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206

Jahrs eine Nachricht darüber mitgetheilt hat. Nur die
Bemerkung wollen wir hinzufügen, daß die Behauptung
des Verfassers, es sei- der Freskomalerei unmöglich, und
liege auch außer ihrer Bestimmung, die kräftige Wirkung
der Oel- oder Wachsmalerei zu erreichen, durch eben die
Gemälde, welche Herr Neher in dem zum Andenken
Schillcr's bestimmten Zimmer im Weimarischcn Schlosse
ansgeführt hat, widerlegt werde. Seine Gemälde sind
zwar nicht an Tiefe und Dunkelheit den Oclgemälden
ähnlich, zeigen aber in etwas hellerem Ton eine nicht
geringere Kraft der Farben, Feinheit der Töne und Har-
monie der Haltung. Dieser Erfolg rührt ganz allein von
dem Farbentalente des Malers, so wie von seiner Erfah-
renheit und Sorgfalt in der technischen Behandlung her,
welche allerdings große Schwierigkeiten beherrschen muß.
Herr Neher ist auch nicht der erste und einzige, dem diese
kräftige Behandlung der Freskomalerei geglückt ist. Schon
die Fresken, welche Raffael selbst in den Sälen des Va-
tikan ausgeführt hat, namentlich die Schule von Athen,
die Disput«, die Befreiung Petri, ganz besonders aber
die weit besser als die übrigen Bilder erhaltene Messe
von Volsena, zeigen, welche Feinheit und Mannichfaltig-
keit der Töne, welche Tiefe .und Transparenz der Schatten
durch gute Behandlung der Freskofarben hervorgcbracht
werden können. Nicht minder sieht man dies an den
Freskogemälden des Eoreggio und selbst noch an denen
des Lanfranco. Nur der Mangel eines reinen Carmoisin-
und PurpurrvthS ist allerdings in allen diesen Gemälden
fühlbar, und bis auf den heutigen Tag ist ihm noch nicht
abgeholfen. Wenn aber diese Kunst in Licht und Schatten
und Farbe zu leisten vermag, was dem Grade von Illu-
sion , den wir von Gemälden einer gewissen Art verlan-
gen, und dem Einfluß, den sie auf unsere Stimmung
üben sollen, angemessen ist, so laßt sich nicht absehcn,
warum sie, wie der Verf. behauptet, hierauf verzichten
und sich allein auf das beschränken soll, was zur Darstel-
lung von Form und Gestalt, mit allem was Gedanken,
Idee und Charakter ausdrücken mag, nothwendig sey? Es
geht mit diesem Theorem, wie mit so manchem, das in
besonderer Beziehung auf eine Schule ausgestellt wird:
cs ist nach vorliegenden Verhältnissen motivirt und er-
mangelt der Bestimmtheit. Wir geben zu, daß bei kirch-
lichen, bei allegorischen und symbolischen Gegenständen,
wo eü mehr auf ideale Andeutung als auf illusorische
Darstellung des künstlerischen Gedankens ankommt, eine
mäßige .Haltung in Farbe und Lichtwirkung, ein in allen
seinen Mitteln einfacher Vortrag, der die Aufmerksam-
keit allein ans den Inhalt richtet, ersprießlich, ja noth-
wendig ist; wo aber Gegenstände geschildert werden, deren
Inhalt ganz dem wirklichen Leben oder der ihm entuom-
mencn Dichtung angehört, bleiben Gemälde, welche mit
M-rzichtleistllNg auf Farbenschönheit und kräftige Beleuch-

tung nur kolorirte» Zeichnungen ähnlich sind, ohne Zweifel
ungenügend. Die Rücksicht «uf die Wirkung der Archi-
tektur kann hier nicht hindernd cntgegentretcn, denn diese
gewaltige Kunst hat in ihren Formen und Ornamenten
hinreichende Mittel, die Malerei in Schranken zu halten,
wenn sie zu laut und störend sich hervordrängen sollte;
und ein F-reskvmaler, der mit dem gehörigen Sinne für
die Ausschmückung eines architektonischen Raumes begabt
und sonst seiner Kunst mächtig ist, wird auch den frische-
sten und lebcnvvllsten Bildern die Harmonie und heitere
Wirkung zu verleihen wissen, die für die monumentale
Bestimmung paßt, welche sie im Verein mit der Archi-
tektur zu erfüllen haben.

ll«d)rid)tcii vom Mai.

Pauwcrke.

Kt. Petersburg, 20. April. Jur December 1837 blieben
von dem kolossalen Winterpalaste nur nackte, vom Feuer ge-
schwärzte Mauern übrig. Zur schnelle» Wiederherstellung
desselben ward eine Baukonnnisstv» ernannt, an deren Spihe
der Graf Kleinmichel stand. Am 1. Osterfeiertage dieses
Jahrs ward der Kaisers,,; wieder eingeweiht. Scho» der
Haupteingang anr Newaufer gibt dem Eintretenden, beiur
Anblick der Paradetreppe von karrarische,n Marmor einen
Begriff von dem glänzenden Charakter des Gebäudes. Die
Wände sind im Styl der Renaissance; den Portikus dcü
zweite» Stockes schmückt eine Reihe von Säule» aus schönem
scrdobolslischcn Granit. Kapitelle, Unterlagen und architek-
tonische Verzierungen sind theils von Bronze, theils vergol-
det. Längs der ganzen Linie dieses Theiles des Palastes zieht
sich eine schöne Helle Galerie in altrdmischem Geschmack mit
hetrurischer Malerei hin. Der Feldmarschallssaal ist groß-
artig erneuert, und wie früher, mit de» lebensgroße» Bild-
nisse» von sechs Marschällen verziert. Die Wände dcS präch-
tigen Petersaales sind mit karmoisinfarbigcm, mit goldenen
Doppeladlern besäetcm Sammt beschlagen; ei» allegorisches
Gemälde stellt Peter dc» Große» vor, geleitet vom Ruhm;
auf einer Erhöhung steht der kaiserliche Thron; große Kron-
leuchter, Kandelaber, Wandte,ichter, ja sogar die Tische sind
von Silber in den schönsten Formen gearbeitet. Der große
Empfangssaal, gewöhnlich der weiße Saal genannt, ist ver-
größert und mit den Wappen aller dem russische» Scepter
unterworfenen Provinzen verziert. Die Mililärgalerie hat
man verändert; sie ist jezt hell und freundlich- Alle Bild-
nisse wurden während der Fencrsbrunst gerettet, und haben
jezt ihre früheren Stellen wieder eingenommen. Ei» neu-
erbauter Saal erhielt den Namen Grenadiersaal; seine Ver-
zierungen bilden Waffen i» Basreliefs ans GhpS. Dieses sind
die Empfangszimmer der Beletage. An die inneren Gemächer
Ihrer Majestät der Kaiserin stoßen ein Konzert- und ein
Speisesaal; dann tritt man in das sogenannte Nialachitzi,li-
nier, die Wände sind von weißem Stuck, der Plafond, die
Thüren, die Kar»lese strahlen von Vergoldungen in den
schönsten Formen; Säulen, Pilaster, der Kamin und viele
Register
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