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'beiden Bilder zwei unter der Mittelmäßigkeit stehende
Machwerke seyen, welche man mit um so größerem Rechte
ausgeschlossen, da sie ron anerkannt tüchtigen Künstlern
herrührten, welche Gediegenes leisten können, und daher
nach strengerem Maßstabe beurtheilt zu werden verdienen,
als junge Anfänger, denen man ein schwaches Bild
durchgehen lassen dürfe.

Am Eröffnungstage ist das Publikum selten mit dem
Salon zufrieden; später ändert sich die Sache; man ent-
wirrt das verwickelte Knäuel von Bildern; liest verschie-
dene Feuilletons, und wird anderer Meinung. Nur die
superklugen Kenner, welche mit nichts zufrieden sind,
und welche schon der gutmüthige Lafontaine bedauert, be-
harren allein in ihrer Verstocktheit, und finden Alles
schlecht. — Die materielle Anordnung ist ungefähr die-
selbe, wie vorm Jahr. Die Gemälde hängen in dem
großen Salon out«-, in einem Theile des langen Verbin-
dungsflügels zwischen Louvre und Tuilerien und in der
damit parallellaufenden, gegen die Stadtfeite angebauten
hölzernen Galerie, welche ursprünglich bloß als Eingang
für das Konzert bestimmt war, welches bei der Vermah- l
lungsseier des Herzogs von Orleans in der großen Bilder-
galerie gegeben werden sollte, allein in Folge der unglück-
lichen Ereignisse auf dem Marsfelde unterblieb. Die
Kupferstiche, Lithographien und Zeichnungen sind in der
Apollogalerie ausgestellt; den Werken der Porzellan-,
Schmelz- und Miniatur-Malerei har man zwei Säle des
Museums der griechischen Alterthümer angewiesen und
die architektonischen Zeichnungen hat man aus dem Entree-
zimmer in den sogenannten Saal der sieben Kamine
verlegt. Die Skulpturen stehen, wie gewöhnlich, in dem
großen Saal zu ebener Erde, am Eingang unter der
Kolonnade, gegen die Kirche Saint-Germaiu-l'Aurcrrois.
Der große, viereckige Salon ist das Ziel aller Ehrgeizigen;
der Maler, welcher sich in Gesellschaft rühmen kann, er
habe ein Bild im großen Salon carre, gilt für einen
Mann von Talent. Es wird vielfach intriguirt, einen
Platz darin zu erhalten, und wenn einem das Glück und
die Ehre zu Theil geworden ist, so beklagt man sich, daß
man gerade die schlechteste Stelle bekommen. Die Künstler
sind schwer zu befriedigen, die mittelmäßigen am aller-
schwersten, und wenn mau es ihnen einigermaßen Recht
machen wollte, so müßte man den ganzen Karoussel- und
Konkordcplatz mit Gebäuden für die Ausstellung bedecken,
und selbst dann noch würde cs einen Fleck geben, um
zvelchen man streiten und korrespondiren müßte.

(Fortsetzung folgt.)

Das neue spanische Museum im Louvre.

(Beschluß.)

Ein herrliches Origiualbild von Velasquez ist das
Porträt der Hofdame Dona Juana Eminente, Nr. 298;
die Augen dieser reizenden Spanierin sehen nicht, sie
sprechen; das Modell des Kopfes ist bewundernswürdig
schön; es ist ein herrliches Angesicht mit verlockendem
Munde, um den ein noch verlockenderes Lächeln schwebt»
— Unter den Porträts von Velasquez finden wir auch
eine Anbetung der Hirten, Nr. 282, in seiner ersten
Manier gemalt: ein Meisterwerk von unglaublicher Kraft,
und Farbe, worin man die Gleichgültigkeit des Künstlers
in der Wahl der Modelle, feine erste Härte, sein alleini-
ges Streben nach ergreifender Wahrheit und seine lange
Hebung im Malen von Gerathschasten, Möbeln, Früch-
ten :c. wieder erkennt. Nach diesem Bilde suche man nichts
mehr von Velasquez, den unvollendeten Kopf eines In-
quisitors, Nr. 294, etwa ausgenommen, welcher mit der
i Keckheit und Sicherheit einer Meisterhand entworfen ist.

Unweit dieses schrecklichen Inquisitors, dessen Blick
uns mit der heiligen Hermandad zu drohen scheint, hängt
das wunderliebliche Porträt der Tochter des Greco, vorr
dem Vater selbst gemalt. Die schwarze», stechenden Augen^
die abgemagertcn Gesichtszüge, die krankhafte Blässe ver-
rathen die Fieberunruhe dieses weiblichen Herzens und
deuten auf eine feinnervige, leidenschaftliche Natur. Be-
merkenswerth ist, wie der Maler diese Figur so ent-
schieden von einer Hellen Draperie abheben konnte. Dero
Greco, mit dem rechten Namen Domenico Theotocopuli^
wurde angeblich von Tizian gebildet; er war, wieAlonzo-
Cona, Maler, Bildhauer und Architekt, und malte, wie
Velasquez behauptet, die Köpfe ganz vorzüglich gut. —
Eines der schönsten Bilder dieses dritten Saals und des
ganzen spanischen Museums ist ein Porträt Philipps II.
von Tizian, welches man hier, ich weiß nicht warum,
untergebracht hat, während cs doch billig in die lange
Galerie des Louvre zu den übrigen Werken der italieni-
schen Schule hätte kommen sollen.

Die Sammlung von Gemälden Zurbaran's, welche
den ganzen vierten Saal des spanischen Museums cin-
nimmt, ist bei weitem vollständiger, als die von Velas-
quez; von den achtzig Bildern, welche das Verzeichniß
auf Ncchnuug des Zurbaran sezt, sind einige dreißig
herrliche Originale. Zurbaran (geb. 7. Nov. 1598 zu
La Fucnte de Cantos in Estremadura, gestorben iggz
zu Madrid) ist der Dichter des Klostcrlebcns. Die meisten
seiner Gemälde stellen einzelne Figuren dar, Mönche und
heilige Frauen. Ec wählte die Modelle zu den crsteren
in seiner Umgebung, d. h. in den Klöstern Spaniens,
welche ihm die vorzüglichsten, mannigsalkigsten Muster
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