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l a t t.

Domrerstüg, den 7. Mär? 1839.

AimstausfteUnng in München 1838.

(Beschluß.)

Glasgemälde anS der königl. Glasmalerei-
Anstalt. Die Heimsuchung Mariä; der Tod
Mariä; die Grablegung Christi. Cartons von
Ioh. Schraudolph und Jos. Fischer. Ornamente
von Mar Ainmiiller. Auf Glas gemalt durch Jos.
Hämmerl, Jos. Kirchmaier, N. Wehrsdorfer,
die die Haupttheile; durch Eggert und Böhm, die die
Nebentheile fertigten. Die Fabrikation der Gläser, die
Glasfarben und Schmelzbrände hat M. Ain müller
besorgt; die Leitung des Ganzen ist dem Pros. Heinrich
Heß übertragen. Die Gemälde waren in einem aus-
schließlich dafür verwendeten großen und hohen Saale
ausgestellt. Der Eindruck konnte nicht anders als erhebend
seyn und die Kunst, in welcher München so entschiedenen
Vorrang behauptet, erschien im schönsten Lichte. Der
Zauber der zum Licht gewordenen Farbe wird sich immer
von Neuem wiederholen und das Gebäude, die Kirche
der Vorstadt Au, dem jene Bilder als integrircnder
Theil angehören, wird — wie cs schon ohne allen Schinuck
allgemein anspricht — mit demselben das das Gemüth
am stärksten ergreifende Kunstdenkmal unsrer Tage werden.
Die Ornamente sind im Styl der Kirche, nämlich im ger-
manischen des tZtcn Jahrhunderts erfunden und ans-
geführt. Die Compositionen nähern sich gleichfalls dem
altdeutschen Typus, aber ohne sklavische Nachahmung'
tragen jedoch noch nicht das Gepräge einer Durchbildung
des Princips. Der Grundcharakter altdeutscher Glasge-
mälde ist der ornamentale; die Gestalten — denn mehr
als eine einfache Zusammenstellung von Gestalten sind
dort die Compositionen selten — sind nur eine sinn- und
gedankenreichere, belebendere Verzierung; sie stehen auf
einer Fläche: uns Perspective und Effect des Vor- und
Zurücktretens der Figuren ist nicht Rückffcht genommen;
des Colorits (im Unterschied von bloßer Farbe) nicht zu

gedenken. Anders unsre neuern Gemälde: >vo es geht,
Reichthnm von Gestalten, wie beim Tod Mariä, ange-
nommene Vertiefung 'deS Raums (des Zimmers), wo sie
stehen; Perspective der architektonischen Theile (das Bett
Mariä ist ganz in Verkürzung genommen) — also in
der Anordnung das Princip der Staffeleigemälde. Da-
gegen in der Ausführung: Umgehung deS malerischen
Effectes; einfache ganze Farben und keine oder höchst
unbemerkliche Abtönung derselben nach der Tiefe. Die
Glasmalerei besizt mehr noch als die Oelmalerei, wie die
neuesten Versuche in hiesiger Anstalt zeigen, die Mittel
zur Erreichung der vollkommensten malerischen Wirkung;
gerade das Helldunkel gelingt ihr ohne Mühe und un-
übertrefflich, und kein Correggio vermöchte mit ihren Reizen
zu wetteifern. Allein es fragt sich, ob sie in Rücksicht
auf das Gebäude, dem sie sich untcrerduen muß, davon
Gebrauch machen darf? Die Beantwortung dieser Frage
von ferner» Untersuchungen und Erfahrungen abhängig
lassend, bleibt es doch räthlich, sie, bevor man sich dafür
entschieden hat, auch nicht durch reichere Compositionen
in Versuchung zu führen. Wie in der Kunst überhaupt
nicht Grenzmarken zu ziehen sind, wie in der Naturge-
schichte, so darfauch solcher Ausspruch nicht in der Schärfe '
des Wortlauts genommen werden; denn ohne alle Ver-
kürzung ist natürlich nicht die einfachste Figur zu zeichnen;
der Vasreliefstpl würde am besten die Bahn bezeichnen,
wenn auch der Malerei ein weniger beengtes Feld offen
bleibt.

Porzcllnngeniälde. Copien na chMeister wer-
ken der Pinakothek. Wer diese Arbeiten nicht ge-
sehen, könnte wohl fragen: Wozu diese Umstände? Will
man Copien, so lasse man sie in Oel oder im Kleinen in
Miniatur ausführen! Anders urtheilt wer sie gesehen,
und wird gern in den Ausspruch stimmen, daß damit
etwas durchaus Neues und zwar unwiderstehlich Reizendes
geschaffen sep. Durch die Feinheit der Unterlage und
das kleine Format sind sie verkleinerte und verfeinerte
Abbilder und machen ungefähr dieselbe Wirkung, wie die
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