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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 29.1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.6188#0057

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Literatur — Vermischtes

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volle Biographie und Charakterschilderung, die das Gesamt-
bild der Persönlichkeit, welches das 1003 von Julius Vogel
über den Maler Greiner veröffentlichte Buch bereits ent-
warf, vertieft und bereichert. Im zweiten Teil wird eine
zusammenfassende Skizzierung des künstlerischen Werde-
ganges, speziell auf graphischem Gebiet, unternommen.
Hier hätte vielleicht noch etwas schärfer umrissen, vor
allem die technische Entwicklung noch mehr betont
werden können. Man erführe gern von dem besten Kenner
Greinerscher Kunst und ehemaligen Vertrauten des Künst-
lers von seinen ersten Entwicklungsjahren an, unter welchen
Gesichtspunkten oder Einwirkungen Greiner allmählich vom
kraftvoll breiten, malerisch tonigen Strich zu dem zarten
rein graphischen der Spätzeit überging, ob er damit das
Umflossensein von durchsichtiger lichter Luft zum Aus-
druck bringen wollte, das zuweilen tatsächlich erreicht
wurde und so eine Umsetzung impressionistischer An-
schauungen von der malerischen in die streng graphische
Ausdrucksweise erstrebte. Auch hätte der Sammler viel-
leicht noch ein Namhaftmachen der wichtigsten und
seltensten Drucke nach ihrer augenblicklichen Bewer-
tung in diesem Kapitel gern gesehen. Die Beschrei-
bungen der 112 Drucke sind außerordentlich gewissen-
haft gegeben, was in Anbetracht dessen, daß besonders
die frühen tonigen Werke selbst im Original schwer
erkenn- und deutbare Teile enthalten, eine Ergänzung der
Abbildungen bedeutet. Denn trotz ihrer Schärfe können
sie bei kleinerem Format nicht immer alles Notwendige
vermitteln. Die Beschreibung der Zustände gibt ein klares
Bild des betreffenden Stadiums, und die Heranziehung von
Studien in Zeichnung, Ölgemälden gleichen Inhalts und
Angabe von deren Besitzer oder deren Abbildungen macht
das Werk auch für die weitere Forschung über den Maler
und Zeichner Greiner zur wichtigen Quelle. Daß bei den
Beschreibungen zuweilen der Stil zu schwer, die Satze zu
iang und darum unübersichtlich geraten sind, ist ein aus
der Tugend der Genauigkeit erwachsener Fehler. Wer je
«ach einem Verzeichnis graphische Blätter bestimmen
mußte, dankt dem Autor die Knappheit des Satzbaus be-
sonders. Bei Greiner ist der Fehler nicht folgenschwer,
weü die Blätter sich inhaltlich meist stark und darum rasch
scheiden. Wünschenswert wäre es (nicht nur in bezug
auf dieses Buch, sondern alle Werke dieser Art), wenn,
was bisher nicht üblich, bei Bücherzeichen und Bildnissen
eine ganz knappe Orientierung über den Besitzer oder
Dargestellten erfolgte, d. h. seinen Beruf, oder bei Damen
ihre Familie u. dgl da sich ja meist die Darstellung
darauf bezieht. Auch die Angabe des Aufenthaltsortes, ob
noch lebend oder schon verstorben, als Quelle für weiter
Forschende, wäre nützlich (ersteres übrigens von Vogel
meist berücksichtigt), weil doch solch streng wissenschaft-
llche Werke auch in ferner Zukunft, der persönliche Be-
ziehungen längst versunken sein werden, noch grundlegend
für die Kunst»___t~--. ■ • -

---geschiente sind. , . , ., ,

B Daß man immer im »guten Deutsch« ruhig schreibt.
'Ex libris Wilhelm Weigand« usw. unter Ignorierung des
Sinnes, der den Genitiv fordert, ist eigentlich eine Sprach-
sunde, auf welche bei dieser Gelegenheit einmal hinge-
wiesen sei.

Eine selbst dem praktischen Fachmann nicht immer
leicht zu lösende Scheidung der Photolithographien, Licht-
drucke und Strichätzungen von den Originallithographien
Greiners wurde im Anhang unternommen, was falschen
Bewertungen dankenswert entgegenarbeitet. Ein sorg-
fältiges Register erleichtert noch die Benutzung dieses
Werkes, das den Künstler ebenso ehrt, wie es dem Autor
einen ehrenvollen Platz in der Reihe der Verfasser von
Oeuvre-Katalogen sichert. Heyne.

Hessen-Kunst 1918. Herausgegeben von Dr. Chr. Rauch.
Zeichnungen von Otto Ubbelohde. Verlag von N. G. El wert,
Marburg.

Mit der gewohnten Pünktlichkeit ist gut zwei Monate
vor dem Jahresende der »Hessenkalender« in seinem zwölf-
ten Jahrgang erschienen, trotzdem dessen Herausgeber im
Felde steht; und der für Heimatkunst unermüdlich tätige
Verleger, der im Sommer unter dem Titel »Hessen-Hei-
mat« ein mit zahlreichen Illustrationen der besten hes-
sischen Künstler geschmücktes Heft hat erscheinen lassen,
hat auch dieser neuen Veröffentlichung die gewohnte gute
äußere Ausstattung hinsichtlich des Papiers, der Klischees
und des Druckes zu geben verstanden — aller Schwierig-
keiten ungeachtet. Den Bildschmuck: Titel, Kalender-
bilder und die eingestreuten ganzseitigen Illustrationen,
Motive heimatlicher Landschaft und Städte, hat dieses Mal
Otto Ubbelohde beigesteuert, dessen Name als Illustrator
sich längst in Deutschland guten Klang erworben hat.

Von den kunsthistorischen Beiträgen behandeln zwei
junge Künstler, die der Krieg als Opfer allzu früh der
Kunst genommen hat: den Architekten Otto Doerrbecker,
dem Wiedemann den warm anerkennenden Nachruf widmet,
und den Maler Max Hoffmann, dessen Zeichnungen der
Marburger Ordinarius R. Hamann künstlerisch analysiert.
Drei weitere kurze Aufsätze handeln von alter Kunst. Die
Denkmäler der Stadt Schlitz in Oberhessen bespricht H. Knodt;
einen bedeutenden Kruzifixus im Dorfe Caldern bei Mar-
burg (14. Jahrhundert) schreibt der Archivdirektor Küch dem
Marburger Lettnermeister zu und ein übersehenes Werk
Backofens veröffentlicht Klingelschmitt, den Kruzifixus aus
Tuff in der Mainzer Peterskirche. Onnau.

Die Ausgabe einer wichtigen kunstgeschichtlichen Ver-
öffentlichung steht für Anfang Dezember bevor: Wilhelm
von Bode hat seine vor zehn Jahren unter dem Titel
»Rembrandt und seine Zeitgenossen« bei E. A. Seemann
herausgegebenen Studien einer vollständigen Umarbeitung,
Vermehrung und Erweiterung unterzogen und daraus ein
reich illustriertes Handbuch gestaltet, das unter dem Titel
Die Meister der holländischen und vlämischen
Malerschulen jetzt bei E. A. Seemann erscheinen wird.

VERMISCHTES

Eine neue Art der Vereinsgabe und ihrer Vertei-
lung hat der Sächsische Kunstverein am 30. Juni 1915
beschlossen, und dieser Beschluß wird jetzt zum erstenmal
ausgeführt. Der Übelstand der Vereinsgabe in allen
Kunstvereinen liegt wie bekannt darin, daß 2000 oder noch
mehr Mitglieder alle dasselbe Kunstblatt erhalten und daß
es durch diese Massenauflage von vorn herein entwertet
ist. Um also den etwa 2200 Mitgliedern des Sächsischen
Kunstvereins nicht mehr wie bisher Massenauflagen, son-
dern künstlerisch wertvolle Werke in kleiner Auflage zu
bieten, werden etwa 11 graphische Werke, bei Plastik ent-
sprechend weniger, angekauft. Die graphischen Blätter
werden von den Künstlern unterschrieben. Die 2200 Mit-
glieder werden dann in 11 Gruppen eingeteilt und jede
Gruppe erhält ein Blatt, so daß also nur 200 Mitglieder
dasselbe Blatt erhalten. Welches Blatt jede Gruppe er-
hält, wird durch das Los bestimmt. In diesem Jahre
werden neun Radierungen und zwei Holzschnitte verlost,
und zwar sind darunter recht erfreuliche Kunstwerke: Die Ur-
waldwetterbäume von Georg Gelbke, die Alte Ziegelei
von Artur Henne, der Kirchgang in Dachau, Holzschnitt
von Walther Klemm in Weimar, die Eisbahn auf dem
Müggelsee von Paul Paeschke in Berlin, Sitzendes Mädchen
von Carl Anton Reichel in Salzburg, Windmühle von Carl
 
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