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Kompositionen sind diese drei Blatter, wie Alles von
Wilkie, voll Ausdruck und naiver Schönheit; was aber
die knpferstecherische Ausführung betrifft, so will uns nur
das leztere völlig Zusagen, welches mit Feinheit und
Araft, und zugleich ohne Pratensis» ausgeführt ist. Die
beiden erstcren sind theils handwerksmäßig, thcils mit
manierirtcr Uebcrtreibung behandelt, und gebenden ein-
fachen und naturgemäßen Vortrag, der in Wilkie's Bildern
herrscht, keineswegs getreu wieder. Zu bewundern bleibt
indeß immer die große Handfertigkeit und kühne Sicher-
heit, womit die englischen Stecher so große Blätter in
verhältnißmäßig kurzer Zeit zu Stande bringen.

Ausstellung der Königlichen Akademie zu
London 1838.

(Fortsetzung.)

Da Hr. Howard und Hr. Ward seit langer Zeit
Akademiker sind, müssen sie gehörig beachtet werden; cö
würde Grobheit seyn, sie in ihrem eigenen Hause zu
übergehen. Howard hat zu seiner Zeit einige zarte Ge-
mälde gemalt, um derentwillen, wie wir hoffen, man
sich seiner erinnern wird, und nicht um der faden
mvtholvgischcn und allegvr.lchen Gemeinplätze willen, mit
denen er uns dies Jahr begünstigt. Und was sollen wir
von Ward sagen — einem Manne, der zu seiner Zeit
wirklich gute Dinge gemacht hat? Ist er ganz toll?
Seine diesjährigen Gemälde, acht au der Zahl, sind die
verkehrtesten, abscheulichsten Dinge, die wir seit langer
Zeit gesehen haben. Es erfordert wahrlich Ward's un-
zweifelhaftes Talent, um diese Vortrefflichkeit der Schlech-
tigkeit zu erreichen, aber mehr als sein Talent, um
Verzeihung für solche verrückte Sünden gegen de» guten
Geschmack und das Gefühl zu erlangen. Eines der Ge-
mälde des Hrn. Ward erklärt oder wird vielmehr erklärt
durch folgende Zeilen:

„Weiter stets und weiter gähnt schwerfällig der tiefe Schlund
der Höhlen, schließt dann, gleich dem Beinhaus,^ sich wieder,
die Sünde zu nähren, die schöne Form der Natur z» zer-
stören, ausznhauchen Giftpilze, nebst lddllichem Nachtlchat-
ten, Disteln, Schierling. WolsSlraut und Nalterzahn, Pilz-
saame» gelocht in nächtlichen Orgie», vom schlechteste» Hunde
verworfen, unverdaut, überladen mit Thorheit" k.

Wir vcrmuthen beinahe, daß Hr. Ward selbst der
Verfasser dieser erklärenden Knittelverse ist, die hinlänglich
sind, einen beim Aussprechen zu ersticke». Jedenfalls ist
die Malerei der Poesie, und die Poesie der Malerei werth.
Höheres Lob können wir nicht geben.

Turner war einst der Stolz, der Ruhm unserer
englischen Landschaftmalerei, ist aber gleichfalls wahnsinnig
geworden. Seit er von dieser unheilbaren, prismatischen
Tollheit befallen ist, haben wir vermieden, von ihm zu
sprechen, und würden es noch thun, wen» sein großer
Name und mehr noch sein großes Genie nicht Manche
irre leiteten, die da glauben, was Turner macht, muß
schön seyn. Wird Turner oder werden seine Bewunderer
uns cinrede», dies sey Natur? Und ist es nicht Natur,
was ist cs dann? Wir wissen, daß „die Natur nie das
Herz verräth, das sich ihr ergab,« und nur, weil Herr
Turner die Natur mit seiner Phantasie und nicht mit
seinem Herzen liebt, ist er über ihre Vollkommenheiten
toll geworden, und entehrt mit seinen harten, verwegenen
Rohheiten das Heiligthum ihres sanften Ernstes. Wenn
wir daran denken, was Turner einst machen konnte,
wundern wir uns und seufzen, und neigten wir uns
dazu, wir wären versucht, zu fluchen. Nichts mehr da-
von — seine Gemälde stechen uns die Augen ans.

Wenden wir uns zu Cal lco tt, dem wahren Dichter
der echten Landfchaftmalerei. Er hat fünf Gemälde in
dieser Ausstellung. Drei davon sind italienische Compo-
sitivnen, eines vom Rhein und eines ein Scestück —
alle ausgezeichnet. Wenn eü uns einfiele, eine» Künstler
von so vortrefflichem Geschmacke zu kririsiren, so würden
wir sagen, daß ein wenig mehr Kraft in seinen Vor-
gründen, und etwas mehr Durchsichtigkeit und Bewe-
gung in seinem Wasser eine Vervollkommnung seyn
würde. I» dieser lczte» Eigenthümlichkeit muß er Han-
field nachstehen, einem andern unserer guten Landschaft-
maler, dessen durchsichtige Wellen und krystallhelle Tiefen
aussehen, als zerflössen sie bei der Berührung.

Wenn wir uns in Callcott eines englischen Claude
rühmen, so haben wir einen englischen Hobbeina in Lee,
dem angenehmsten, jezt lebenden Maler englischer heimi-
scher Landschaft. Welche Leichtigkeit und doch welche Fülle
in seinem Laubwerk! Welche Kühlung in seinem Grün!
Welche innige Ruhe ist über seine Wald- und Haide-
gcmäldc verbreitet! Er hat drei Bilder ausgestellt (kw,
2lg, 269). In de» »Wirkungen eines Sturmes» ist der
Mittelgrund sehr bewunderungswürdig empfunden und
gemalt; es ist die vollkommene Natur in all ihrer Wahr-
heit und Einfachheit.

Ein anderes kleines Landfchastsstück ist »ein Mond-
schei» im Thalc»(Z27), von O'Con uor. — Wir dürfen
auch nicht die Alhambra von Roberts, ein liebliches
Bildchen von Pvne (269), eine hübsche Landschaft v°»
J.CHalon, eine andere von Reinagle (48) übergeb"'»
aber diese und andere werden jedem Besucher auffall"'.

(Beschluß folgt.) .

Verantwortlicyer Redakteur: Or. Schorn.
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