Nr. 15
K u n st - Blatt.
Montag, den 21. Februar 1 8 2 Z.
Winckclmann's Denkmal in Triest.
Der beharrliche Eifer, womit Hr. Domenico de'
Rossetti, von inniger Verehrung für unfern großen
Winckelmann durchdrungen, seinen Gedanken ausführte,
dem in Triest Ermordeten an der Stelle ein Denkmal
zu errichten, wo feine Gebeine ruhen, verdient die ehren-
vollste Anerkennung, besonders von uns Deutschen, die
wir diese Schuld gegen einen unsrer größten Geister noch
nicht gelöst haben.
Bereits unterm 26. Oct. 1820. (Nr. 86.) bat das
Kunstblatt von dieser rühmlichen Unternehmung Nach-
richt gegeben. Ausführlicher ward diese Angelegenheit
im Hesperus, 1821. (Bd. 18. Nr. 22. Bd. ly. Nr. 18.
und 182z. Nr. 8. 78. 3,0.) besprochen und empfohlen.
Winckelmann war am y. Juni 1768, einen Tag
nach seiner Ermordung, in der Kathedralkirche S. Giusto
begraben worden, und zwar in dem gemeinschaftlichen
Begräbniß einer der damals eristirenden Brüderschaften.
Sv wurden seine Gebeine sogleich mit andern unbe-
kannter Verstorbenen vermischt, und als nach mehreren
Jahren das ganze Begräbniß ausgeräumt werden mußte,
wurden sie mit allen übrigen in ein allgemeines Offa-
rium gebracht, wo sie noch unerkannt liegen. Niemand
konnte dem Fremden, der nach Winckelmanns Bcgräbniß-
stätte fragte, die gewünschte Auskunft geben, und man
schien endlich ganz zu vergessen, daß er in Triest begra-
ben se». Auch in Nom war dem Schöpfer der Archäo-
logie kein andres Denkmal geweiht worden, als durch
seinen Freund Neiffenstein die von Döll gearbeitete Büste,
i>» Pantheon, die nun mit allen ähnlichen im Pallast der
Conservatoren auf dem Capitol aufgestellt ist.
Diese fast gänzliche Vernachlässigung bewog Hrn. v.
Rossetti schon im Jahr 1808 zu dem Entschluß, durch
Privatunternehmung Winckelmann ein Denkmal in Triest
zu errichten. Aber theils Unzulänglichkeit der diirch den
ersten Aufruf an die Triestiner zusammengebrachten Mit-
tel, theils die Kriegsunruhen verhinderten die baldige
Ausführung. Jedoch ward der Entwurf nicht aufgege-
ben ; der venetianische Bildhauer Antonio B 0 sa nahm
1818 das Monument in Arbeit; Rossetti, durch eine aber-
mals cröffnete Subscription noch nicht gedeckt, erließ
1820 einen Aufruf an ganz Europa, zu dem Denkmal
dieses europäischen Mannes bevzurragen, und versprach,
nach Aufstellung des Monuments jedem Contribucnten
die Abbildung desselben, nebst einer kurzen Monographie
zu 'iefern. Dessenungeachtet hat er bisher den größten
Tbeil der Kosten selbst getragen, und somit mehr ge-
tban als das ganze gebildete Europa zusammen. Das
Monument ist vollendet, und es finden sich nur noch
Schwierigkeiten in Hinsicht der Aufstellung, da der an-
fänglich ausersehene Platz in der Kathedrale nicht ganz
passend scheint, und Rossetti deßhalb die Errichtung einer
kleinen Kapelle über jener Gruft, wo die Gebeine liegen,
in Vorschlag brachte, um das Kenotaph darin aufzu-
stellen.
Die Gestalt dieses Denkmals ist folgende: Auf einem,
über vier Stufen erhöhten Cippus steht der Sarkophag,
für den ivvhl eine bessere Form, als die nach unten schräg
zu gebende hätte gewählt werden können. Auf dem Deckel
desselben ruht trauernd ein Genius; er stüzt den rech-
ten Arm auf ein Medaillon mit Winckelmanns Bild-
niß; daneben liegt die umgekehrte Fackel, und vorn ein
Dolch als Andeutung des gewaltsamen Todes. An der
langen Seite des Cippus ist ein Basrelief angebracht,
Winckelmann darstellend, wie er die Fackel in der Hand,
die Ucberreste ägyptischer, griechischer und römischer Kunst
den dreo bildenden Künsten, Architektur, Bildnerev und
Maleren, zeigt. Hinter diesen weiblichen Figuren, wel-
che durch die zu ihren Füßen liegenden Attribute kennt-
lich sind, folgen andere, die Geschichte, Kritik und Phi-
losophie, und, sitzend mit Schreiben beschäftigt, die Ar-
chäologie. Die Bildhauerarbeiten sind aus Marmo sta>
tuariv, die architektonischen Theile aus gewöhnlichem
Marmor von Carrara. Die lange Seite des Sarko-
phags soll die von Dr- Labus verfaßte Inschrift eiiineb-
men, an welcher, wenn auch mehrere Auswärtige zu
dem Denkmal beytragen, das Tcrgesiini geändert, oder
wenigstens mit einem Bepsatz begleitet werden inüßte.
Sie lautet also:
K u n st - Blatt.
Montag, den 21. Februar 1 8 2 Z.
Winckclmann's Denkmal in Triest.
Der beharrliche Eifer, womit Hr. Domenico de'
Rossetti, von inniger Verehrung für unfern großen
Winckelmann durchdrungen, seinen Gedanken ausführte,
dem in Triest Ermordeten an der Stelle ein Denkmal
zu errichten, wo feine Gebeine ruhen, verdient die ehren-
vollste Anerkennung, besonders von uns Deutschen, die
wir diese Schuld gegen einen unsrer größten Geister noch
nicht gelöst haben.
Bereits unterm 26. Oct. 1820. (Nr. 86.) bat das
Kunstblatt von dieser rühmlichen Unternehmung Nach-
richt gegeben. Ausführlicher ward diese Angelegenheit
im Hesperus, 1821. (Bd. 18. Nr. 22. Bd. ly. Nr. 18.
und 182z. Nr. 8. 78. 3,0.) besprochen und empfohlen.
Winckelmann war am y. Juni 1768, einen Tag
nach seiner Ermordung, in der Kathedralkirche S. Giusto
begraben worden, und zwar in dem gemeinschaftlichen
Begräbniß einer der damals eristirenden Brüderschaften.
Sv wurden seine Gebeine sogleich mit andern unbe-
kannter Verstorbenen vermischt, und als nach mehreren
Jahren das ganze Begräbniß ausgeräumt werden mußte,
wurden sie mit allen übrigen in ein allgemeines Offa-
rium gebracht, wo sie noch unerkannt liegen. Niemand
konnte dem Fremden, der nach Winckelmanns Bcgräbniß-
stätte fragte, die gewünschte Auskunft geben, und man
schien endlich ganz zu vergessen, daß er in Triest begra-
ben se». Auch in Nom war dem Schöpfer der Archäo-
logie kein andres Denkmal geweiht worden, als durch
seinen Freund Neiffenstein die von Döll gearbeitete Büste,
i>» Pantheon, die nun mit allen ähnlichen im Pallast der
Conservatoren auf dem Capitol aufgestellt ist.
Diese fast gänzliche Vernachlässigung bewog Hrn. v.
Rossetti schon im Jahr 1808 zu dem Entschluß, durch
Privatunternehmung Winckelmann ein Denkmal in Triest
zu errichten. Aber theils Unzulänglichkeit der diirch den
ersten Aufruf an die Triestiner zusammengebrachten Mit-
tel, theils die Kriegsunruhen verhinderten die baldige
Ausführung. Jedoch ward der Entwurf nicht aufgege-
ben ; der venetianische Bildhauer Antonio B 0 sa nahm
1818 das Monument in Arbeit; Rossetti, durch eine aber-
mals cröffnete Subscription noch nicht gedeckt, erließ
1820 einen Aufruf an ganz Europa, zu dem Denkmal
dieses europäischen Mannes bevzurragen, und versprach,
nach Aufstellung des Monuments jedem Contribucnten
die Abbildung desselben, nebst einer kurzen Monographie
zu 'iefern. Dessenungeachtet hat er bisher den größten
Tbeil der Kosten selbst getragen, und somit mehr ge-
tban als das ganze gebildete Europa zusammen. Das
Monument ist vollendet, und es finden sich nur noch
Schwierigkeiten in Hinsicht der Aufstellung, da der an-
fänglich ausersehene Platz in der Kathedrale nicht ganz
passend scheint, und Rossetti deßhalb die Errichtung einer
kleinen Kapelle über jener Gruft, wo die Gebeine liegen,
in Vorschlag brachte, um das Kenotaph darin aufzu-
stellen.
Die Gestalt dieses Denkmals ist folgende: Auf einem,
über vier Stufen erhöhten Cippus steht der Sarkophag,
für den ivvhl eine bessere Form, als die nach unten schräg
zu gebende hätte gewählt werden können. Auf dem Deckel
desselben ruht trauernd ein Genius; er stüzt den rech-
ten Arm auf ein Medaillon mit Winckelmanns Bild-
niß; daneben liegt die umgekehrte Fackel, und vorn ein
Dolch als Andeutung des gewaltsamen Todes. An der
langen Seite des Cippus ist ein Basrelief angebracht,
Winckelmann darstellend, wie er die Fackel in der Hand,
die Ucberreste ägyptischer, griechischer und römischer Kunst
den dreo bildenden Künsten, Architektur, Bildnerev und
Maleren, zeigt. Hinter diesen weiblichen Figuren, wel-
che durch die zu ihren Füßen liegenden Attribute kennt-
lich sind, folgen andere, die Geschichte, Kritik und Phi-
losophie, und, sitzend mit Schreiben beschäftigt, die Ar-
chäologie. Die Bildhauerarbeiten sind aus Marmo sta>
tuariv, die architektonischen Theile aus gewöhnlichem
Marmor von Carrara. Die lange Seite des Sarko-
phags soll die von Dr- Labus verfaßte Inschrift eiiineb-
men, an welcher, wenn auch mehrere Auswärtige zu
dem Denkmal beytragen, das Tcrgesiini geändert, oder
wenigstens mit einem Bepsatz begleitet werden inüßte.
Sie lautet also: