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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 80.1930

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Zwiener, Bruno: Statt Kupferplatten Papier
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https://doi.org/10.11588/diglit.7097#0106
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kenzeit von zwei bis drei Stunden, um einen recht harten
Grund zu bekommen, auf dem nun mit irgend einer fpitzen
Nadel, einer Nähnadel, einer Zirkelfpitze, einer Grammo-
phonnadel radiert werden kann. Das heißt, es brauchen bei
diefer neuen fchönen Radiertechnik eigentlich nur die Blei-
ftiftlinien, die ja doch durch den glasklaren Lack hell und deut-
lich fichtbar find, mit der Nadel nachgezogen und vertiert
werden. Das ift die ganze Kunft und dies ift auch der große
Unterfchied, der große Vorteil gegenüber den anderen Radier-
techniken, ein Vorteil, der befonders dem Amateur, dem Di-
lettanten die Arbeit von vorneherein wefentlich erleichtert.
Ift das Bild dann fertig radiert (man kann mit leichten und
auch mit feften Strichen vertieft kratzen), übertupft man die
Fläche mit dunkelbrauner oder Ichwarzer Oelfarbe (Tube
40 Pfg.) und wiicht durch ftändige rotierende Bewegungen
diefe Farbe mit einem Lappen in die Ritzen. Schon das fo ge-
wonnene Bild ift eine kleine Augenweide. Weiche, malerifch
breite Linien ftehen nun hier auf dem Grund, wie Tie eben
nur bei Radierungen möglich find. Nun legen wir ein ange-
feuchtetes Zeichenpapier über den eingefärbten Karton und
bearbeiten es mit dem Löffel. Wer über eine Wäfchewringe
verfügt, zieht den Radierkarton mit dem Papier Zwilchen
zwei Kartons unter ftarkem Druck durch die Walzen und wer
fich etwas ganz Befonderes leiften will, läßt fich einige Ra-
dierungen vom Drucker abziehen. Der Abzug koftet dann
auch nicht mehr als 15 bis 20 Pfennige. Eine neue, fchöne und
billige Kunft.

Bild 1. Die Zeichnung kann bei äiefet Radierung mit dem Blei direkt auf den Karton gezeichnet
werden.

Bild 2. Mit Spirituslack wird nun die Zeichnung auf dem Karton übergoffen. Die Schicht trocknet
recht rafch und gibt bald eine harte Radierfchicht.

Bild j. Mit einer Nadel, einer Zirkelfpitze oder einem Stahlftift kann nun die Zeichnung nach-
radiert und ausgeführt werden.

Bild 4. Die radierten Linien werden nun mit dunkler Oelfarbe (Tube und Lappen links im Bild)
eingefärbt: darauf legt man ein angefeuchtetes Blatt Papier und dreht all diefes zwifchen zwei
Kartons durch eine Metall- oder Holzwringe oder bearbeitet es wie hier mit dem Löffel.

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