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Für die äußere Verzierung des Mitteigebäudes wählte
der Architekt die jonische Ordnung, für die der Flügel,
die toskanische, über welcher eine das Dach verdeckende
Attika sich erhebt. Das Ganze ruht auf einem Sockel,
der auf der Flußseite und an den Nebenfaeaden eine vor-
springende Terrasse bildet, und bis an die kleineren Por-
tiken der vordern Hauptfacade, läuft. Die Fenster der
Flügel, deren Weite zwei- Zoll mehr alö ihre Oeffnung
beträgt, sind am Sturz mit einer von Kragsteinen ge-
tragenen Frise und Cvrnische verziert und ruhen auf ei-
nem fortlaufenden gegliederten Gesims.

Die Ordnung der Höfe ist dieselbe, wie die der
Außenseite der Flügel, ausgenommen, daß den Fenstern,
des geschlossenen und mehrgeschüzten Raumes wegen, keine
Cvrnische gegeben ist. In der Mitte jedes Hofs befin-
det sich ein Springbrunnen, dessen Wasser in eine runde
Schaake fällt.

Wegen ihrer Größe mußten der Hauptsaal und der
Speisesaal Säulenstellungen erhalten, für welche der
Architekt ebenfalls die jonische Ordnung wählte. Der
rrsteve nimmt die ganze Höhe 'des Mittelgebäudes ein
und trägt ein Tonnengewölbe, das sich in der Mitte zu
einer von Strebebogen gestüzten Kuppel erbebt, durch
deren Oeffnung das Hauptlicht einfällt; der Speisesaal
hat einen Plafond und sämmtllche Gemächer sin- flach
gewölbt, so daß sie die schönsten Räume zur Ausschmückung
mit Frescogemälden darbieten.

Für die jonische Ordnung des Mittelgebäudes dien-
ten der Ceresrempel am Ilissus und die Propyläen des
Cerestempels zu Eleusis als Vorbilder; jener, da sein
zierliches Kapitell dem einfachen und schlanken Charakter
des Pcristyls entsprach; diese, weil die Ausladung ihrer
Voluten und die Verzierung der Knaufplatte mit dem
reichern Ansehen übereinstimmte, welches der Hauptsaal
des Gebäudes nothwendig erhalten mußte.

An den Flügeln vermied der Architekt die dorische
Ordnung, da sie neben dieser einfachen jonischen durch
ihre Triglpphen und Dielenköpfe zu reich ausgesehen ha-
ben würde. Die angenommene toskanische ist nach Pal-
ladio, jedoch etwas reicher in ihrem Kapitell gehalten,
um sie mit der jonischen des Mittelgebäudes in Ueber-
einstimmung zu setzen. So sind auch die allgemeinen
Verhältnisse der Anordnung und der Tbeile nach den
Grundsätzen Palladio's angelegt, der in den zahlreichen
Landhäusern, womit er sein Vaterland geschmückt, die
schönsten Beyspiele dafür hinterlassen hat.

Indem wir diese faktische Rechenschaft von dem Ver>
fahren des Hrn. Sa lucci geben, glauben wir ihm das
beste Lob zu sprechen. Auch werden gewiß Alle, die das
Gebäude betrachten, mit uns gestehen, daß er die ihm
gestellte Aufgabe sehr befriedigend gelöst hat.

Mit eben so viel Bevfall wird man sich auch von

dem Verdienst der Ausführung überzeugen. Alle Säu-
len und äußern Wände, Gesimse, Thür - und Fenster-
gewände, der Sockel und alle Glieder sind aus großen
Werkstücken mit ausgezeichneter Sorgfalt gearbeitet und
zusammengefügt: besonders ist die Arbeit der Steinmetzen
an den Kapitellen und Verzierungen durchgängig zu be-
wundern. Die innern Wände sind, wie die Gewölbe,
sämmtlich aus Backsteinen aufgeführt. Die Giebelfelder
der Portiken und die Felder der Attika über denen an
den Nebenseiten sollen Basreliefs aus Gußeisen, mit ei-
nem Bronzcüberzug, erhalten, welche zu dem heitern An-
sehen des Ganzen nicht wenig beptragen werden. Nach
Vollendung der innern Einrichtung wird dieß Gebäuden
welches schon jezt eine vorzügliche Zierde der Gegend ist,
gewiß ein eben so angenehmer als würdiger Aufenthalt
für die königliche Familie sepm

S.

Die dicßjahngc Ausstellung der königlichen Akademie

zu London.

(Fortsetzung.)

C o m u s. Von dem verstorbenen F ü ß l i.
Nichts kann der Natur und Wahrheit ferner liegen als
dieses Gemälde in Bezug auf Phantasie, Einbildungs-
kraft oder Gefühl. Was die Wahrheit der Zeichnung
betrifft, so ward sie von den wärmsten Verehrern F's
nie für seine Werke in Anspruch genommen; im Gegcu-
theil, das Verdienst seiner Zeichnung besteht darin,
daß sie nie und nimmer treu ist; wäre sie das, so
wären alle seine andern Verdienste null und nichtig.
Die Weise, wie er seinen Gegenstand behandelt hat, ist
gerade wie es sich von der Eigenthümlichkeit seines Strls
erwarten läßt, der sich mancberlep allegorischen Gegen-
ständen sehr gut anpaßt, bcp andern ganz versehlt ist. Co-
mns gehört zu den leztern — erschreckende und erschrockene
Figuren in erschreckliches Gelb und Grün gekleidet.

Th orige Ermahnungen. Von G. S. New-
ton. Ein kleines und nicht sehr gefälliges Porträt von
W. Scott und das genannte Gemälde ist alles, was
Newton in diese Ausstellung gab. Mau hat allgemein
mehr von ihm gehofft, als er leistet. Die Hauptfigur ist
eine fast ganz treue Copie aus einem von Newton's frü-
heren Gemälden, das auch im Kuvfcrstich erschien: sonst
ist unser Bild nicht nur leichthin gearbeitet, sondern
auch die Behandlung ganz unübereinstimmend mit dem
Gegenstand. Wir sollen ein junges Mädcheu sehen, die
von ihrem Liebhaber träumt, während ein alter Wächter
ihr Erbauungen über Dinge verliest, die tu keinen Be-
zug zu ihren Gefühlen stehen.

Der Hafen von Dieppe. Von I. M. W.
Turner. Es gibt ein englisches Sprichwort, das heißt:
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