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52.

2Y-

Kunst-Wiatt.

Donnerstag, Len 27. Juni 1839.

Neclamation.

2m zehnten Heft des bei Vrockhaus erscheinenden
„Konversations-Lerikons der Gegenwart" findet sich S-215
unter dem Artikel Freskomalerei eine Angabe, welche
der Verichligung bedarf. Es heißt daselbst:

„Ferner lieferte Cornelius die Entwürfe zu den
Freskomalereien an dem durch Professor Gärtner wie-
derhergestellten Isarthor. Zn einem 75 Fuß langen Friese
an der äußern (östlichen) Seite ist der Einzug Kaisers
Ludwig des Bayern nach der Schlacht bei Ampfing, und
auf der andern, der Stadt zugekehrten Seite die Anbe-
tung der Könige dargestellt. Bernhard Ne her hat
durch die meisterhafte Ausführung dieser Malereien sich
einen bedeutenden Ruhm erworben, welcher für denselben
auch de» Ruf nach Weimar zur Folge hatte, wo er ge-
genwärtig mit der Ausmalung mehrerer Räume im groß-
herzoglichen Schlosse beschäftigt ist."

Die irrige Angabe, daß die Entwürfe zu den Fresko-
malereien am Isarthor von Cornelius gemacht worden,
findet sich bereits in Nagler's „Neuem allgemeinem Künst-
lerlerikon Th. z. S. 115" am Schluß der biographischen
Notiz über Cornelius, wo cs heißt:

„Wir haben nur noch zu bemerken, daß Cornelius
auch die Skizze zu dem Einzuge Ludwig des Bayern nach
der Schlacht bei Ampfing geliefert habe, nach welcher
B. Nehcr aus Biberach das Gemälde der östlichen Fa?ade
des Isarthors zu München in Fresko ausführte.«

Vielleicht ist jene Angabe aus dieser Notiz geflossen;
wie dein aber auch sey, so können wir nicht glauben, daß
Herrn v. Cornelius und seine» Biographen daran gelegen
seyn könne, seine Verdienste durch fremde, ihm nicht ge-
hörige, erhöht zu sehen. Andererseits kann für Herrn
Neher nicht gleichgültig seyn, ein ihm mit Fug gebüh-
rendes Lob sich entrissen zu scheu, und den Ruhm, den j
ihm seine Arbeit erworben hat, mir einem Meister theilen
zu sollen, welchem er zu jener Zeit als Anfänger und
viel jüngerer Künstler gegenüber stand, und welchem schon

aus diesem Grunde der, wenn nicht größere, doch dem
Werth nach bedeutendere Antheil an dem Werke zufallen
würde.

Die Wahrheit ist, daß der Vorschlag, das Isarthor
mit einem Freskogemälde, den Einzug Kaisers Ludwig des
Bayern in München darstellend, verzieren zu lassen, von
Cornelius an Se. Majestät den König von Bayern, von
welchem schon früher die projektirte Abtragung dieses
Thors verhindert worden war, gerichtet wurde, und daß
die Annahme dieses Vorschlags die Veranlassung zur
i baulichen Wiederherstellung und architektonischen Verzie-
rung des Thors gab, welche durch Professor Gärtner ge-
schah. Herr Nehcr kehrte damals aus Italien nach
München zurück, und übernahm die Ausführung der
Malereien; er erhielt dazu aber keine Skizze, keinen
Entwurf von Cornelius, sondern gleich der erste Entwurf
des Einzugs, eine kleine Umrißzeichnung, welche der Aka-
demie zur Begutachtung vorgelegt wurde, war völlig seine
Erfindung, so wie auch die übrigen Gemälde, die Ma-
donna und der heil. Benno (an der Rückseite des Thors
ivurde kein Gemälde angebracht) von ihm allein skizzirt
und in Kartons ausgeführt wurden. Nur bei dem Malen
in Fresko bediente er sich der Hülfe einiger jüngerer
Künstler, die unter seiner Leitung arbeiteten. So ge-
hört ihm nicht bloß das Verdienst der Ausführung, son-
dern das volle Verdienst der Erfindung dieser Bilder,
und dies Verdienst ist ihm in keinem der Tagesblättcr,
welche nach Vollendung seiner Arbeiten derselben rühm-
lich Erwähnung thaten, geschmälert worden. Auch würde
ihm die bloße Uebersetzung eines fremden Entwurfs in
Farben wohl schwerlich den Ruf nach Weimar verschafft
haben, wo eine so bedeutende Arbeit, wie die Auszierung
zweier Säle mit Freskogemälden auS Gvethe's und Schil-
ler's Dichtungen nicht bloß das Talent eines guten Fresko-
malers, sondern vor allem eine reiche Erfindungsgabe in
Anspruch nahm.

Es wäre hier nicht der Ort, etwas über diese Arbeit
zu sagen, da das Kunstblatt erst zu Ende des vorigen
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