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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 80.1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.7097#0186
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Dinge wie Puppen oder Tiere oder Btumenvafen oder irgend
etwas anderes. Die Auswahl ift groß und die Wahl, meinen
wir, follte nicht fchwer fein. Seien wir nur nicht allzu bedenklich.
Da haben wir neulich in einer Auslage einen meffingenen Leuch-
ter gefehen, einen Kerzenleuchter, der uns gefiel, follen wir ihn
erwerben, um ihn zu Weihnachten einem Freunde, einem Ver-
wandten zu fchenkens Aber da fällt uns ein, daß alle, die in
Betracht kommen, natürlidi längft mit elektrifcher Beleuchtung
verfehen find und einen Leuchter wohl nur als Oberflüffigkeit
bewerten dürften. Aber nur keine Sorge! Der Leuchter foll trotz-
dem auf ihrem Weihnachtstifch liehen und wir werden ihn gleich
mit einer Wachskerze verfehen, oder mit mehreren, falls er
mehrere Arme hat, und wenn die Befchenkten vie Heidi t zu-

nächft nichts mit ihm anzufangen wiffen, eines Tages werden
fie doch einmal die Kerzen anzünden und vielleicht werden fie
dann fogar empfinden, daß auch das Licht einer Kerze feine reiz-
vollen Befonderheiten hat. Und es müßte doch einfach nicht
mit rechten Dingen zugehen, wenn fie nicht fühlten, daß diefer
Leuchter nicht nur ein Beleuchtungskörper ift wie irgend ein
beliebiger anderer auch, fondern daß es Unterfchiede gibt, und
daß die Unterfchiede es find, auf die es ankommt im Leben,
die kleinen Nuancen, jene unmerklichen Brüche und Schwan-
kungen, die liebenswerten Schwächen und die überrafchenden
coups de pouce, mit denen uns ein Ding fagt, daß es aus menfch-
lichem Bemühen (lammt und um menfchlich verftehendes Ge-
fühl wirbt. CM. F.

Cotdfchmuck / Franz Valentin, Gold- und Silberfchmied, München (Photo Fritz Witzig)

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