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100.

2V-

Kunst

t u t t.

Donnerstag, den 12. Dccember 1839.

Eine Steinschrift in Prmnbcman ans Java.

Mltgethcilt v°» v- Eduard Lelberg.

(Mit einer lithographirtcn Abbildung.)

Auf der östlichen Hälfte der Insel Java, besonders
über in dem Reiche Djocjokarta, findet man die meisten
Ueberbleibsel altindischcr Kultur. Dieser Theil der Insel
ist zugleich der blühendste derselben. Mit wunderbar
üppiger Vegetation sind die pittoresken Umrisse des Landes
bekleidet und bieten, neben dem Zauber der schönsten in-
dischen Landschaft, dem Wanderer noch den Reiz in einem
großartigen elastischen Alterthumc umherzuwandeln, wel-
ches aus gehcimnißvollen Tempeln, Götterbildern und
Charakteren zu ihm redet.

Unter den vielen Tempeltrümmer», welche dem stau-
nenden Forscher den Untergang einer früheren blühenden
Dildungscpoche erzählen, verdienen die in Brambanan
(Brahmanen-Sitz) besonders die Aufmerksamkeit sowohl
durch ihre großartige Ausdehnung, als auch wegen der
vielen Zuschriften und Bildsäulen, welche hier gesunden
werden. Sie breiten sich in den Bezirken Mataran und
Pajang aus und nehmen einen Umfang von zwei O.ua-
dratmeilcn ein. Betrachtet man diese Ruinen genauer,
so bemerkt man, daß sie aus einzelnen Tempeln bestehen,
welche größtentheils so angeordnet sind, daß sie Gruppen
von ineinander geschachtelten Vierecken bilden, welche einen
oder auch mehrere, oft durch Bauart besonders ausgezeich-
nete, Tempel cinschlicßen.

Unter den Steinschriften, welche man hier findet,
sind diejenigen, welche allein Ermahnungen religiösen
und sittlichen Inhalts enthalten, eine sonderbare und auf-
sallendc Erscheinung. Der verewigte W. v. Humboldt
hat in seinem ausgezeichneten Werke über die Kanfisprache
alle Mittheilungen, welche über diesen Gegenstand vor
ihm gemacht worden waren, mit überschauendem Geiste

bcnuzt; doch weder hier, noch in andern Schriften ähn-
lichen Inhalts finde ich die folgende Inschrist erwähnt,
welche sich in schönen Charakteren auf einem flachen
Steine in Brambanan befindet. Ich entschloß mich daher,
dieselbe mitzutheilen. Der gelehrte holländische Sprach-
forscher Aoorda van Evsinga veröffentlichte dieselbe schon
vor mehreren Jahren, aber sie ist wenig bekannt geworden,
obgleich der Inhalt derselben von großem Interesse ist.

Die javanischen Steinschriften wurden außerdem
bisher nur in Uebersetzungen mitgetheilt, deren Treue
mitunter in Zweifel gezogen worden ist. Aus diesem
Grunde gebe ich ein Facsimile in anliegender Lithographie,
mit beigefügter javanischer Leseweise.

Da es meine Absicht bei leztcrcr ist, diese so dar-
zustellen, daß man nicht allein die javanische Schreibung
wieder erkennt, sondern auch die Worte so ausspricht,
wie ich sie auf Java aussprechen hörte, so bin ich mit-
unter von der Schreibweise des der Wissenschaft zu frühe
entrissenen Humboldt abgewichen. Doch hege ich die
Hoffnung, später in einer Arbeit über die javanische
Sprache diese Abweichung durch Gründe rechtfertigen zu
können.

Das Alter der Inschrift wage ich nicht mit Gewiß-
heit zu bestimmen. Die ähnlichen Denkmäler, welche bis
jezt zu Brambanan gefunden worden sind -und Ziffern
an sich tragen, reichen von den Jahren 1220 bis 1246
der javanischen Aera, nach unserer Zeitrechnung von
1208 bis 1324- In diesen Zeitraum möchte ich auch den
Ursprung dieser Steinschrift setzen.

Nur die Bemerkung füge ich noch hinzu, daß bei
der Schreibung des Javanischen zwischen den Worten
nicht mehr Raum gelassen wird, als zwischen den Buch-
staben - eine Manier, welche noch jezt auf Java ge-
bräuchlich ist.
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