VORWORT
Nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen
ifr es jetzt gelungen, eine Veröffentlichung des
„Bacli|chen Kunftgewerbevereins" in Form eines
Jahrbuches der Öffentlichkeit und den Mit-
gliedern des Vereins zu übergeben.
Was heute Pflicht des Einzelnen ifr, bleibt
Pflidit der Organi|ationen: „Arbeiten an dem Auf-
bau un|eres Vaterlandes". Das Erfdieinen cliejes
Budies möge bewei|en, dap der Badifdie Kunft-
gewerbeverein bemüht ift, die fchaffenden Kunft-
handwerker, Induj?riellen und Künfrler zu einer kul-
turfördernden Arbeitsgemeinjchaft zu|ammenzu-
|diliepen.
Bei diefer Gelegenheit darf in Kürze über die
Wege und Ziele des Vereins etwas gejagtwerden.
Das Programm erftreckt pdi auf die ßnngemape
Betätigung auf allen Gebieten technifcher und
künfrlerifcher Art. Diefe Gebiete, die [ich mit der
Erßndung und Herftellung aller Gegenwände für
das tägliche Leben befaffen, können in drei Grup-
pen gegliedert werden.
Die erfte Gruppe, die ich als die vornehmfre
und bedeutungsvolle bezeichnen mödite, iff die
„Freie Kun(l": die Malerei und die Plaftik-
Erzeugniffe rein künßleri|cher Art durch den Einzel-
menfchen, frei in der künßlerifdien Phanta|ie und
frei in der wirkungsvollen Ausdrucksform, gebun-
den an die Technik der Ausdrud<smittel und, was
wichtig ifr, gebunden an den Raum, an die Flädie.
Diefes Gebundenfein ift widitig, weil es meiff nicht
genügend oder gar nidit beaditet wird. Der
Künftler hält in der Regel |eine Tätigkeit mit der
Herftellung feines Werkes für abgefchloffen. Mit
der Ablieferung desfelben fängt aber die zweite,
m cht minder wichtige künfrlerifdieTätigkeit an, die
(ich damit zu befaffen hat, das Werk harmoni|ch
feiner Umgebung anzupaffen. Das Endziel
der freien Kunfr bezweckt dieWirkung
des Einzelwerkes im Raum. Es |oll mit
die|em zu|ammengeftimmt werden.
Die zweite Gruppe erftreckt |idi auf die Er-
zeugniffe, die einem befh'mmten Zwed< zu dienen
haben, aber zugleich eine kün(tleri|dne Form zu-
la|fen und ausdrüd<en (ollen: die Ardiitektur und
die angewandte Kunjt. Ich will mich hier aus-
|chlieplich mit der letzteren befa|]en. Sie |pielt
in der Tätigkeit und in dem Programm des Badi-
|dien Kunftgewerbevereins eine befondere Rolle.
Die Entftehung der Werke der angewandten
Kunft und der Handwerkskunft verlangt we(entlidi
andere Voraus|etzungen, die haupt|ächlidi in der
Frage gipfeln: wieweit kann der Handwerker (eine
prakti(d:en Erfahrungen und Kenntniffe bei Her-
ftellung der Werkform kün(tleri|ch lö|en? Ift der
Handwerker zugleidi Künfrler, fo ifr die Frage ge-
löfr. Die|e glücklidieVereinigung von Handwerker
u n d Künßl er in einer Perfon ift aber heute feiten,
wenn überhaupt nodi zu finden. Mit die|er Tat-
fadie ifr zu rechnen. Verfudie, Handwerker etwa
auf Schulen zugleich künftlerijdi auszubilden oder
zu erziehen, werden auf unüberwindlicheSdiwierig-
keiten frofien. Die handwerkliche und die kün|t-
leri(die Erziehung braucht Zeit, mit der bei der
Sdmellebigkeit un|erer Zeit und auch aus rein wirt-
(diaftlichen Gründen niclit gerechnet werden kann.
Dilettantismus ift zu vermeiden. Man kommt na-
turnotwendig zu einer Trennung in dei Arbeits-
leiftung, die zu überbrücken ift durch das Zu-
(ammenwirken zweier Perfonen, des Handwerkers
und des Künfrlers. Die(e Arbeit verlangt Mannes-
zucht von beiden. GegenfeitigesVerftändnis. Kon-
(truktion ift Form, Zweckform als Gegen(atz, reine
Form als kün(rleri(dier Ausdrud<. Steigerung des
Inhalts durch die Form. Material und deffen Ver-
V
Nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen
ifr es jetzt gelungen, eine Veröffentlichung des
„Bacli|chen Kunftgewerbevereins" in Form eines
Jahrbuches der Öffentlichkeit und den Mit-
gliedern des Vereins zu übergeben.
Was heute Pflicht des Einzelnen ifr, bleibt
Pflidit der Organi|ationen: „Arbeiten an dem Auf-
bau un|eres Vaterlandes". Das Erfdieinen cliejes
Budies möge bewei|en, dap der Badifdie Kunft-
gewerbeverein bemüht ift, die fchaffenden Kunft-
handwerker, Induj?riellen und Künfrler zu einer kul-
turfördernden Arbeitsgemeinjchaft zu|ammenzu-
|diliepen.
Bei diefer Gelegenheit darf in Kürze über die
Wege und Ziele des Vereins etwas gejagtwerden.
Das Programm erftreckt pdi auf die ßnngemape
Betätigung auf allen Gebieten technifcher und
künfrlerifcher Art. Diefe Gebiete, die [ich mit der
Erßndung und Herftellung aller Gegenwände für
das tägliche Leben befaffen, können in drei Grup-
pen gegliedert werden.
Die erfte Gruppe, die ich als die vornehmfre
und bedeutungsvolle bezeichnen mödite, iff die
„Freie Kun(l": die Malerei und die Plaftik-
Erzeugniffe rein künßleri|cher Art durch den Einzel-
menfchen, frei in der künßlerifdien Phanta|ie und
frei in der wirkungsvollen Ausdrucksform, gebun-
den an die Technik der Ausdrud<smittel und, was
wichtig ifr, gebunden an den Raum, an die Flädie.
Diefes Gebundenfein ift widitig, weil es meiff nicht
genügend oder gar nidit beaditet wird. Der
Künftler hält in der Regel |eine Tätigkeit mit der
Herftellung feines Werkes für abgefchloffen. Mit
der Ablieferung desfelben fängt aber die zweite,
m cht minder wichtige künfrlerifdieTätigkeit an, die
(ich damit zu befaffen hat, das Werk harmoni|ch
feiner Umgebung anzupaffen. Das Endziel
der freien Kunfr bezweckt dieWirkung
des Einzelwerkes im Raum. Es |oll mit
die|em zu|ammengeftimmt werden.
Die zweite Gruppe erftreckt |idi auf die Er-
zeugniffe, die einem befh'mmten Zwed< zu dienen
haben, aber zugleich eine kün(tleri|dne Form zu-
la|fen und ausdrüd<en (ollen: die Ardiitektur und
die angewandte Kunjt. Ich will mich hier aus-
|chlieplich mit der letzteren befa|]en. Sie |pielt
in der Tätigkeit und in dem Programm des Badi-
|dien Kunftgewerbevereins eine befondere Rolle.
Die Entftehung der Werke der angewandten
Kunft und der Handwerkskunft verlangt we(entlidi
andere Voraus|etzungen, die haupt|ächlidi in der
Frage gipfeln: wieweit kann der Handwerker (eine
prakti(d:en Erfahrungen und Kenntniffe bei Her-
ftellung der Werkform kün(tleri|ch lö|en? Ift der
Handwerker zugleidi Künfrler, fo ifr die Frage ge-
löfr. Die|e glücklidieVereinigung von Handwerker
u n d Künßl er in einer Perfon ift aber heute feiten,
wenn überhaupt nodi zu finden. Mit die|er Tat-
fadie ifr zu rechnen. Verfudie, Handwerker etwa
auf Schulen zugleich künftlerijdi auszubilden oder
zu erziehen, werden auf unüberwindlicheSdiwierig-
keiten frofien. Die handwerkliche und die kün|t-
leri(die Erziehung braucht Zeit, mit der bei der
Sdmellebigkeit un|erer Zeit und auch aus rein wirt-
(diaftlichen Gründen niclit gerechnet werden kann.
Dilettantismus ift zu vermeiden. Man kommt na-
turnotwendig zu einer Trennung in dei Arbeits-
leiftung, die zu überbrücken ift durch das Zu-
(ammenwirken zweier Perfonen, des Handwerkers
und des Künfrlers. Die(e Arbeit verlangt Mannes-
zucht von beiden. GegenfeitigesVerftändnis. Kon-
(truktion ift Form, Zweckform als Gegen(atz, reine
Form als kün(rleri(dier Ausdrud<. Steigerung des
Inhalts durch die Form. Material und deffen Ver-
V