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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 29.1918

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Hampe, Theodor: Die deutschen Medailleure des XVI. Jahrhunderts
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6188#0072

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123 Die deutschen Medailleure des XVI. Jahrhunderts — Personalien — Wettbewerbe — Sammlungen 124

hard Baumgartner (1526), Albrecht Dürer (1527), Hierony-
mus Holzschuher (1529) u. a. hergeleitet werden, freilich
auch dann nicht sowohl einen Aufstieg als vielmehr einen
Rückgang der Leistung, um nicht zu sagen den Verfall be-
deuten, wie er sich auch aus der an Frische und Unmittel-
barkeit rasch verlierenden Spätzeit und dem fortgesetzt zu-
nehmenden Geschäftsbetriebe Gebeis nur zu wohl erklären
ließe. Können wir doch bei der Bildniskunst des Meisters
ähnliche Beobachtungen machen.

Manches scheint aber nun doch darauf zu deuten, daß
auch jene prächtigen, stilistisch ungleich frischeren und
großzügigeren Wappendarstellungen aus Gebeis Werkstatt
hervorgegangen sind. Einmal nämlich können wir ver-
schiedene Ubergänge von der einen zu der anderen, so
wesensfremd anmutenden Art feststellen. Eine solche
Mittelstellung nehmen etwa die Wappenrückseiten der
Medaillen auf Hans Neukum (1526), Bernhard Uttersy (1527),
Martin Geuder (1528), Kastulus Fugger (1528) u. a. ein.
Von der Medaille auf Christoph Kress von 1526 gibt es
Stücke mit vortrefflichem Frührenaissance-Wappen und
solche, die in ihrer Heraldik deutlich an die spätere Art
Gebeis gemahnen. Auch die Medaillen auf Georg Her-
mann von 1529 stehen stilistisch in der Mitte, ja die ge-
schmackvolle Anordnung und feine Ausarbeitung, welche
die u. a. mit der Darstellung einer brennenden Kerze und
dem Wahlspruch »fungendo consumor« geschmückte Rück-
seite einer derselben aufweist, gemahnt ohne Zweifel noch
mehr an die gute ältere Art. Und gerade für diese Georg
Hermann-Medaillen läßt sich nun durch Briefstellen, die
ich im nächsten Heft (Jahrgang 1917/1918) der Mitteilungen
aus dem Germanischen Nationalmuseum zu veröffentlichen
gedenke, beweisen, daß sie der Werkstatt Mathes Gebeis ent-
stammen. Sie wurden nämlich auf Veranlassung Georg
Hermanns durch den damals in Nürnberg ansässigen Ka-
stulus Fugger einem »Meister Mathes« in Auftrag ge-
geben und von diesem, mit dem natürlich nur Mathes
Gebel gemeint sein kann, zu Ende des Jahres 1529 fertig-
gestellt. Wir müssen uns demnach wohl bequemen, die
Neugruppierung Habichs im wesentlichen als zu Recht be-
stehend anzuerkennen, und es bliebe höchstens noch die
Frage zu erwägen, wie weit hie und da Werkstattgenossen
maßgebenden Einfluß auf Zeichnung, Stil und Technik ge-
wonnen haben, worauf auch von beiden oben skizzierten
Typengruppen ganz abweichende Wappenzeichnungen (bei
Leopold von Klitzing 1526, Konrad Reutter, Abt von
Kaisersheim 1527) gelegentlich hinzudeuten scheinen, wie
weit etwa die Auftraggeber und die von ihnen beige-
brachten Vorlagen eingewirkt haben und ob das Ganze
schon so fest gefügt ist, daß in Einzelfällen nicht doch von
der weiter dringenden Forschung noch Ausscheidungen
oder Verschiebungen zu erwarten sein werden.

Und was hier an dem Falle Gebel etwas näher er-
läutert w.urde, das gilt auch für manche andere Abschnitte
des hochverdienstlichen Buches, das, mag auch im einzelnen
noch viel zu klären sein, doch im allgemeinen unsere
Wissenschaft von der gegossenen deutschen Bildnismedaille
des 16. Jahrhunderts — die geprägte Schaumünze und auch
die »Miscellanmedaille« treten bei Habich zunächst stark
in den Hintergrund — auf eine neue zuverlässige Grund-
lage gestellt hat. Theodor hampe.

PERSONALIEN

Der bisherige Münchener Stadtbaurat Richard
Schachner, der, wie bereits gemeldet, auf den Lehrstuhl
Hocheders an der Münchener Technischen Hochschule be-
rufen wurde, steht im 45. Lebensjahr. Er war ein Schüler
von Friedrich von Thiersch und Heinrich von Schmidt und
ist seit dem Jahre 1903 in der Münchener Stadtverwaltung

tätig. Unter seinen Werken für die Stadt München sind
das Krankenhaus in Schwabing und die große Markthalle
in Giesing wegen ihrer vorbildlichen Anlage und Form
besonders hervorzuheben.

WETTBEWERBE

Die Ausmalung der Maximilianskirche in München.
Im Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die Aus-
malung der Maximilianskirche, der von der Deutschen Ge-
sellschaft für christliche Kunst veranstaltet worden ist, er-
rangen den ersten Preis Theodor Baierl in München und
den zweiten Preis Felix Baumhauer in München.

SAMMLUNGEN
Budapest. Dem Museum der bildenden Künste haben
einige Kunstliebhaber: die Baronin Bernhard Groedel, die
Baronin Taxis-Groedel, Baron Eugen Kohner, Marcell v.
Nemes, Dr. Aurel Dobay, Hermann Rosenberg und Max
Schiffer eine kleine »Grablegung Christi« in der Art des
Geertgen tot St. Jans, ferner Ministerialrat Hugo v. Kilenyi
einemonograinmierte »Bauernhochzeit« von Härmen Fransz.
Hals und Ludwig Ernst ein »Parisurteil« von Cornelisz
van Haarlem (monogrammiert und datiert 1628) zum Ge-
schenk gemacht. Diese drei Stücke entstammen der un-
längst stattgefundenen Versteigerung der Sammlung v. Ki-
lenyi in Budapest. Auf der Auktion Richard v. Kaufmann
in Berlin erwarb das Museum der bildenden Künste Colijn
de Coters Magdalena. Dieses Bild und ein anderes mit
dem heil. Johannes (1913 im Besitze von Charles Sedel-
meyer in Paris) bildeten zusammen die Flügelbilder zu einem
Passionsaltar, dessen Mittelstück unbekannt ist.

FORSCHUNGEN
Ein unbekanntes Gemälde des Adriaen Pietersz.
van de Venne. Gerhardus Knüttel hat in einer sorg-
fältigen und gehaltvollen Arbeit über »Das Gemälde des
Seelenfischfangs« (Haag, Martinus Nijhoff 1917) auch die
weitere Entwickelung van de Vennes an Hand einer chrono-
logischen Liste seiner mehrfarbigen Gemälde ausführlich
behandelt, die in die Zeit von 1614—1630 fallen. Die Zahl
solcher Gemälde dieses Künstlers beträgt nach Knüttels
Angabe 39, von welchen jedoch das Bild »Wat maeckme
al om gelt« in der Budapester Galerie (Nr. 479) ausge-
schieden werden muß, weil es in Grisaille-Technik aus-
geführt ist. Hingegen möchten wir der Liste ein reiz-
volles kleines Bild in bayrischem Privatbesitz (Architekt
Ludwig Behr in Tutzing am Starnberger See) hinzufügen,
welches aus dem Besitze des verstorbenen Hofmalers
Robert Scholtz in Budapest stammt, der es in der Kunst-
handlung Goudstikker in Amsterdam erwarb. Bis jetzt
waren von Adriaen van de Venne nur drei Winterstücke
bekannt: »Der Winter« im Kaiser-Friedrich-Museum in
Berlin, »Das Eisvergnügen« im Rijksmuseum in Amster-
dam und die »Schlittenfahrt des Prinzen Moritz« in der
Sammlung Ed. Goldschmidt in Berlin. — Ferner wird in
der Literatur eine »Winterlandschaft« angegeben, die sich
um 1813—1814 in der Sammlung J. G. Deusinger in Augs-
burg befand. Diesen Bildern können wir nun ein fünftes
Winterstück anreihen: Über eine zugefrorene Wasserfläche
wölbt sich eine hochansteigende Brücke, unter welcher ein
vornehm gekleideter Schlittschuhläufer durchfährt. Auf der
Brücke, rechts und links von ihr weitere Personen. Im
Vordergrunde am Wege trägt ein Mann auf seinem Rücken
einen Schlitten, während ein anderer mit einem Hunde
geht. Ganz nach rechts ein alter Mann mit der Axt zum
Verhauen des Eises, einem Fischkorb und einer Fisch-
harpune. An den Ufern fein ausgeführte Bäume, auf dem
 
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