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119

Mrs. Robertson müssen wir bemerken, baß sse zu den
wenigen gehöre», die wir gesehen, welche cs ertrügen,
vergrößert zu werden, indem sie große Freiheit des
Styls, vortreffliche Zeichnung mit sehr zartm Ausfuh- ^
rung verbinden. Da "ist auch eine schöne freie Zeichnung,
reich gefärbt, von Miß Heaphy (770), und von Miß
Cvle und den beiden Miß Sbarpe s sehr schone, zarte
Porträtzeichnungcn. Von Ne w ton und Therburn hnd ^
einige bezaubernde Miniaturen da, wie auch von Sa-
muel Lover, dem wohlbekannten Llutor der reizenden
irländischen Balladen, dessen Vielseitigkeit des Talents
eben so bewunderungswürdig als sein Genie sir.

3" diesen, Zimmer ist eine leichte Zeichnung von
Wilkie in schwarz und weißer Kreide - -edes Geldes
werth, — wenn sie mit Geld zu erkaufen ist-

Alfred Chalon hat acht Zeichnungen. Von ihm
müssen wir nothwendig sagen, was die Cata ani von er
Sontag sagte: „H est le meilleur dans son geure, mais
so« genre „’est pas .e meilleur.« Er 'st ohne Neben-
buhler — ohne seines Gleichen in leinem eigenen Fache,
der conventioneilen Eleganz und künstlichen Anmuth. Als
Maler schöner aristokratischer Mädchen in Blonden und
bocken — der Lady Caroline und Lady Georgina's und
ihrer vcrwittwelen Mama’s un I>e„ passees, aber noch
lieblich durch Chalon's leichten Pinsel und die vollendetste
Toilette — kommt ihm Niemand gleich. Die Zeichnung
unserer hübschen jungen Königin ist sehr charakteristisch
und einfach; sie ist, wie wir vermuthen, zum Seiten-
nnd Gegenstück einer andern Zeichnung in Staatskleidern,
ebenfalls von Chalon, bestimmt, die aber nicht in der
Ausstellung ist. Die Herzogin von Sutherland ist im
höchsten Grade elegant und herzoglich.

Die Bildhauerei, gewöhnlich dürftig, ist es dieses
Jahr mehr denn je. Chantrey hat nichts ausgestellt.
Die beste Statue ist der Narciß von Gibsvn; die beste
Büste die des berühmten Chirurgen Travers von
Bchnes. Eine Büste der Königin von Werkes ist
von der größten Aehnlichkeit.

Der Zustand der englischen Bildhauerei erfordert aber
eine weit ernstere Betrachtung, mehr Zeit und Raum,
als wir jezt dazu anwenden können — es mag der Ge-
genstand eines andern Versuches scnn.

Und da ich dich nun, geneigter und geduldiger Leser, an
den Wanden unserer Natioiialakademie rundum geführt,
— was denkst du? Ist eü eine leidliche Ausstellung, oder
ist sie cs nicht? Finden wir hier Stoff, um darauf große
Hoffnungen zu gründen von dem, was noch durch unsere
engliichen Künstler hervorgebracht werden kann, wennj
Aufgaben groß genug und Raum weit genug ihnen zu-
gestanden werde» — wenn sie nicht nur auf den Schutz '

der Großen, sondern auch auf die Theilnahme des Volkes
rechnen können? Sieh' dich um und sprich:

„Welcher Trost wird durch die Hoffnung gewonnen?

„Wo nicht, welche» Entschluli rnft die Verzweiflung hervor?"

Literatur.

Bei Georg Franz in München ist erschienen:

Die Metropolitan - und Stadtpfarrkirchc zu Unsrer
Lieben Frau in München, 4% Bogen, gr. 8.,

ausnehmend schön gedruckt, mit fünf artistischen Beilagen,
nämlich: das Aeußere der Kirche, das Innere derselben,
der Grundriß, das Marimilians- Denkmal und das des
Kaisers Ludwig, lieber den Tert, dessen Verfasser nicht
genannt ist, läßt sich nicht viel sagen. Wenn Neigcbauer
in seinem Handbuch für Reuende in Italien von der
Grabschrift Dante's an dessen Denkmal in Ravenna nur
die vordere Hälfte der Herametcr und Pentameter gibt,
so kann man denke», die andere Hälfte sev ihm in seiner
Brieftasche ausgelöscht, und er habe keine Quelle gekannt,
aus der er den Rest ergänzen können. Solche Entschul-
digung findet unser Verfasser nicht, wenn er von der
an der östlichen Thür der Südseite in Stein gehauenen
Urkunde, einem, wie es das Ansehen hat, von dem fürst-
lichen Gründer selbst verfertigten laleinischcn Gedicht, nur
das erste, für sich ganz bedeutungslose Distichon in seine
Beschreibung aufnimmt, und des Bildnisses desselben Für-
sten über seinem Gedicht gar nicht gedenkt. Wie er zu
andern Jrrthümern gekommen, z. B. die Kreuzabnahme
von Robert v. Langer für einen Raffael zu halten,
den jener nur copirt, und das jüngste Gericht von
Michelangelo, das in Copie vorhanden, «ein schön com-
xonirtes Bild von Mielich« zu nennen, u. dgl. m., das
bleibt durchaus unbegreiflich. Was aber das kleine Werkchcn
dessenungeachtet sehr cmpfehlenswcrth macht, sind die
artistischen Beilagen und vor Allem das „Grabmal
des Kaiser Ludwig," das sich unter dem Denkmal
des Marimilian befindet, und wovon es, einen alten,
ganz incorrecten Kupferstich ausgenommen, keine Abbil-
dung gibt. Dieses Grab - oder vielmehr Denkmal des
großen Kaisers ist nun aber nicht nur ein sehr schönes
Sculpturwerk des töten Jahrhunderts, und unbedenklich
das schönste, das in München ans jener Zeit eristirt,
sondern es ist auch wegen seines Inhalts und der histo-
rischen Beziehungen desselben von besonderem Interesse.
So viel bekannt, haben die frühem Topographen Mün-
chens, selbst der scharfsichtige Westenrieder, nicht nur die
Bedeutung desselben völlig verkannt, sonder» auch sogar
ganz falsch gesehen, und die Inschriften, wie es scheint,
gar nicht gewürdigt. Auch gegenwärtiger Verf. geht in
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