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Archäologie.

1) Archemoros und die Hcs per,den. Eine
aus den Abhandlungen der konigl. Akademie
der Wissenschaften besonders abgedruckte Vasen-
erklärung von E. Gerhard, mit 4 Kupfer-
tafcln. Berlin, in der Druckerei der Akademie.
1838. 4. 78 S.

2) Rettre a LI. L. de Klenze sur une Sta-
tue de heros attique recemment decouverte ä
Athenes; par M. Raoul-Rochette. Ex-
trait des nouvelles Annales publiecs par la
scction arclieologique de l’iustitut franpaise.
Paris. Imprimerie de Bourgogne et Martinet.
1837, mit 1 Kupfertafel, 8. 24 S.

3) Argos Panoptes. Eine archäologische Ab-
handlung, gelesen am 2. Febr. 1837 in der
konigl. Akademie der Wissenschaften von Dr.
Theodor Panofka. Berlin 1838, mit 5
Kupfertafeln. 4. 47 S.

4) Ueber die Metallspiegel der Etrusker.
Eine in der konigl. Akademie der Wissenschaften
zu Berlin vorgelescne Abhandlung von Ed.
Gerhard. Mit 3 Kupfcrtafeln. Berlin 1838.
4. 40 S.

Seit geraumer Zeit sind die Vasen-Funde Großgrie-
chenlands, die früher die Kunst-Cabinette Europas füllten,
in den Hintergrund getreten gegen die erstaunlich reiche
und interessante Ausbeute der etrurijchen Gräber: nun
aber ziehen bedeutende Entdeckungen auf dem alten, bei-
nahe für erschöpft gehaltenen Boden aufs Neue die Aus-
merkjamkeit dorthin. Im April 1855 wurden bei Rn so,
einem zwilchen Canosa und Bari gelegenen Städtchen,
dem alten Rubi, zwei Gefäße ausgegraben, welche reiche
Darstellungen von größter Seltenheit enthalten: das eine
Philvmele, verfolgt von Tereus, daS andere den Tod
des Archemoros auf der Vorderseite, AtlaS und Herkules
im Garten der Hesperiden auf der Rückseite. Beide Ge-
fäße wurden zuerst von dem neapolitanischen Major Lam-
berti und einem andern bekannten Vasensammler, Piz-
zati, erworben und von diesen an das königliche Museum
zu Neapel abgegeben. Von ersterer Vase haben wir einer
Erklärung durch Herrn Gerhard entgegen zu sehen: mit
dem zweiten, unter dem Namen der Archemoros-Vase
bereits zu hoher Celebrität gelangten Gefäße beschäftigt
sich die unter Nr. i genannte Monographie, die in Ver-
bindung mit der Nbhandlnug Nr. 5 von Hrn. Panofka

in der Literatur der Vasen-Erklärung einen gleich wich-
tigen Rang cinnimmt, wie das Gefäß selbst unter dieser
Klasse von Kunstwerken.

Das Gefäß ist eine vier Fuß, acht Zoll hohe Am-
phora mit zwei hohen volutenförmigen Henkeln; die ganze
Oberfläche ist in verschiedenen Abtheilungcn mit Figuren,
architektonischen Ornamenten und Blumengewinden in so
verschwenderischein Reichthum ausgeschmückt, daß kein
Plätzchen der Verzierung entbehrt, jedoch ohne daß das
Auge durch Ueberladung gestört wird. Die Hauptseite
enthält eine auf Vasen bis jezt einzige Darstellung, den
Tod des Archcmoros. Bekanntlich gehört diese Geschichte
an den Anfang des von der alten Poesie so vielfach be-
handelten Sagenkreises von den sieben gegen Theben ver-
bündeten Helden. AnfDionpsos, des thebanischen Schutz-
gottes Anstiften, war die wasserreiche Ebene von Nemca,
in welche das argivische Heer zuerst kam, ausgetrocknet.
Hypsipyle, einst auf Lemnos Geliebte Jasons, jezt in
Nemca Sklavin des Königs Lykurgus, führt die mich
Wasser lechzenden Krieger zur strömenden Quelle. Wäh-
rend sie aber das ihrer Aufsicht anvertraute Kind des
Lykurgus, Ophcltes, welches sie auf Ephcu niederlegte,
verläßt, bricht eine Schlange aus dem Gebüsch hervor
und tödtet es. Um die Schuld dieses Todes zu sühnen,
tödtet Adrastus die Schlange, welche des Orts Hüter und
dem Zeus geheiligt war. Umsonst sucht Amphiaraus die
gegen Hypsipyle ergrimmten Eltern zu beschwichtigen;
so vielfache Schuld können nur die Götter versöhnen.
Dionysos besänftigt seinen Zorn aus Gunst für Hypsipyle
und deren Söhne, Enneos und Thoas, welche Bekenner
und Verbreiter seines Dienstes sind; Zeus' Zorn wird
besänftigt, weil aus Opheltcs' Tod der Glanz Nemeas
erwachsen soll. Als Leichenspiele für den tobten Knaben
werden Wettkämpfe angeordnet, und der Epheu, auf dem
er blutete, zum Kranz der Sieger bestimmt. Amphiaraus ,
aber betrachtete den Knaben als Vorbild für das Schicksal
der verbündeten Helden, darum nannten sie ihn Arche-
moros, d. h. Vorgänger im Geschick. Sehen wir nun,
wie der Künstler diesen Stoff geordnet hat. 2» der Mitte
des Ganzen sieht der Pallast des Lykurgus; zwischen dessen
vier schlanken jonischen Säulen Hypsipyle, Eurydice und
Amphiaraus, alle durch Zuschriften bezeichnet, stehen.
Hypsipyle bringt der in der Mitte stehenden Königin mit
Zittern die Nachricht von ihres Kindes Tod, auf der
andern Seite redet Amphiaraus der Hypsipyle vermittelnd
das Wort: ihm zur Seite außerhalb des Pallastes stehen
seine Verbündeten Parthenopäus und Capaneus, zur
Seite der Hypsipyle stehen ihre mit Jason erzeugte Söhne,
Euueos und Thoas. Ueber diesen beiden sizt Dionysos
in jugendlicher Gestalt, das Haupt mit einem Diadem
geschmückt: in der Linken hält er eine Lyra, in der Rechten
eine Schale, in welche ein Panisk (so nämlich muß die
Register
Chr. Walz: Archäologie. 1) Eduard Gerhard, Archemoros und die Hesperiden 2) Raoul-Rochette, Lettre à M. L. de Klenze. 3) Dr. Theodor Panofka, Argos Panoptes. 4) Eduard Gerhard, Ueber die Metallspiegel der Etrusker.
 
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