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2V 70.

Krrnst-Vlatt.

Donnerstag, Len 29. August 1839.

Zur Geschichte der Holzschneidekunst in
Frankreich.

(Fortsetzung.)

Die Holzschneidekunst hat vielleicht mehr als irgend
eine andere Kunst zur Entwickelung der Industrie bei-
getragen und den Gescbmack für'S Schöne in der Masse
verbreitet. Die Meinungen über den Ursprung der Holz-
schneidekunst sind sehr verschieden und getheilt; nach dem, ;
was bis jczt darüber geschrieben worden ist, dürste eö !
schwer Hallen, genau zu bestimmen, um welche Zeit diese
Kunst in Europa aufgekommen ist. Wir können und j
wollen uns hier nicht damit abgeben, in das Dunkel ein-
zudringen , welches die Wiege der Formschneiderei ein-
hüllt; wir bemerken nur so viel, man nimmt gewöhnlich
an, daß die Verfertigung der Spielkarten die erste Ver-
anlassung zu den Holzschnitten gegeben bade. Welches
Volk aber zuerst die Spielkarten in Europa eingeführt
oder aufgebracht, ist ebenfalls ein sehr streitiger Punkt,
der bis jezc noch nicht entschieden ist. Die Autoren, welche
diesen Gegenstand bearbeitet haben, bringen die wider-
sprechendsten Ansichten bei. P. Menestrier, 1 P. Daniel, 2 i

1 boin zweite» Theil der Iiibliotliörjuc curieusc cl in-
slruclivc de dircrs ouvragcs ancicns et modernes (Trc- i

roux 1 704) p- ff., die erste etwas ausführliche Ar-
beit über die Entstehung der Spielkarten, für welche
das 2. 1592 angegeben wird; man findet darin keine
große Gelehrsamkeit und eine Menge abenteuerlicher
Konjekturen.

- I» de» Mcmoires pour 1 liistoire des Sciences et des
bcoux-arts, bekannter unter dein Namen Journal de
Trcvoux, Monat Mai, >720, p. gzz — 955, wo ein
Memoire über das Pitetspiel abgcdrnckl ist, voll inter-
essanter Details über die Bedeutung der einzelnen Kar-
ten. Der Vcrf. meint, das Piketspicl scp zuerst unter -
der Regierung Karls >ll., gegen nso, aufgekommen. •

Saint-Foir,' der Abbe Bullet" und nach ihnen Fabricius,
Fonrnier der Jüngere, Duhamel, Meermann und die
Verfasser der Encyclopedie suchen mir vielen Gründen
darznthun, daß wir die Erfindung der Spielkarten den
Franzosen verdanken; der Abbe- Rive " und Court de
Gebelin * 6 schreiben sie den Spaniern zu; der Abbe Lvn-
guerue, 7 Breitkopf ^ und Otkle»" halten dafür, daß sic
zuerst in Italien erschienen sind; Herr von Vignp

s In seiner Essais sur Poris I. p. 315 — 321, eine Disser-
tation von wenig Belang, mit hübschen Anekdoten un-
termischt.

" In seinen Recherchcs liislorirjues sur les carlcs a jouer
(Lyon, 1 7 57, s.), eins der wichtigsten und gehaltreich-
sten Bücher über die Spielkarten, sehr gediegen und
sehr gelehrt; es stellt für die Epoche des Ursprungs der
Spielkarten das Jahr 15 7 5 fest.

1 2» de» Etrenncs oux joucurs oder Ecloircisscmens In
storiijues et critiques sur l'invcnlion des carlcs a jouer
(Paris 1780. 12.), eine kleine, 45 Seiten starke Bro-
schüre, mit einem großen Aufwand von bibliographischer
Gelehrsamkeit geschrieben, die aber höchst trocken, biswei-
len kjeinlich und nicht immer fehlerfrei ist. Der Vcrf.
baut seine Ansicht auf ein gebrechliches Dokument; er-
sticht zu beweisen, daß ein gewisser Nikolaus Pepin die
ersten Spielkarte» in Spanien um 1550 erfunden habe.

6 J,n Monde jirimitif eie. Thcil 1. p. 505 — 59 4.

7 In den Longucruana Thl. I. p. 10 7.

s Versuch den Ursprung der Spielkarten, die Einführung
des Lcincnpapicrs und de» Anfang der Holzschneidekunst
in Europa zu erforschen. Leipzig. I7s4, 4. Breilkopf
sucht j» beweisen, daß wir die Karten aus dem Orient
bekommen haben: die erste Spur davon bemerkt man in
Italien vor 1 299 , in Deutschland vor iöoo, in Spa-
nien seit 1552 , in Frankreich seit 1381. Das Buch
enthält die gründlichsten Forschungen und ist mit echt
deutscher Gelehrsamkeit vcrabfaßt, welche jedoch bisweilen
verworren ist.

2 An imjuiry inlo llic origin and early Instory of cn»ra
ving upon copper and in yvood. London lsifi. 2 Bde.
in 4., mit Kupfcrtafcln, ein prachtvoll ansgestalteics
Werk, welches io Pfd. Strl. kostet.

Im Journal e'couomique. Mars 17 56, p. 16.
Register
Eduard Collow: Zur Geschichte der Holzschneidekunst in Frankreich (Forts.)
 
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