehrreich und überaus
anregend gerade für den Kunftgewerbler.
Als erften Grundfatz foll jeder fich zu eigen gemacht haben,
bevor er zur Meffe geht: Nur Qualität befteht und Origi-
Oben : Lchnftuhl. Bayer. Kunjimöbctfabrik Willy Franke, München
Mitte : Büchertifch. Bayer. Kunftmöbelfabrik Willy Franke, München
Unten: Zeitungstifch. Hermann Ejch, Kartsruhe
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Reichstag waren vergeblich, was umfomehr ärgerliche Ver-
wunderung bei den Meßintereffenten erregt hat, als doch der
Reichstag wefentlich höhere Summen, als für die Auslands-
propaganda erbeten waren, ohne weiteres für andere Zwecke
bewilligt hat, obwohl die wirtfehaftliche Berechtigung diefer
anderen Zwecke ftark angezweifelt werden kann. So hat man
zur Sanierung der Schichau -Werft einmalig 14 Millionen, lau-
fend jährlich bis zu 2,4 Millionen bewilligt. Der deutfehen
Luftfahrt werden erhebliche Zuwendungen gemacht, für die
Leipziger Meffe hat man nichts übrig, trotzdem, wie das fta-
tiftifche Reichsamt zufammengeftellt hat, mehr als 2 Millionen
gewerbliche Arbeiter, etwa der achte Teil aller deutlchen ge-
werblichen Arbeitnehmer, in den 8898 Betrieben tätig find,
die auf der Leipziger Meffe ausftellen.
Was täte wohl das Ausland, wenn es das Glück hätte, fich
des Befitzes einer Einrichtung wie der Leipziger Meffe rühmen
zu können. Mögen die Beftrebungen des Meßamtes um eine
angemeffene Unterftützung durch das Reich in diefem Jahre
von Erfolg fein.
Ich hoffe, daß es mir gelungen ift, einen Eindruck von der Größe
und Weltbedeutung der Leipziger Meffe zu vermitteln und
damit einen Ausblick nach einer Richtung möglichen Erfolges.
Wir leben in einer Zeit der Depreffion und wirtfehaftlichen
Not, die ihresgleichen nicht hat. Ein dichter Nebel freudlofen
Alltags umgibt uns, gar feiten nur durchbrochen von einem
Lichtblick auf beffere Zeiten.
Immer ift der Bauftil einer Epoche der Spiegel feiner Zeit
gewefen! Der Bauftil unferer Zeit fpricht deutlicher, als ich
es vermag. Freudlofe Fronten nüditerner Neubauten, im In-
nern höchft hygienifdie Zweckform, Stahlmöbel, fröftelnder
Operationszimmerftil! Für Kunft und Kunftgewerbe ift an-
fcheinend kein Platz mehr im deutfehen Wirtfdiaftsleben.
Für alles, was über die knappefte Zweckform hinaus geht, für
Schmuck und Augenweide ift kein Geld mehr da und was noch
mehr ift, kein Verftändnis. Diefer Erkenntnis dürfen wir uns
nicht verfchließen und müffen darnach trachten, andere Abfatz-
gebiete für das deutfehe Kunftgewerbe zu erichließen.
Die Welt ift groß und weit. Der Weg aber in die weite Welt
führt über die Leipziger Meffe.
Den 467 Kunftgewerblern, die, wie feftgeftellt wurde, die
Meffe befuchen, bedeutet jede Meffe einen Lichtblick der
Hoffnung. Nicht jedem erfüllt fich die Hoffnung, nicht jedem
ift Erfolg befchieden, wer aber den Erfolg nicht hatte, der ge-
wann doch an Erfahrung. Die Meffe ift lehrreich und überaus
anregend gerade für den Kunftgewerbler.
Als erften Grundfatz foll jeder fich zu eigen gemacht haben,
bevor er zur Meffe geht: Nur Qualität befteht und Origi-
Oben : Lchnftuhl. Bayer. Kunjimöbctfabrik Willy Franke, München
Mitte : Büchertifch. Bayer. Kunftmöbelfabrik Willy Franke, München
Unten: Zeitungstifch. Hermann Ejch, Kartsruhe
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