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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 80.1930

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Laube, Otto von: Die Leipziger Messe und ihre Bedeutung für das Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.7097#0053
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nalität. Nur das Befte ift genug für den Wettkampf, nirgends
aber ift der Wettkampf fo ftark, als gerade auf der Meffe. Es
ift nicht damit abgetan, etwas auch zu machen, wie es gemacht
wird, darauf kommt es an, auf die per/on/ich c Eigenart und Note.

Wir Münchner haben es da leichter als andere, anderswo.
Wir leben in einer Stadt, die herrliche Kunftfchätze in fich birgt
und einen unerfchöpflichen Reichtum an Naturfdiönheiten um
fich, für Taufende alljährlich das erfehnte Reifeziel.

Aber diefer Reichtum, an dem wir mühelos teilhaben, ver-
pflichtet, wie jeder Reichtum, er verpflichtet uns zu befonderen
Leiftungen. Dazu gehört, daß man die Dinge eben nicht auch
fo macht, wie Tie in Dresden gemacht werden oder in Magde-
burg, fondern ein wenig anders, auf münchnerifdie Art.

Diefe angeftammte Münchener Eigenart wieder zu erwecken
und zu pflegen, follte die vornehmfte Aufgabe des Bayerifchen
Kunftgewerbevereins fein.

Früher hat man in München die Häufer anders gebaut als
anderswo, jedes Ding des täglichen Gebrauches, vom Bierkrug
bis zur Kellerlaterne, war ein wenig eigenfinnig in feiner Art.
Und die Fremden, die nach München kamen, die ftaunten und
fagten: ja, die Münchner, das find Leute, die gehen ihren ei-
genen Weg. Diefen Weg haben wir jetzt verloren und ihn
wieder zu finden, dazu foll der BayerifcheKunftgewerbeverein
helfen. Die Brücke zur Heimat, Tie wird auch die Brücke zum
Erfolg fein. Wir Münchner müffen uns dagegen wehren, noch
mehr von dem alles gleichmachenden Strome unfererZeit er-
faßt zu werden, follen wir darin nicht untergehen. Auch für
unfere Schulen fei dies gefagt. Die Erkenntnis aber kommt
von der Leipziger Meffe. Wie können 60 Münchner Kunft-
gewerbler auf der Meffe beftehen neben mehr als 400 an-
deren, wie anders als durch Qualität und Eigenart.

Und noch eines fei gefagt und hervorgehoben: Die Leipziger
Meffe ift deutfeh, trotz aller Internationalität, deutfeh, von
deutfehem Kaufmannsgeift in Jahrhunderte langer Arbeit ein-
gerichtet und Tie ift das Schaufenfter der Welt. Da ftehen
wir nun darin, in diefem Schaufenfter, fichtbar für Jedermann
mit unferen Erzeugniffen, als Deutfche und in Sonderheit als
Münchner Kunftgewerbler. Mit unferer Leiftung tragen wir
jeweils den Ruf unferer Heimat zu Markte. Darum follte ein
gemeinfames Abzeichen am Meßftande uns von weitem fdion
aller Welt kenntlich machen als Angehörige des Bayerifchen
Kunftgewerbevereins.

Dies wird erziehlich wirken und verpflichten.

Durch diefes Abzeichen aber und die damit verbundene Lei-
ftung wird der Ruf des Bayerifchen Kunftgewerbevereins
und der Ruf Münchens verbreitet werden über alle Welt
durch die Leipziger Meffe!

Oben: Grafikmappe als Teetifch, geöffnet. Hermann Efch, Karlsruhe
Mitte : Scrviertifch. Hermann Efch, Karlsruhe
Unten: Stuhl. Hermann Efch, Karlsruhe

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