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München ausgesührt worden sind, hat Prof. Amsler
daselbst zwölf Blätter für das bibliographische Institut in
Hildbnrghanftn gestochen, deren baldiger Erscheinung wir

mit Vergnügen entgegcnfehen. Diese treffliche er-
stellt eben so sehr durch ihre bildnerische, wie durch ihre
kupferstecherische Schönheit. Mit bewundernswürdiger
Feinheit des Gefühls hat Schwanthaler die verschiedenen
Charaktere der Maler aufzufassen und das gebotene Costum

dem Style seiner Kunst anzueignen gewußt; zngicicy

herrscht eine Mannigfaltigkeit der Motive und Stellungen
durch alle diese, im Ganzen gleichförmig stellenden Fi-
guren, daß daö Auge mit immer erhöhtem Wohlgefa en
von der einen zur andern übergeht. Die Ausführung
der Kupferstiche ist ganz in der Art, mit derselben Be-
stimmtheit und Corrcctheit der Zeichnung, denselben
engen und zarten, und dennoch in ihrer Wirkung so kräf-
tigen Linien behandelt, wie Amsler den Aleranderzng
nach Thorwaldsen gestochen hat. Die in den 12 Blattern
enthaltenen Figuren sind: Van Enck, ®l,rcr'

Holbein, Masaccio, Ghirlandajo, Leonardo, Michelangelo,
Tizian, Rubens, Van Dyck und Poussin. -rnr hoffen,
daß auch die zwölf übrigen noch dazu kommen werden.

Für denselben Verlag hat Hr. August Spieß, ein
Schüler Amslers, und unter dessen Leitung, eine Copie
des Kupferstiches von Edeling, nach Raffaels heiliger
Familie Franz I., in Stahl ansgesührt. Wer die Vor-
züge des trefflichen Originals kennt, wird die Schwierig-
keiten dieser Aufgabe nicht gering anschlagen, und es dem
jungen Künstler um so höher anrechnen, daß er in For-
men, Wirkung und Technik dasselbe mit so großer Treue
wiedcrgegeben hat. Was an den bisherigen Stahlcvpien
älterer Kupferstiche st widerlich aufsicl, der harte nictal-
lcne Glanz, welchen die Taillen durch die sklavische Nach-
bildung mit dem Grabstichel erhielten, ist hier durch sehr
fleißiges Vorradiren gänzlich beseitigt, und die schöne
Wirkung des Blattes im Ganzen, verbunden mit der
großen Genauigkeit der Formen und des Ausdrucks, ist
eine hinreichende Entschädigung dafür, daß in den tieferen
Schalten die einzelnen Strichlagen nicht überall st rein
hcrvorlreten, wie im Original.

Als gewandten Stahlstccher im landschaftlichen Fach
müssen wir auch Hrn. j. Martini in Rudolstadt
nennen, von welchem uns eine Reihe kleiner Ansichten
aus England, Deutschland, der Schweiz :c. vorliegt, die
in zarter Behandlung und kräftiger Wirkung wohl mit
den englischen wetteifern können.

Hr. Merz i„ München, ein ehemaliger Schüler
von Amsler, schon durch mehrere Blätter vortheilhaft
bekannt, hat den Stich des jüngsten Gerichts, welches

Cornelius in der Ludwigskirche ausführt, übernom-
men, und ist niit demselben schon ziemlich weit vorgerückt.

Von Hrn. Amsler selbst ist für den hannoverschen
Kunstverein die Traumdeutung Josephs vor Pharao, welche
Cornelius in der Casa Bartoldv zu Rom in Frcsco
gemalt hat, gestochen worden.

Herr v. O.nandt in Dresden läßt die Wandgemälde
aus Goetbe's Balladen, welche Hr. Peschel auf seinem
Landsitz in Dittersbach ausgeführt hat, durch Professor
Krüger in Kupfer stechen. Ein bereits vollendetes Blatt,
«der König in Thule,« ist eine schön gedachte Gruppe,
nnd mit vieler Feinheit und Gefühl von dem Kupfer-
stecher in enger Linicnmanicr wiebergegebe».

Bei der Notiz, welche wir in Nr. 78 v. I. über den
von Hrn. Grüner in Rom ansgcführten Stich: Moses
und die Hirten von Midian, nach Overbeck, mitthcilten,
ward schon erwähnt, daß derselbe Künstler den Stich der
Frescogemälde Raffaels in der Capclla Chigi der Kirche
St. Maria del Popolo unternommen habe. Von dieser
Arbeit liegen bereits drei Blätter vor uns, wovon das
eine den Umriß der ganzen Kuppel, mit den Bildern
der sieben Wochentage und Gott Vater in der Mitte,
enthält; die beiden andern die Bilder des Jeus und der
Luna mit den auf dem Zobiacuü sitzenden Engeln. Diese
Blätter sind mit eben so viel Reinheit der Empfindung,
als Zartheit und Treue des Stichels ausgeführt, in der-
selben Manier, wie der Moses, aber, wie uns scheint,
mit weit größerer Wärme und Freiheit. Den Kunst-
freunden wird es Freude machen, eines der reizendsten
Merke Raffaels auf so genügende Weise nachgebildet zu
sehen.

Von ausländischen Stichen haben wir der zwei großen
Blätter von Prövost nach Leopold Robert zu er-
wähnen : Les Moissonneiirs und die feie de la Madone
de i’Arc. Zwei Prachtblätter, welche in Abdrücken vor
der Schrift eine vortreffliche Wirkung thun, an deren
Ausführung aber zu bedauern bleibt, daß der Künstler
seine geistreiche Radirung zulezt mit einer Aquatintaplatte
übergangen hat, welche Töne und Schatten etwas zu
hart angibt, und überdies Ursache ist, daß die Abdrücke
bald an Güte abgcuommen haben.

Drei neuerschienene Prachtblätter im größten For-
mate nach Dan. Wilkie liegen vor uns: «Die Predigt
des John Knor vor den Lords der Congregation in St.
Andrews 1559,« gestochen von George T. Doo, «Dorf-
Rekruten« (Village-Becrmts), gestochen von Charles
For, nnd »die einzige Tochter« (the oniy daughter),
Sachen von §. Englcheart. Als Erfindungen und
Register
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