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2l- 41.

Kunst-Platt.

Dienstag, Len 21. Mai 1839.

Das ehrne Standbild Schillers

auf dem' alte» Kchlosiplatz 1» Stuttgart.

». Gcsckiltitr.

Labeu erzeugt Leben, und wenn die zchwäbiilben Lie-
dcrkränze ihre Entstehung großentheils dem Geiste der
Dichtkunst und namentlich dem ihres edelsten Meisters,
dem Geiste Schillers, verdanken, so haben sie wiederum
das Standbild hervorgerufen, das seit dem 8. Mar eine
der Hauptzicrden Stuttgarts, eines der Ehrenzeichen des
deutschen Volkes ist- Man sang, wie man immer singt,
sich und Andern zur Freude; allein alles menschliche Thun
verlangt ein Ziel außer ihm selber; es genügt sich nur
als Vermittlung. Das Ziel durfte nur genannt werden,
um anerkannt zu seyn: den Todestag Schillers zu
feiern. Das Fest verlangte festliche Auszeichnung; die
Büste Schillers im Schmuck von Lorbeer- und Frühlings-
kränzen ward ausgestellt, als man in Stuttgart 1821
zum ersten Male mit ernsten und heitern Gesängen seinen
Todestag feierte. Der zweite Wunsch folgte dem ersten,
der Festschmuck ans der Hand der bildenden Kunst sollte
bleibend seyn. Man 'vereinigte sich zu einem Denkmal
Schillers zuerst vom angegebenen Standpunkt aus, und
bemühte sich um die Thcilnahme des Theaters und aus-
wärtiger Freunde. Dannccker's schöne kolossale Büste des
Dichters war von Dielen in Absicht gestellt. Erst nach-
dem dieser Künstler erklärt, daß er bereits darüber ver-
fugt, ging man zu dem Gedanken eines ehrnen Stand-
bildes über, und machte die Sache zur allgemeinen
deutschen. Der Schillervcrein, der ausschließlich für diesen
Zweck und für die Feier des Andenkens an Schiller sich
gebildet, und an seiner Spitze der Herr Hofrath Neinbeck,
machte es sich zur Aufgabe, für das Monument Beiträge
zu sammeln. An Thorwaldsen wandte man sich unter
Borlage der Verhältnisse, und ging ihn um das Modell
an, das dieser hochsinnigc Künstler mit Freuden dem
Verein als Geschenk (nur die baarcn Auslagen wurden

berechnet) antrug, und so konnte bereits im Jahr 1838
der Erzguß durch den rühmlichst bekannten königl. baye-
rischen Gießerei-Inspektor Skiglmaier in München aus-
geführt, im Frühling 1839 aufgestellt und am 8. Mai
dieses Jahrs feierlich enthüllt werde».

S. Platz tt« Denk,»als.

Nachdem man einmal den Gedanken aufgegcben hatte,
das Denkmal Schiller's an seinem von allem großen
Verkehr entlegenen Geburtsort aufzuführen, konnte man
»ur in Stuttgart oder in dessen reizender Umgebung die
Stelle suchen. Als man sich noch mit der Hoffnung
schmeichelte, den großen und umfassenden Plan eines
Tempels oder sonstigen monumentalen Gebäudes aus-
führen zu können, hatte man einen Platz vor dem Ko-
nigsthor dazu angeka'üft, eine Wiese am Vergabhang,
mitten unter Nebenhügeln und Obstpflanzungen, mit
schöner Aussicht über das Thal. Dort würde die Statue
wie ein Ton im Sturm verschwommen seyn, vielleicht
selbst, wenn man mit Hülfe von Bäumen eine natür-
liche Architektur bewirkt hätte. Unter den Plätzen in der
Stadt, die in Vorschlag kamen, konnte sich keiner der
allgemeinen Zustimmung erfreuen und fast am wenigsten
der, der zulezt durch die Fügung der Verhältnisse geboten
war; und nun, da das Denkmal steht, ist auch kaum
Einer, der nicht erkennte, daß kein passenderer für dieses
Denkmal gesunden werden konnte. Er ist — gegen seine
Umgebung —hoch gelegen, von vier Seiten durch Straßen
zugänglich, eingeschlossen von lauter öffentlichen und zwar
alterlhümlichen Gebäuden, sämmtlich aus gelblichem Sand-
stein aufgeführt, der Stiftskirche in altdeutschem Styl,
dem alten Schloß, dem Kanzleigebaude und dem Palais
des Prinzen Friedrich, das — im Styl der Ncnaissance —
die Fayade in der Tiefe, dem alten Schloß gegenüber,
bildet. Nickt so klein, daß die Statue nicht von jeder
j beliebigen und ihr zuträglichen Entfernung könnte betrach-
; tet werden, ist dieser Platz vornämlich nicht zu groß, so
daß er durch jene vollkommen beherrscht wird, und das
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