Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
352

33. (S. £. uötsrjcic&nft/ bie Literary Gozoitc fett iticljtcrctt
Jahren schmücken und den Beyfall des Publikums in ho-
hem Grade erhalten. 2br Porträt würde daher, auch
von einer weniger geschickten Hand gemalt, allgemeines
Interesse auf sich gezogen haben; der Künstler hat jedoch
durch Charakter und Ausdruck, so wie durch die malerische
Anordnung des Ganzen dem Gemälde auch ein künstlerisches
Interesse zu geben gewußt. Milde Schwärmerei) und Begei-
sterung strahlt aus dem schönen Auge. Ein Porträt des
Ear! Cornwalliö von demselben Künstler ist nicht we-
niger beachtenswerth wegen der ungekünstelten Würde,
die dessen Hauptcharakter ausmacht. Die Stellung hat
antike Einfachheit, wahrend Gewand und die Accessorien
dem Charakter gemäß mit einer Geschicklichkeit dargestellt
sind, welche das Talent des Hrn. P. in hohem Grade
beurkunden. Einige andere Arbeiten von ihm sind eben
so ausgezeichnet in Betracht der Färbung und der Aus-
führung.

Maria Magdalena u. s. w., am Grabe des
Heilands. Bon R. Westall. Dieses Gemälde ist
anziehend und ergreifend in Betracht des Lichteffekts,
durch bloße Geschicklichkeit der Färbung erzeugt. Der
Glanz der Lichter ist gut gehalten; aber der Charakter
und Ausdruck der Figuren sind schlechter als irgend et-
was, das wir von Westall gesehen. Die Profile (und
er gefällt sich vorzüglich in Profilen) sind alle einander
ähnlich und, was schlimmer ist, sie sind alle unnatürlich.
Besonders gibt er dem Mund eine Form und eineu Cha-
rakter, den man in der Natur schwerlich wieder findet.

Titania, von S t o t h a r d. In diesem Phantasie-
gemälde ist die Splphengleiche Form der Elfenkönigin mit
dem eleganten und klassischen Charakter griechischer Skulp-
tur umkleidet und würde eine gelungene Iphigenia abge-
ben können; aber das Spie! der Phantasie, das den Pin-
sel unseres Künstlers so sehr auszeichnet, ist hinreichend
sichtbar; obgleich die Elfen, von denen Titania umgeben
ist, wahre Alräunchen zu nennen sind, so geben sie doch
der Scene, wo diese Wesen ihr Sviel trieben, viel Ori-
ginalität und Interesse. Es ist dies; das einzige Gemal-
da, das dieser würdige Veteran in die dießzährige Aus-
stellung gegeben hat.

Der r e i se n d e D r o g u i st. Von W. M u I r e a d y.
Unser Künstler bat seiner Darstellung einiges Interesse
zu geben gewußt, indem er einen kranken Knaben auf-
fübrte, den seine Mutter linkisch in den Armen halt,
während ein Mädchen in der Blütbe der Jugend da-
neben steht. In Form und Compositiou hat das Ge-
mälde den malerischen Charakter der niederländischen Mei-
ster ; dabei, aber ist M. stehen geblieben. Die Nüchtern-
heit ihres Styls, die der Natur ihrer Gegenstände so
sehr angepaßt ist, hat keinen Theil an diesem Werke,

bas dem Charakter der Ausstellungszemakde entspricht,
wo das Roth, sey es nun an seiner Stelle oder nicht,
niemals fehlen darf.

Der Fischkauf am Strande. Von W. Col-
lins. Die Arbeiten dieses Künstlers, und besonders
die genannte sind von kräftiger Wirkung, erzeugt durch
einfache innige Auffassung der Natur und eine geschickte
Hand. Der Gegenstand unsers Gemäldes ist sehr mager
— ein Greis und eine Frau am offenen Gestade, um
Fische handelnd, deren einen ein kleiner Knabe einem klei-
nen Mädchen in die Höhe hält. Bey der strengen Wahr-
heit und Lebendigkeit im Ausdruck der Gesichter verdient
der einfach gehaltene Farbenton wahrhaft Bewunderung.

Die Hochländer-Familie. Von D. Wilkie.
Ohne Beziehung auf einen geschichtlichen Stoff oder auf
ein Abenteuer zu haben, ist W's. Gemälde von Interesse,
das Malerische der Formen und des Charakters nickt zu
rechnen. Hochländische Sitten, Kleidung u. s. w. sind
durch Vurns und Scott Mvdesachen geworden und man
muß es einem geschickten Künstler Dank wissen, wenn
er das mit Geist darstellt, das man stündlich so stümper-
haft an den Kunstläden ausgestellt sieht.

Das Verhör Lord W. Russell's. Von G.
Hayter. Lord Russell's Schicksal und dieser Ing aus
der englischen Geschichte wird im Andenken unsrer Leser
seyu: in so, fern die Darstellung solch eines Gegenstandes
malerisch gegeben werden kann, ist dieß hier mit glück-
lichem Erfolg geschehen. Die Charaktere, die Accessorien,
Costüme, sind dem Plane des Künstlers auf die anzie-
hendste Weise untergeordnet und das bedeutende Talent
des Malers ist nicht zu verkennen. Die, Gesichter, auf
welchen der Künstler den zur Leidenschaft gesteigerten
Ausdruck darstellt, sind die des niedrigen Anklägers von
Ruffel, des Lord Howard von Esrick, der ehest Zeugniß
ablegt; der Gattin des Gefangenen, die bey dem Verhör
zugegen war und der bepden Zeugen, die bereits verhört
sind. Der edle Angeklagte selbst ist ruhig und sich selbst
beherrschend dargestellt. Der erste derer, die dem Opfer
gegenübcrstcheu, scheint zu erschrecken und sich verhüllen
zu wollen; der Ausdruck ist vielleicht übertrieben. Die
zwei) im Mittelpunkt der Scene sitzenden Zeugen sind,
was individuellen Ausdruck betrifft, der beste Theil des
Gemäldes: das Späherhandwerk ist jedem guf eine eigen-
thümliche Weise auf das Gesicht geschrieben.

Das Allegro. Von R. West all. Dieses Ge-
mälde hat Einzelnbeiten, die der Phantasie des Künst-
lers Ehre macken und in welchen er von seiner
störrischen Maniertheit abweicht. Etwas Theatralisches
haben die Bewegungen der Figuren, aber sie'sind an-
muthiger und natürlicher als sie W. gewöhnlich gibt.

(Die Fortsetzung folgt.)
Index
There is no information available here for this page.

Temporarily hide column
 
Annotationen