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Klafter erheischen. Auch über den Wiederaufbau sind die
Meinungen getheilt. da sich in der Nähe Wiens keine passende
Stcinart vorfindet. Die Anfangs in Vorschlag gebrachte Her-
stellung dev Spitze aus Gußeisen und Kupfer soll desiniliv
verworfen worden seyn. Der Adler und das Kreuz der alten
Spitze werden wieder benuzt werden können.

Nom, 10. September. Die Ausschmückung des neu-
erbauten Palastes des Herzogs Alessandro Torlonia ist
noch nicht ganz vollendet. Die Portiken des Hofes zieren die
berühmteste» Basreliefs von Thorwaldscn in Marmor,
das Innere des Palastes Fresken von lebenden italienischen
Malern und Skulpturen von Thorwalösen und Tro-
sch el aus Berlin, welche unter allen fremden Bildhauern
allein bedeutende Bestellungen für Torlonia ausgeführt haben.
Troschels iä Basrcliefkompvsitionen, Momente aus dem Leben
des Trajan nach Dio Cassius. welche einen Saal schmücken,
sind Muster von Studie» der Antike und genialer Freiheit
und Gewandtheit im Komponiren. Schade, daß Troschels
beste Arbeiten dem Vaterlande nicht bekannt werden.

Skulptur.

Dresden, 10. September. Unlängst waren hier die von
Rictschel für die Leipziger Aula kompvnirten Reliefs aus-
gestellt. Ein erläuterndes Vorwort (von Hofr. Carus) gibt
folgende Erklärung derselben: „Man hatte sich die Aufgabe
gestellt, in einer Reihe von zwölf Reliefs die wesentlichste»
Momente in der Cntwickelungsgeschichte der Menschheit, von
den frühesten Zeiten bis auf unsere Tage, zur bildlichen An-
schauung zu bringen. — Wie sehr eine Darstellung solcher
Art. durch die Natur des Reliefs beschränkt, sich nur andeu-
tend verhalten konnte, wird Jedem erfaßlich seyn, dem die
Betrachtung von Kunstwerken dieser Gattung nicht fremd ist.
Um demnach den rechten geistigen Standpunkt zum Verständ-
„iß dieser zwölfBildwerkc zu finden, erinnere man sich daran
zuerst, was uralte Traditionen uns von einem frühesten, ein-
fachen. nur nach dem Gang der Gestirne sich i» gewisse
Perioden theilenden Menschheitlcben kennen gelehrt haben;
man gedenke dann daran, wie in der sich gleichsam zuerst
besinnenden Menschheit der Gedanke an ein höheres Ge-
heimniß aufging, und wie dadurch die Mysterien des alten
Egyptens erweckt wurden, wie aber sodann aus diesem frü-
hesten Besinnen, wenig später, die glänzende Periode des alten
Griechenlands hervorging, in welcher Schönheitssinn. Poesie und
Kunst, so wie die Liebe der Weisheit (Philosophie) eine so hohe
Stufe erreichten. — Führen wir dann in Gedanken die Geschichte
der Menschheit weiter, so treffen wir auf die erste Entwickelung
eines großartigen ernsten Staatslebcns im Freistaate Roms.
Bürgertugend. Vaterlandsliebe, hohe Tapferkeit und Gleich-
stellung vor dem Gesetz sind die Früchte dieser Zeit. — Wie
fernerhin eine große Umänderung und Fortschrcilung in dem
Volksleben europäischer Menschheit anhub. nachdem daS christ-
liche Evangelium sich auszubrcitcn begann, erkennt man als-
bald. wenn man den Faden der Geschichte über den Glanz-
punkt römischer Zeit hinaus verfolgen will. Die Gesittung
lt^*^mvUnter &en dahin noch barbarischen Völkern vor.
das Mittelalter mit seinem Ritterthum, seiner cigcnthüm-
ltchen Baukunst und seinem wiedererwachcnden Sinne für
Poesie und Wissenschaft trat auf und die in ihren Folge»
unberechenbare Erfindung der Buchdruckerkunst bewahrte von
nun an das einmal erworbene geistige Eigenthum der Mensch-
heit bis auf ihre spätesten Zeiten. — Sogleich schließt sich

jezt die Entdeckung eines neuen Welttheiles an und das Band
des Handels verknüpft entfernteste Nationen. — eine Wech-
selwirkung. woran ein helleres geistiges Erkenne» sich ent-
zündet, welches späterhin auf Läuterung religiöser Anschauun-
gen und Lehren dringend besteht; gleichzeitig erreichen auch
die verschiedensten Zweige der bildenden Kunst eine Höhe,
welche, wenn auch in ganz andern Regionen, an die Blüthen-
zeit des Schönheitssinnes bei den Griechen erinnert. Bon
hieraus ist es nun nicht zu verkennen, wie alsbald ein noch
späterer, mehr und mehr zur Erkenntniß der Wahrheit
strebender Abschnitt des Mcnschhcitlebcns sich vorbereitet.
Auch diese neueste Periode aber wird wieder durch ein
besonderes Kunstlebcn. und ganz eigenthümlich durch Er-
wachen einer höher» Tonkunst (Harmonie) ciugelcitcr und in
der Poesie durch die mächtigsten Geister repräsentirt, während
Philosophie und Wissenschaft nun immer tiefer in das Wesen
der Dinge cinzudringen bestrebt sind, und die Früchte der
lcztern sich immer mehr dem Leben mittheilen und dessen
Mühen zu erleichtern und abznkürzcn sich geeignet zeigen.
- Da jedoch alle diese große» Ergebnisse ungenießbar und
unersprießlich wären ohne einen festen Rechtsstand und jene
schon dem Römer vorschwebcnde Gleichstellung vor dem Ge-
setze. so entwickelt sich noch aus gewonnener höherer Ucbcr-
zeugung diejenige Verfassung. welche Herrscher und Volk
durch gegcnsciligcs Vertrauen umschließt und ei» Staatslcben
begründet, welches weiter und weiter sich ausbildend der
Menschheit die Freiheit gibt, ihrem höchsten Ziele mit immer
mehr gesichertem Erfolge nachznstreben." — Die Reliefs ent-
halten folgende Darstellungen: Nr. i. Vorgeschichtliche Zeit.
Sternkunde als erste Wissenschaft. Anbau des Landes und
Heranziehung der Hausthicre. Nr. 2. Egyptcr. Die kolossale
Figur einer Ephinr wird in Prozession fortgczvge». Nr. 3.
Griechenland. Oeffenllichcs Volksleben und Redner. Poesie
(Homer), Kunst und Philosophie. Nr. 4. Rom. Der Staat.
Ein als Sieger zurückkehrender Feldherr legt dem Senat
Rechenschaft ab. Nr. s. Die Verbreitung des Christentbums
unter den Dculschcn. Nr. 6. Baukunst. Rittcrlhum (fortzie-
hende Kreuzritter). Minnegcsang. Nr. 7. Universitäten des
Mittelalters. Poesie (Dante). Buchdruckerknnst. 8. Welthan-
del. Verkehr der verschiedensten Volker. Nr. g. Reformation.
Hȧ, Luther und Melanchlhon. Nr. io. Kunst in Italien
und Deutschland. Raphael und Michel Angelo. Peler Fischer
und A, Dürer. Nr. i l. Die großen geistigen Fortschritte in
Kunst und Wissenschaft vom l'ten bis igten Jahrhundert,
repräsentirt durch Mozart, Shakespeare und Goethe, Kant.
Lessing, Alex. Humboldt und James Walt. Nr. 12. Fest-
stellung gegenseitiger Rechte (Verfassung).

Paris, 1. September. Die Civilliste hat bei dem Baron
Bosio eine Gruppe von 7 Fuß Höhe bestellt, die an de»
Fuß der Treppe in Versailles zu stehen kommen soll. Frank-
reich. die Hauptfigur, wird als eine weibliche Figur mit
dem Helm auf dem Kopf und einer Lanze und einem Del:
zweig in den Hände» erscheinen, neben ihr zur Rechte» wir»
man die Geschichte, welche Frankreichs Thatcn aufzcichnet.
und zur Linken eine Gruppe Genien sehe».

28. August. Das Modell der 8V2 Fuß hohen Metall-
statue Napoleons von Lepin, welche an dem Ende de»
Cours Lafayette in Lyon ausgestellt werbe» soll, ist bereits
vollendet.

Verantwortlicher Redakteur: von Schorn.
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