Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
16

noch treuen Schüler. Das eben nicht schöne Christkind i
ist in der Form und dem Ausdruck des Köpfchens dem:
jenigen im Bild zu Brügge von Johann van Eyck auf-
fallend ähnlich. Dieser Umstand, und weil die Inschrift
Übermalt und entstellt war, ließen mich die Angabe,
daß es von letzterm herrühre, für richtig halten, als ich
es in der Sammlung Aders zu London znm erstenmal
sah. Seitdem ich in dessen Besitz bin und die Ueber-
malung habe wegnehmen lassen, erhielt ich zu meiner
großen Freude Aufschluß über den wahren Meister. Das
frühe Datum dieses Gemäldes, und daß Gerard van
der Meeren den Brüdern van Cpck am Genter Altar ge-
holfen, sind sprechende Zeugnisse gegen die Angabe des
Vasari, daß Johann van Eyck seine Kunst, in Oel zu
malen, lange Zeit Niemanden mitgetheilt habe.

Ich habe schon in diesen Blättern angegeben, daß
Vasari unfern Maler Pietro Crista nennt und unter
die Schüler der van Eyck zählt. Ferner, daß das Ber-
liner Museum das Porträt eines Mädchens ans der
Familie Talbot bewahrt, welches ehedem „Opus Petri
Christopliori“ bezeichnet war. Endlich, daß der Banqnier
Oppenheim in Köln ein drittes, ans der Znnftstnbe der
Goldschmiede zu Antwerpen stammendes Gemälde besitzt,
welches den h. Eligius als Goldschmied darstellt, wie er
einem Brautpaar einen Trauring verkauft. Cs sind
halbe Figuren unter Lebensgröße: die Färbung ist tief,
die Schatten gehen sehr in's Braune. Die Inschrift
II. petr0. xpr. me fecjt. a°. 1449. ist am richtigsten in
Bronlliot's Dictionnaire III. Nr. 953 abgebildet.

3 u ft u 5 von Gent.

Von diesem ausgezeichneten Schüler der van Eyck
beschreibt noch Mensaert in seinem Peimre amaieur vom
Jahr 1763 zwei Gemälde, die Kreuzigung Petri und die
Enthauptung Pauli darstellend, welche sich am Eingang
des Chors der Jakobskirche zu Gent befunden, aber jetzt
verschollen sind; überhaupt ist diesseits der Alpen kein
sicheres Werk von ihm mehr aufgefunden worden, da-
gegen hat sich in Urbino das ausgezeichnete Altarblatt
der Communion Christi erhalten, welches schon Valart
erwähnt. Cr malte es daselbst um's Jahr 1474 für die
Brüderschaft des Corpo di Cristo znm Preis von 250
Goldgulden; jetzt befiitdet es sich in der Stiftskirche
S. Agata zu Urbino. Schon im Jahr 1465 wurden zur
Ausschmückung des AltarS des Oratoriums jener Brüder-
schaft Beiträge gesammelt, wie dieses ans deren VnchB
erhellt, worin ausgezeichnet ist:

1465 Marzo 31. Giovanne de Luca aUram. Zac-
caria deve dare fiorini 33 e bol. 22 della proinessa
che fece per la tavola.

1468. Tre partite pagate per l’elemosina promessa
per la lavola a conto di Battisto (di Maestro Agostino

Santucci Medico). . _

1474 Marzo 7 fiorini 15 d’oro dati dal Contc Fe-
derico per aiuto della spesa della tavola a Guido di
Mengaccio per la fraternitä. _

1474 Otlohre 25. Fiorini 40 e bologn. 33>/2 spesi
in pezzi 4700 d’oro battuto per la tavola. (Für die
Vergoldung des Rahmens.)

A di d° Fiorini 300... A Miro Giltst0 da Guanlo
depinlore per fiorini 250 d’oro a Iiti promessi per sua
fatica per depingere la tavola della Fraternitä.

Das etwa 10 Fuß im Quadrat große Bild zeigt
Christus in etwas stark vorschreitender Stellung vor dem
Tisch des Abendmahls, wie er seinen nmherknieenden
Jüngern die Hostie austbeilt, während Johannes den
Wein bringt. Judas Jschariot sieht über die Achsel.
Zwei Engel schweben in weißen Kleidern, das Mysterium
bewundernd. In dem, einer Kirche ähnlichen, Saale
steht rechts der Herzog Federieo von Urbino mit zwei
Personen seines Gefolges, von denen der eine den Maler
selbst vorstellen soll; auf sie zu kommt ein Mann, mit
einem Bund auf dem Kopf, welcher das Vildniß des
Catherino Zeno aus Venedig ist, der im Jahr 1472 von
der Republik Venedig in einer diplomatischen Mission
an den Sophi Ussum Cassan nach Persien war gesendet
worden, von diesem aber bei seiner Rückkehr im Jahr
1474 als Gesandter bei den christlichen Höfen benutzt
wurde, um dieselben gegen Mahomet n. zu vereinigen.
Cr war deßhalb auch zu dem Kriegshelden von Urbino
gekommen, welches Ereigniß der Herzog, wie es scheint,
in dem Gemälde verewigt wissen wollte, und deßhalb
oben erwähnten Beitrag gegeben. — Meister Justus
zeigt sich in dem Bilde als einer der vorzüglichsten
Schüler der van Eyck: die Anordnung ist ausgezeichnet
in schönen großen Massen gehalten, sowohl in Bezug
auf die Linien, als aus die Vertheisting von Licht und
Schatten; die Motive sind reich und malerisch; die
Charaktere der Köpfe von großer Schönheit und Würde,
nur die Stellung des zu lebhaft vorschreitendeu Christus
ist störend. Die Zeichnung, besonders die der Hände,
ist ausgezeichnet; die Färbung kräftig, aber klar, mit
der deS Hugo van der Goes übereinstimmend, mir in
den Schatten der Carnation bestimmt bräunlicher. Die
Figuren haben etwa % Lebensgröße. Die Erhaltung
des Bildes ist befriedigend, obgleich es etwas an zu
großer Trockenheit leidet. Ehedem hatte die Altartafel
eine Staffel, auf der einige Wunder des Sacramentes
vorgestellt waren, die aber nicht mehr vorhanden ist.

Daß Justus von Gent auö Erkenntlichkeit der Brü-
derschaft auch eine Kirchenfahne gemalt, scheint aus fol-
gender Notiz ihrer Bücher hervorzugehen:

1475 Gitigno 5 . . . . K piü teilt a Miro Gittslo de-
pentore che diceva voler farc un insegna della per la
fraternitä.

Nach manchen noch in den Kirchen Urbinvs erhal-
tenen Gemälden ist zu schließen, daß die niederländische
Darstellungsweise von den dortigen Malern in gewisser
Hinsicht ist angenommen worden; aber in Oel ist keines
gemalt, woraus sich genugsam ergibt , daß Meister Justus
diese seine Kunst alS ein großes Geheimnis, bewahrt hat.

Nachdem ich das vortreffliche Bild iu Urbino habe
kennen lernen, kann ich nievt mehr der Meinung bei-
pflichten, daß jene Findung des Kreuzes, welche sich in
der Sammlung des verstorbenen Herrn van Huyvetter
in Gent befunden, dem Meister Justus dürfe zugeschrie-
ben werden.

(Fortseymig folgt.)

Berantwortlichkr Redactonr: von Schorn.
Index
There is no information available here for this page.

Temporarily hide column
 
Annotationen