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2? 31.

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Donnerstag, 17. April 1834.

Neue Umrisse.

(Fortsetzung zu Nro. 18.)

2) GALERIE ZU SHAKSPEARE'S DRAMA-
TISCHEN WERKEN. In Umrissen erfunden
und gestochen von Moritz Retzsch. Zweite
Lieferung. Macbeth. XIII Blätter. Mit C.
A. Böttiger’s Andeutungen und den sccni-
schen Stellen des Textes. Herausg. von Ernst
Fleischer. Leipzig und London. 1853. Fol.

Die erste Lieferung, Hamlet enthaltend, haben-wir
früher angezeigt, "n dieser zweiten hat der Künstler,
was er dort geleistet, um vieles übertroffen. Hamlet
ist der bildlichen Darstellung weniger günstig als Macbeth;
die Vorgänge sind zum Theil innere, nicht an Ereignisse ge-
knüpfte, wenig mit Handlung verbundene, daher für daS
Auge schwieriger zu schildern. Im Macbeth ist alleSHandlung,
großes, figurenreiches Ereignifi, prachtvolle Scene. Das Ge-
spenstische und das Gewaltige knüpft sich in ein furcht-
bares ganz äußerlich hervortretendes Schicksal zusammen.
Wir würden aber dem Künstler Unrecht thun, wenn wir
daS höhere Verdienst seiner Leistung allein der größere
Gunst seines Gegenstandes zuschreiben wollten. Heroische
Auffassung und Anwendung reicher Kunstmittel sind Vor-
züge, die allein seinem Geiste angehören, und die er
beide hier in ungewöhnlichem Grade bewährt hat. Die
Heren eröffnen die Scene auf den beiden ersten Blättern.
Sie gehören zu den Gestalten, welche dem Künstler am
besten gelungen sind; bärtig, wie der Dichter sie schil-
dert, groß, hager, in lange Gewänder gekleidet, in tur-
banartigem Kopfputz, gleich schaudererregend, sie mögen
schwebend oder wie in der Erde festgewurzelt erscheinen.
Sehr wohlgelungen sind ferner die beiden Sccnen, wo
der König die yeimkehrenden Generale belobt, und wie
Lad» Macbeth den König vor dem Thor ihres Schlosses
empfängt. Die heuchlerische Schmeichelei, die heimtückische
Deniuth läßt sich nicht besser ausdrücken, als in den ein-
fachen Linien dieser Figur. Macbeth, dem der Dolch vor-
schwebt, auf dem sechsten Blatt ist uns zu theatralisch.

Stellung und Drapirung haben etwas Gesuchtes. Sehr
geistreich ist das Dämonische in Macbeths Geschick auf
dem 7ten Blatt ausgedrückt. Während Macbeth den
Dolch in deö schlafenden Königs Herz stößt, schaudert er
selber vor seiner Höllenthat; Nachtgespenster rufen die
Diener auf, die schon im Schlaf von schreckhaften Träu-
men beunruhigt sind. Nur die Ladp lauscht unbeweglich
im Hintergrund des dritten Zimmers. Banquo's Ermor-
dung und dessen Erscheinen beim Gastmahl auf dem 8ten
und öten Blatt sind schön komponirt, doch dünkt uns
Banquo dem Macbeth überall zu ähnlich gehalten. Auf
den Blättern in und 12 erscheint Macbeth wieder etwas
theatralisch; das Heldenhafte, was er habön sollte, liegt
zu sehr in der Attitüde; aber dort ist der Herenspuk,
hier das militärische Gefolge, das vor dem Birnams-
wald erschrickt, meisterhaft geschildert. Ganz vorzüglich
gelungen scheint uns Blatt 11, die schwermüthige,
vom Gewissen gefolterte Lady Macbeth. Auch über den
tödtlichen Zweikampf auf dem 15. Blatt würden wir
die Meinung des geistreichen Erklärerö theilen, wenn
wir nicht um der Einheit und Einfachheit willen
die Erscheinungen zu beiden Seiten hinwegwünschteu.
Von sehr guter Wirkung ist, daß die Figuren hier sämmt-
lich größer gehalten sind, als im Hamlet, auch sind sic
noch sorgfältiger radirt. In den Erklärungen finden wir
wieder des Künstlers Andeutungen mit des erfahrenen
Hermeneuten Ausdeutungen vereinigt, und die höchst statt-
liche typographische Eleganz, womit der Verleger das Werk
schmückt, ist ganz dieselbe, wie bei der ersten Lieferung.

S.

4) SCHILLERS LIED VON DER GLOCKE, in
Umrissen nebst Andeutungen zu diesen, von
Moritz Retzsch. Stuttgart und Tübingen.
Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung.
1855. Id. Quer-Q.uart.

Das Lied von der Glocke hat mich immer bedünkt
als eine göttliche Komödie im Kleinen. Dante führt in
Register
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