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355

„Was well, wanted to bc better, toob pbysic and died.“

(Er war gesund, wollte noch gesunder werden, nahm
Arznep und starb); dieses Sprichwort.kann auf Turner's
künstlerische Laufbahn angewendet, werden. Wir sahen
Werke von ihm, die den besten aus der flammaudischen
Schule an die Seite gesezt werden können; die Natur
war seine Lehrerin, seine Führerin, und was er schuf,
glich ihrem einfachen, großartig - schönen Wirken ; die Far-
ben, die er gebrauchte, waren so mannichfach, reich und
glanzend, wie sie dieselben in ihren glücklichsten Augen-
blicken mischt. Er wollte sich Überbieren, seinen schönen
St»! zu einem großen Styl erheben, und so blendet er
nun das körperliche Auge der Menge durch Buntheit und
Grelle der Farbentöne, während sich das geistige deS ver-
ständigen Beschauers beleidigt abwcndet und ein schönes
Talent, das von seinem Irrwege nicht mehr zurückzukehren
scheint auf den wahren, einfachen, kunstlosen Weg achter
Künstproduction, schmerzlich vergeudet sieht-

Elender bewirbt sich mit Hülfe Shal-
l o w's um d i e Gü u st der A n n e Pag e. Von C. R.
Lcölic. Die Scene ist aus Sbakspeare's lustigen Wei-
bern von Windsor Act 3. Sp. 4., aber der Charakter der
Anne Page stimmt nicht mit dem überein, den der Dich-
ter ihr gegeben. Die Gestalt ist schön und würdig; die
Blumen, welche sie in ihrer Hand halt, scheint sie zer-
knittern zu wollen, was hinlänglich passend ist; dieß ge-
schieht aber mit einer Unbekümmertheit, mit einem so
ruhigen und wegwerfenden Blick, daß wohl der kühnste
moderne Dandy sich zurückgeschreckt fühlen konnte, und
welcher gegen ein Nichts wie dieser Leander nicht aufge-
boten zu werden braucht. Auch fehlt ihr der schlaue
Blick, den man in der Anne Page des Dichters nicht
übersehen kann. Sie lehnt sich sorglos an das Fenster
des Gemaches und obgleich sie nur Verachtung für die
Personen ihrer tbörigen Frcyer fühlt, so scheint sie doch
nichts weniger als döse zu sepn über Shallow's unzwep-
dcutigcu Antrag. Im Charakter von Elender ist mehr
Furcht als Schüchternheit und sein Gefickt ist karikirt.
Die leztere Bemerkung gilt auch von Sballow, dem je-
doch, das Karikaturartige nie abgesproche» wurde; was
die Gewohnheit geheiligt hat, kann dem Künstler nickt
zum Vorwurf gemacht werden. Der Ausdruck seines
Kopfes ist unbewußte Albernheit und Gntmütlügkeit.
Die Färbung ist im Ganzen eine recht geschickte Leistung;
ist auch nicht zu verkennen, daß cs der Künstler ein we-
nig ans Glanz und Flitter abgesehen hat, so hat dock
das Gemälde eine gut abgewogene,.Müsse von nüchternen
Tönen, um seinem.Glanz das Gleichgewicht zu halten und
eine gute Wirkung im Helldunkel bervorznbnngen. Der
San.ch o, welcben, Leslic in die lezte Ausstellung gegeben
hatte, überträf diese Scene frcylich de» weitem.

Studie- Von H. H 0 ward. H. hatte in dielezte

Ausstellung eine dieser ähnliche Studie gegeben, welche
verdientermaßen die Aufmerksamkeit der Beschauer sehr
in Anspruch nahm, wegen der Aehnlichkeit derselben mit
den bewunderten Werken der alten Meister, besonders
mit den Köpfen von Leonardo da Vinci. Dieselbe Sorg-
falt, dieselbe Zartheit der Ausführung ist auch hier sicht-
bar; ob die großen Hoffnungen , welche man auf Howard
setzen zu dürfen glaubt, einst in Erfüllung gehen, mag
die Zeit lehren.

Die Wittwe. Von F. P. Step bau off. In
diesem Gemälde hat uns die Ausführung gefallen; der Ge-
genstand ist schon so oft wiederholt worden, daß wir uns
wunderten^ wie ein Künstler von so vielem Talent et-
was so Äbgenuztes wählen konnte. Wir sehen nicht ein,
warum die Leichtfertigkeit des andern Geschlechts stets
der Satpre ausgesezt seyn soll, während die Treulosigkeit
der Männer ihr gewiß bas Gleichgewicht hält. Des
jünger» Laudseer's „Wittwe", ... eine Ente,
deren Enterich man getödtet ... ist hunderten dieser
menschlichen Sceneu vorzuziehen.

Israel verläßt Aegypten. Von F. Da nb y.
Eine Localansicht in dem Glanz einer Feen - Erscheinung
wiedergeben, und etwas durch die wunderbare Vermitt-
lung Gottes Vollbrachtes, wo die Gewalt der Elemente
lick seinem Willen fügt, wirksam darstellen, sind zwep
verschiedene Vorwürfe. Die malerische, so wie die
poetische Licenz können hier vollständig zugestauden wer-
den. Es ist genug, wenn die Kraft sich so entwickelt,
daß das Natürliche dabep nicht hiutangcsezt scheint und
der Beschauer sich dabey irgend eine überraschende.Er-
scheinung denken kann, welche dem Charakter der Scene
entspricht. In dem Gemälde Danbys ist ein merkwür-
diges Beispiel einer solchen fast übernatürlichen Erschei-
nung in der Linie des Horizonts zu sehen, wo die Licht-
strahlen über der Zerstörung glühen, welche unter ihnen
waltet. Die Erfindung des Ganzen zeugt von Talent.
Moses streckt seine Hand über die Fluten aus und sie er-
heben sich und stürzen über das Heer Pharao's: die rechte
Seite des Gemäldes nehmen Felsgrüude ein, welche
mit Myriaden Aegyptcrn und. Israeliten bedeckt find;
die Mitte und die linke Seite zeigen des offene Meer,
übernatürlich erregt und von einem düstern Licht über-
schatret: darüber, den ganzen Horizont entlang, siebt
man die fernen Gestade Aegyptens, durch Pyramiden
angedeutet, welche sich erheben gegen das Pnrpnrlicht,
das hinter ihnen zu erblassen scheint. Am auffallendsten
ist die Lichtsänle, welche das Heer der Israeliten leiten
soll: es ist aber keine Säule oder etwas Acbnliches auf
unserm Gemälde, sondern etwas der Form Aehnlicbes,
welcke ein Sonnenstrahl-annimmt, wenn er durch eine
Spalte in einen geschlossenen Raum fallt. Die Ausfüh-
rung entspricht aber nicht ganz dem erhabenen Charakter.
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