Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
i->

351

Gruppe stellt einen besiegten, zu Boden geworfenen Krie-
ger dar,'der eben von seinem glücklichen Gegner geopfert
werden soll, während ein schönes Weib sich furchtlos zwi-
schen die Kämpfenden wirst, und um das Leben des Be-
siegten fleht. Des Siegers Gestalt ist bedeutend und groß-
artig gegeben; der Ausdruck weder übertrieben noch thea-
tralisch. Die Stellung des Besiegten, der halb am Bo-
den knieend mit den lezten Kräften der Wuth und
Verzweiflung sich der eisernen Umarmung seines Gegners zu
entwinden bestrebt, während dieser ihn halbrücklings drückt,
entfaltet ein glückliches Spiel der Muskeln des Halses
u. s. w. und ist eben so gut erdacht als kräftig ausge-
fnhrt. Endlich bildet die weibliche Gestalt einen schönen
Contrast mit jenen bepden, nicht weniger in Betracht der
Zeichnung als der Färbung. Sie hat sich fast der ganzen
Länge nach zwischen den aufgehobenen Arm des Siegers
und den gefallenen Krieger gestürzt und hebt ihr Mit-
leid flehendes Antlitz aufwärts gegen den erster», dessen
verhängnißvollen Streich sie jedoch nicht aufhalten kann.
Sowohl um Mannichfaltigkeit in die Färbung der
Gruppe zu bringen, als auch um den tiefen, sonnenver-
brannten Ton der Gestalt des Siegers mit der glänzenden
Zartheit der weiblichen Gestalt in Harmonie zu setzen, bat
der Künstler dem Besiegten genau die zwischen Bepden
liegende Farbe gegeben, ohne daß dadurch die Wahrheit
des Fleisches beeinträchtigt wäre, oder eine Buntheit
oder Affectation zum Vorschein käme. Die Kraft, der
Glanz und das Einfache und Gemäßigte der Farbengebung
erhöht die Wirkung des Ganzen. Der Künstler fehlte
jedoch da, wo man cs am wenigsten erwartet hätte; man
betrachte z. B. das Bein des Siegers. Die Muskeln
sind zu stark markirt, während H auf dein Vorderschenkel
des Besiegten gar nicht angedeutet sind, wodurch das Bein
das Ansehen einer schweren Masse Fleisches erhält.

Die Porträts sprechen sowohl wegen ihres Cha-
rakters als um der glänzenden Ausführung willen das
allgemeine Interesse an. Das „glänzend", dessen
wir uns bedienten, bezieht sich nicht ausschliefkich auf
Farbe und Farbengebung, sondern auch auf Composition
und Anordnung des Details, ans das Passende der Hand-
lung und das Charakteristische der dargestellten Indi-
viduen.

In Vereinigung dieser Knnstforberungen, welche das
Pvrträtmalcn zu einem wahren Kunstzweig erheben, hat
Sir Thomas Lawrence lange die erste Stelle ein-
genommen. Sein schönes Talent ist eben so sichtbar
in der reichen und glänzenden Farbengebung, womit er
daS Porträt der Prinzessin Sophie ausgeführt, wie in
dem kühlen, gemäßigten Ton, in welchen die Porträts
de-s Herzogs v. Wellington und des Lord Kanz-
l e rs gebalten sind. Der Herzog v. W e lI i n g t 0 n ist
in Lebensgröße dargestellt; er ist in seine Lieblingsfarbe ,

(acht blau) gekleidet und steht in einem offenen Raume,
zu den Beschauern gewendet, die Arme untergeschlagen
und ein Teleskop in der einen Hand. Seine Füße schei-
nen am Boden angewurzelt zu seyn; der ganze Ausdruck
ist der eines Befehlshabers. Das Porträt von Mrs.
Peel ist höchst ansprechend wegen der Anmuth und der
kunstlosen Einfachheit des Charakters, während das
von I. G. L a m b t 0 n's S 0 h n alle Frische und
heitere Fröhlichkeit der Jugend aus entzückende Weise
wiedergibt. Das Porträt von Canning entspricht ganz
dem Originale; es ist die geistreiche Copie eines geist-
reichen Gesichtes, in der Färbung so rein und frey, wie
der Charakter des Dargestellten. Auch Croker's Por-
trät ist meisterhaft. *)

Porträt von Mrs. W. Turner, von T. Phi-
lip ps. Dieß ist nicht nur eines der anmuthigsten weib-
lichen Porträts des geschäztcn.Künstlers, sondern gehört
überhaupt zu den gefälligsten Werken, die wir in dieser
Art gesehen haben. Es ist hier eine Keuschheit der Fär-
bung und eine Wirkung des Helldunkels, welche das Ge-
wöhnliche weit hinter sich läßt und durch seine Charakier-
treue sogleich das Auge fesselt.

Porträt von Lady Palmer und einem
Kind. Von M- A. Spee. In Bezug ans die Compo-
sition wetteifert dieses Gemälde mit einigen der besten
der alten Meister in ihren Lieblingsdarstellungen der
Madonna mit dem Kinde. Von der Aelmlichkeit können
wir nicht ürtheilen; wenn wir von den andern Erzeug-
nissen dieses Künstlers auf dieses Gemälde schließen dür-
fen^ so ist es sehr ähnlich. In Rücksicht der Behandlung
zeigt sich hier die gewöhnliche Geschicklichkeit und die sorg-
fältige Hand dieses Künstlers, und rechnen wir dieses-
Werk unter seine glücklichsten Bestrebungen-

Porträt von Lord Bpr0 n. Von R. W est a lI-
Ein ideales Porträt; denn Züge, Ausdruck, Haupt-
haar und selbst die Farbe der Augen sind von Westall's
Erfindung; den Dichter erkennt man nicht wieder; eine
gewisse poetische Eleganz fehlt nicht; sie wurde aber nur
auf Kosten der Natur und der Wahrheit erlangt-

Porträt der Miß L. E. Laudon. Von H. W.
Pickersgill- Miß Landon ist die Vers, der „Jmvro-
visatrice" und vieler Gedichte,, welche, mit der Chiffer

*) Wel tili gt 0 N'S Porträt ist charakteristisch , aper nichts
weniger denn ansprechend; das Streben micft- Effect trittr
zu selir Virvordas von Ea Utting stögt wegen des grel--
Im Ausdrucks ab und Mrs- P e et wird sich über dem
Bleuten ihres Gesichts und Haltes nicht sein fiencm; der.
seltsame Sie , den ihr der Präsident gegeben > kann edcin
sowohl eine Art Fels, als ein Armsessel seyn.

A n in., de s Sor w.
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen